„Ich wollte unbedingt für Werder spielen“

Marco Friedl im Interview (Teil 2)

Marco Friedl übernimmt als junger Spieler bereits viel Verantwortung (Foto: nordphoto).
Interview
Dienstag, 10.11.2020 / 14:57 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Nach erfolgreicher Jugendzeit schaffte Marco Friedl beim FC Bayern München den Sprung zu den Profis. Anfang 2018 kam er zum SV Werder und hat sich mittlerweile als Innenverteidiger etabliert.

Im zweiten Teil des großen WERDER.DE-Interviews spricht der frischgebackene A-Nationalspieler Österreichs über seine enge Freundschaft zu Landsmann David Alaba, die Unterschiede zwischen der vergangenen und der laufenden Saison sowie seine Bewunderung für Sergio Ramos.

WERDER.DE: Marco, wie hast du deinen Schritt vom Jugendfußball zu den „Großen“ erlebt?

Marco Friedl: „Sich tatsächlich bei den Profis „festzubeißen“, war sicherlich der deutlich schwerste Schritt in meiner Karriere. Man muss von einem auf den anderen Moment den Schalter im Kopf umlegen und weiß: Es wird dir nichts geschenkt, du musst jederzeit zu 100 Prozent fokussiert sein, sonst kannst du nicht bestehen. Mir ist es zum Glück relativ schnell gelungen. Auch weil ich schon sehr früh regelmäßig mit der zweiten Mannschaft trainiert hatte.“

WERDER.DE: Was war für dich das Wichtigste auf dem Weg in den Profifußball?

Marco Friedl: „Abgesehen von meiner Familie sicher die Tatsache, dass mich David Alaba früh „unter seine Fittiche“ genommen hat und ich durch ihn gute Einblicke in den Profifußball bekommen habe. Er stand mir immer zur Seite, hat mir viele Tipps gegeben. Und ich durfte auch erleben, wie er abseits des Fußballplatzes ist. Seine Professionalität schon in jungen Jahren war einfach Wahnsinn. Er will immer unbedingt gewinnen, überlässt auf dem Platz nichts dem Zufall. Aber außerhalb des Platzes ist er sehr ruhig, ein Familienmensch. Er hat mir gezeigt, wie man von einer auf die andere Sekunde das Zurückhaltende ablegen und auf dem Platz explodieren kann.“

WERDER.DE: David Alaba ist sechs Jahre älter als du. Wie ist diese Freundschaft entstanden?

Marco Friedl: „David wohnte damals im Bayern-Internat, ich pendelte von zu Hause in Österreich nach München. Aber wir waren im selben Jahr zu den Bayern gekommen, und daher habe ich ihn irgendwann mal gefragt, ob wir ein gemeinsames Foto machen können. Dabei haben wir uns etwas ausgetauscht. Ich habe ihm gesagt, dass ich auch beim FC Bayern spiele, auch aus Österreich komme. Kurz danach wechselte David allerdings nach Hoffenheim, und wir hatten zunächst keinen Kontakt mehr. Als er dann zurückkam nach München, hat er sich über meinen damaligen Trainer meine Telefonnummer besorgt und mich angerufen. Wir haben zunächst ab und zu gemeinsam etwas unternommen. Und daraus ist eine sehr enge Freundschaft entstanden.“

WERDER.DE: Ende Januar 2017, einige Wochen vor deinem 19. Geburtstag, gehörtest du zum ersten Mal bei einem Bundesliga-Spiel zum Profikader des FC Bayern. Es ging damals nach Bremen. Wie war das für dich?

Marco Friedl: „Ich war überwältigt, sehr froh und glücklich, dass ich das erleben durfte als junger Spieler und Teil dieses Auswärtsspiels in einem vollen Bundesliga-Stadion sein konnte – auch ohne eingesetzt zu werden. Die Freude hat tatsächlich mehrere Wochen angehalten. Und dieses Erlebnis hat mich noch einmal darin bestärkt, dass es unbedingt mein Ziel ist, regelmäßig in der Bundesliga zu spielen.“

WERDER.DE: Das gelingt dir nun seit einiger Zeit hier in Bremen. Bei deinem Wechsel wurdest du gefragt, ob es ein Rückschritt für dich sei…

Marco Friedl: „Und ich konnte ganz klar sagen: Nein. Im Fußball braucht man Veränderungen. Ich war sehr jung und nach den ersten Gesprächen mit Werder voller Vertrauen in diesen Verein. Ich wollte unbedingt für Werder spielen. Die große Tradition hier ist unglaublich, und es macht mich stolz, Teil dieses Vereins zu sein.“

WERDER.DE: Was ist diese Saison anders als in der schwierigen vergangenen Spielzeit?

Marco Friedl: „Wir sind gefestigter, kompakter, noch mehr zu einem echten Team geworden. Wir verteidigen zusammen, wir greifen zusammen an. Wir haben derzeit auch mal das nötige Quäntchen Glück, weniger Verletzte. Und speziell nach der Niederlage gegen Hertha am ersten Spieltag haben wir noch einmal knallhart angesprochen, dass es nicht wieder wie letzte Saison werden soll, sondern dass wir uns alle zusammenreißen müssen. Wir sind aus meiner Sicht noch einen Tick aggressiver als vergangenes Jahr. Das lohnt sich und zahlt sich bisher aus.“

Ich habe in extremen Drucksituationen gespielt
Marco Friedl

WERDER.DE: Wie hast du die schwierigen Phasen vergangene Saison überstanden, als du von einigen Medien, wie du selbst sagst, „zum ersten Mal richtig angezählt“ wurdest?

Marco Friedl: „Am Anfang war es wirklich hart für mich, damit umzugehen. Aber ich hatte dann sehr gute Gespräche mit den Trainern, habe mich voll auf mich und meine Arbeit fokussiert, weil ich einfach Gas geben und so schnell wie möglich die Negativschlagzeilen vergessen machen wollte. Ich wollte beweisen, dass ich deutlich besser spielen kann, als ich es eine Zeit lang gezeigt hatte.“

WERDER.DE: Konntest du dabei von dem, was du als junger Spieler beim FC Bayern mitgenommen hast, zehren?

Marco Friedl: „Auf jeden Fall. Die volle Fokussierung auf mich und die Arbeit habe ich dort gelernt. Ich hatte letzte Saison auch immer den Glauben daran, dass wir diese schwierige Situation meistern, weil ich von den Qualitäten unserer Mannschaft und jedem einzelnen Mitspieler überzeugt bin. Am Ende war es eine Willensleistung. Wir haben in einer wirklich schwierigen Saison noch das Ruder herumgerissen.“

WERDER.DE: Eine harte Zeit, aus der du aber viel lernen konntest?

Marco Friedl: „Extrem hart! Aber ich habe als junger Spieler viel gespielt, war ein wichtiger Teil der Mannschaft. Wenn man so mittendrin ist und dann am Ende den Ausgang positiv gestalten kann, prägt das enorm. Ich habe in extremen Drucksituationen gespielt und weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man trotzdem „abliefern“ muss.“

 

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WERDER.DE: Du hast vor einiger Zeit verraten, dass dir auf deiner Position als Innenverteidiger Sergio Ramos sehr imponiert. Warum?

Marco Friedl: „Jeder hätte Sergio Ramos gerne in seiner Mannschaft. Er ist ein echter Leader, hat ein riesiges Kämpferherz, würde für seinen Club sterben. Er übernimmt Verantwortung, bringt als Innenverteidiger alles mit, was man auf dieser Position braucht, und ist nicht nur defensiv stark, sondern auch offensiv. Man kann von ihm in jedem Spiel eine Menge lernen.“

WERDER.DE: Durch die Corona-Pandemie ist derzeit Vieles anders als sonst. Wie erlebst du diese Zeit?

Marco Friedl: „Die Veränderungen sind wirklich krass. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir mal so lange in leeren Stadien ohne Zuschauer spielen? Aber die Zeiten sind insbesondere für viele Leute, die nichts mit dem Fußball zu tun haben und zum Beispiel in der Gastronomie ihr Geld verdienen, schwierig. Ich hoffe, dass wir das bald hinter uns lassen können. Im Moment ist es einfach das Wichtigste, sich selbst und seine Mitmenschen zu schützen.“

WERDER.DE: Man spürt, dass du es sehr zu schätzen weißt, wie privilegiert man als Fußball-Profi ist…

Marco Friedl: „Jede Menge kleiner Jungs träumt davon, Fußballer zu werden. Nur ganz wenige schaffen es. Deshalb bin ich dafür sehr dankbar. Als Kind war dieses Ziel für mich unglaublich weit weg. Ich habe mir gedacht, wie toll ein Leben als Fußball-Profi sein muss, wusste aber noch nicht, wie viel Arbeit und Verzicht es bedeutet. Wenn ich jetzt zurückblicke und weiß, wie weit der Weg bis hierhin war, dann erinnere ich mich gerne daran zurück. Profi-Fußball ist ein knallhartes Geschäft. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich da bin, wo ich bin.“

WERDER.DE: Mittlerweile als A-Nationalspieler Österreichs. Wie hat sich das Debüt in der Nationalmannschaft angefühlt?

Marco Friedl: „Ein Kindheitstraum ist wahrgeworden. Es war immer mein Ziel, dabei zu sein. Der erste Einsatz im A-Nationalteam zeigt mir, dass wir zwar zuletzt kleine gute Saison gespielt haben, aber diese Zeit letztlich durch die viele Spielzeit auch eine erfolgreiche Seite für mich hatte.“

WERDER.DE: Österreichs Hauptstadt Wien wurde vor einige Tagen von einem Anschlag erschüttert. Wie hast du diesen Terror aus der Ferne erlebt?

Marco Friedl: „Ich war traurig und schockiert, habe noch in der Nacht mit vielen Freunden aus Wien telefoniert. Wir waren teilweise zu zehnt am Telefon und haben darüber gesprochen, uns die Bilder angeschaut. Ich habe gespürt, wie sehr es Freunde, die nur gut einen Kilometer vom Anschlagsort entfernt wohnen, getroffen hat. Es ist für alle Österreicher auch Tage danach noch immer ein schockierendes Ereignis.“

WERDER.DE: Du bist auch ein begeisterter Tennisspieler, genau wie dein Trainer. Wann forderst du ihn heraus?

Marco Friedl: (lacht) „Irgendwann werde ich das machen. Aber ich weiß, dass ich dafür noch einige Trainingseinheiten brauche. Florian spielt sehr gerne und sehr gut. Mir fehlt dagegen etwas die Spielpraxis. Im Sommer habe ich viel mit meinen Eltern gespielt. Hier in Bremen pendele ich aber meistens nur zwischen Zuhause und Training. Nach Österreich zu meiner Familie zu reisen, ist im Moment nicht möglich. Daher ist meine Tenniskarriere derzeit etwas auf Eis gelegt.“

 

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