WERDER.DE: Für Geflüchtete ist es also äußerst schwer, überhaupt in Vereinen aktiv sein zu können.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Das war es zumindest lange. Bislang brauchte man einen offiziellen Aufenthaltsstatus. Auch durch die Flüchtlingsarbeit in Bremen haben wir es aber geschafft, dass deutschlandweit mittlerweile die Erstregistrierung ausreicht, um beim Fußball am regulären Spielbetrieb teilzunehmen. Das heißt, viele können nun schon nach drei Wochen mit gleichaltrigen Jugendlichen im Verein spielen anstatt bis zu 14 Monate warten zu müssen."
WERDER.DE: Auch aus der Profi-Mannschaft heraus kommt ein starker Impuls, sich zu engagieren. Wie kam es dazu?
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Zunächst einmal bin ich sehr glücklich, dass das Bewusstsein einer großen sozialen Verantwortung auch innerhalb unserer Mannschaft so fest verankert ist. Als vergangenes Jahr immer mehr Menschen Bremen erreichten, darunter speziell sehr viele Jugendliche, kam im Team der Gedanke auf, eine kontinuierliche Unterstützung zu leisten, die nachhaltig ist. Den Spielern war wichtig, dass den oft traumatisierten Menschen Zeit gespendet wird und nicht Geld in Form einer öffentlichkeitswirksamen Inszenierung."
WERDER.DE: Wie man es leider allzu häufig gesehen hat…
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Leider ja. Die Mannschaft wollte unbedingt, dass es sich um eine zweckgebundene Hilfe handelt, die bei den betreffenden Personen ankommt. Bereits im Januar kam es deshalb zu ersten Gesprächen zwischen Vertretern der Stadt und dem Mannschaftsrat. Gemeinsam wurde beispielsweise eine Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Habenhausen besichtigt. Die Spieler wollten sich selbst einen Eindruck verschaffen, mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und herausfinden, was wirklich gebraucht wird."
WERDER.DE: Mittlerweile sind die Planungen weit fortgeschritten. Wie wird die Unterstützung konkret aussehen?
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Das Team wird einer Wohneinrichtung junger Geflüchteter im Stadtteil Walle einen Sportkoordinator finanzieren. Ende Juni nimmt dieser seine Arbeit in einer Einrichtung mit 88 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im ehemaligen Zollamt auf. Ich bin sehr froh, dass der Paritätische Wohlfahrtsverband dem Wunsch der Mannschaft nachkommt und eine Fortführung der Arbeit auch nach Auslauf der einjährigen Anfangsfinanzierung gewährleistet. Sehr positiv ist, dass in der Einrichtung an der Hans Böckler Straße Menschen einen Dauerwohnplatz für zwei bis drei Jahre bekommen. Die Vergangenheit zeigt, eine gelungene Integration ist nur mit genau solchen langfristig angelegten Projekten möglich."
WERDER.DE: Vor der Tür steht auch die Bremer Diversity Tafel 2016, die dieses Jahr im Weser-Stadion stattfinden wird.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Wir sind sehr stolz, dass wir mit WERDER BEWEGT als Gastgeber unsere Arbeit präsentieren können und uns mit vielen Bremer Unternehmen bei Themen wie der sozialen Verantwortung von Firmen, gelebter Vielfalt und Chancengleichheit im Alltag noch enger vernetzen können. In den letzten Jahren fand die Diversity Tafel ja im Mercedes-Benz Werk Bremen, bei der Gewoba unserem Partner Team neusta oder auf der Breminale statt. Ich erhoffe mir am kommenden Dienstag erneut einen regen Austausch und viele neue Ideen für unsere Arbeit."