"Solche Spiele waren keine Seltenheit"

Frank Rost im Interview

Frank Rost springt im Spiel zu einem Ball.
Frank Rost blickt auf eine erfolgreiche Karriere beim SVW zurück (Foto: nordphoto).
Interview
Freitag, 02.02.2024 / 13:15 Uhr

Das Interview führte Fiona John

Mehr als 200 Spiele im Trikot des SV Werder, zwei DFB-Pokalsiege und eine Deutsche Meisterschaft stehen in der Vita von Frank Rost. Der Torhüter spielte in einer der erfolgreichsten Zeiten der Vereinsgeschichte bei den Grün-Weißen und erlebte an der Weser viele denkwürdige Spiele und Momente. Zum 125. Geburtstag des SVW blickt der 50-Jährige im Interview auf einige davon zurück, holt einige Anekdoten hervor, über die er bis heute schmunzeln muss und spricht über die Entwicklung der aktuellen Mannschaft.

WERDER.DE: Moin Frank, sag mal, würden dir bei einer Einladung in das aktuelle Sportstudio im ZDF auch heute noch fünf Treffer an der Torwand gelingen?

Frank Rost: Also ich würde es zumindest probieren. Ob es mir gelingt?! Ich würde zumindest die Torwand treffen (lacht).

WERDER.DE: Inka Grings war die nächste Person, der das gelang – ganze 20 Jahre nach dir. Leicht ist das also nicht – gerade als Torwart. Warst du 1999 besonders treffsicher?

Frank Rost: Ich würde mal sagen 1999 hatte ich einen Lauf.

WERDER.DE: Stimmt. Das kann man so sagen. Schließlich hast du Werder mit deinem verwandelten Elfer und dem anschließend gehaltenen Schuss 1999 zum DFB-Pokalsieger gemacht. Wie hast du den Erfolg in Erinnerung behalten?

Frank Rost: Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Dafür macht man das ja als Sportler. Es waren viele schöne Momente. Immer wenn ich wieder ins wohninvest WESERSTADION komme und ein paar Leute von früher treffe, kann ich mich wieder drüber freuen.

WERDER.DE: Wir schauen aktuell ja mit einem Auge zum Afrika Cup. Dem Keeper der DR Kongo, dem kommenden Kontrahenten von Naby Keïta, ist dort gerade ein ähnliches Kunststück gelungen, in dem er sein Team mit einem Elfer eine Runde weiter geschossen hat. Wie ist das als Torwart da die Seiten zu wechseln?

Frank Rost: Das kommt immer auf die Situation drauf an. Wenn es natürlich um das Weiterkommen bei einem Turnier geht, ist das natürlich eine Drucksituation. Aber ich empfand sowas immer sehr angenehm. Dafür macht man das ja. In dem Moment denkt man mehr daran, was man gewinnen kann, als was man verlieren kann. Natürlich ist das auch im Hinterkopf, aber ich war immer so ein Typ, der eher das Positive gesehen hat.

Das sind so Geschichten im Fußball, an die man sich dran erinnert. Armin sagte immer, so einen Mist habe er noch nie erlebt.
Frank Rost

WERDER.DE: Das war ja nicht dein einziger Treffer in Grün-Weiß. Als einer von ganz wenig Torhütern ist es dir gelungen, ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Kannst du die Szene einmal beschreiben?

Frank Rost: Das war ein Eckball über den kurzen Pfosten drüber, der dann irgendwie wieder zurückkam. Der Ball lag auf einmal da und ich habe ihn einfach mit dem Vollspann reingehauen. Armin Veh, der damalige Trainer von Rostock ist nach diesem Treffer wutentbrannt reingegangen. Torsten Frings hat dann noch das 4:3 zum Sieg geschossen, während Armin dachte, sie hätten unentschieden gespielt. Ich habe ihm dann auf dem Weg in die Kabine gesagt, dass sie verloren haben. Ein paar Jahre später hatte ich ihn dann als Trainer und wir mussten dann immer wieder über diese Szene sprechen. Das sind so Geschichten im Fußball, an die man sich dran erinnert. Armin sagte immer, so einen Mist habe er noch nie erlebt (lacht).

WERDER.DE: Das waren zwei sehr besondere Momente in der Geschichte des SVW, ein weiterer ist vor kurzem mit dem langersehnten Sieg gegen Bayern dazu gekommen. Wie siehst du die aktuelle Mannschaft?

Frank Rost: Der Sieg war sehr gut. Bei so einem Top-Club mal zu gewinnen ist vielleicht eine Initialzündung, die in der Vergangenheit gefehlt hat. Man sieht bei den Heimspielen, wie sowas eine Euphorie entstehen lassen kann und vieles gelingt, was dir vorher schwergefallen ist. In der Mannschaft gibt es jetzt auch ein paar junge Spieler, die die Chance bekommen, befreiter aufzuspielen. In so einer Situation ist das natürlich auch wesentlich leichter, als noch vor ein paar Jahren, als Werder in Abstiegsschwierigkeiten steckte. Da ist es für einen jungen Spieler verdammt schwer, Akzente zu setzen. Von daher ist es super für den Verein, dass er jetzt in so einer Situation ist. Da kann sich das ein oder andere Talent wirklich etablieren.

WERDER.DE: Am Wochenende geht es für Ole Werner und seine Schützlinge nach Mainz. Was für ein Spiel erwartest du?

Frank Rost: Für Mainz geht es um die Existenz in der Liga. Wenn sie die kommenden Spiele verlieren, sieht es natürlich düster aus. Werder konnte sich mit den Siegen zuletzt etwas absetzen. Das ist jetzt wie eine Vorentscheidung. Im Moment ist es schwer, gegen Werder zu gewinnen. Wenn die Mannschaft nicht überpact und nicht denkt, es geht alles von alleine – wovon ich nicht ausgehe – kann man einen richtigen Lauf kriegen. Wenn es läuft, läuft’s. Nicht nachfragen. Weitermachen.

Solche Spiele waren ja keine Seltenheit. Das waren besondere Momente. Dafür war Werder bekannt.
Frank Rost

WERDER.DE: Gleichzeitig feiert der SVW 125-jährigen Geburtstag. Was ist das Erste, wenn du an die Werder-Historie denkst?

Frank Rost: Ich denke natürlich an ein paar Momente, bei denen ich teilweise auch gar nicht dabei war. Zum Beispiel der verschossene Elfmeter von Michael Kutzop, der die Meisterschaft gekostet hat. Oder denkwürdige Spiele, die im Europapokal hier stattgefunden haben. Teilweise durfte ich selber ein Teil davon sein. Das 0:3 gegen Lyon im Hinspiel und dann das 4:0 hier zuhause. Oder das Spiel gegen Anderlecht, 0:3 zur Halbzeit und dann der 5:3-Sieg am Ende. Solche Spiele waren ja keine Seltenheit. Das waren besondere Momente. Dafür war Werder bekannt.

WERDER.DE: Was wünschst du dem Verein?

Frank Rost: Dass solche Spiele mal wieder stattfinden. Das kann man gar nicht beschreiben, wie das ist, aussichtslos hinten zu liegen. Und dann kommt ein Schneeball ins Rollen und der wird immer größer. Und auf einmal passieren diese Dinge. Das sind Momente, die vergisst man nicht. Da gab es viele von, das ist immer wieder vorgekommen und hat sich natürlich auch rumgesprochen. Wenn du dir so einen Nimbus erworben hast, dass du sowas drehen kannst, wie Werder in der Vergangenheit schon viel bewiesen hat, dann fährt auch jeder Gegner hierher und hat das im Hinterkopf, dass es immer schiefgehen kann. Wenn man sowas in der Art aber wieder schaffen könnte, dass jeder Respekt hat hier nach Bremen zu fahren, weil man auch mal unter die Räder kommen, wäre das gut für den Verein.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Frank! 

 

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