"Vielleicht sollte jeder Schritt so sein"

Christian Groß im Interview über sein Karriereende

Christian Groß im WERDER.TV-Interview.
Christian Groß wird im Mai seine aktive Laufbahn beenden (Foto: W.DE).
Profis
Montag, 04.03.2024 / 10:00 Uhr

Das Interview führte Markus Biereichel

Der Countdown läuft. Nachdem Christian Groß sein Karriereende zum Saisonende bekanntgegeben hat, wird der 35-Jährige noch maximal elf Partien für den SV Werder bestreiten können. Im WERDER.DE-Interview spricht „Grosso“ über den Prozess seiner Entscheidung, gewonnene Freundschaften und sein Vorhaben für das Leben nach der aktiven Laufbahn.

WERDER.DE: Moin Grosso, du hast dich dazu entschieden, am Ende der Saison deine Karriere zu beenden. Wie schwer ist dir diese Entscheidung gefallen?

Christian Groß: Extrem schwer. Ich habe das ganze Leben Fußball gespielt – meine Familie kennt mich nicht anders. Es ist aber auch keine Entscheidung, die man von heute auf morgen trifft, sondern ein Gedanke, der reift. Bei mir ist dieser in Abstimmung mit meiner Frau und meiner Familie in der Weihnachtszeit gekommen, dass für mich nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die Schuhe an den Nagel zu hängen.

WERDER.DE: Als wir vor viereinhalb Jahren das erste Mal miteinander geredet haben, hast du davon gesprochen, jeden Moment genießen zu wollen. Wie sehr ist dir das gelungen?

Christian Groß: Schon sehr. Mit dem Blick auf meine Vita ist nach vielen Jahren in der 3. Liga dann schon noch viel Bundesliga-Luft dazugekommen, die ich genießen konnte. Ich habe durch die Höhen und Tiefen viel Erfahrung gesammelt. Trotzdem bin ich stolz, Teil dieser Entwicklung zu sein, die jetzt gerade stattfindet.

WERDER.DE: Du bist aber auch schon mit viel Erfahrung zu uns gekommen und solltest in der Regionalliga der Mentor für die jungen Spieler sein. Hättest du dir jemals vorstellen können, dass deine Karriere so an Fahrt aufnehmen könnte?

Christian Groß: Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht mit den Gedanken ins erste Trainingslager gefahren, dass ich noch knapp 100 Bundesliga-Spiele mache. Das hat sich eher entwickelt und ich habe mir nach und nach Ziele gesteckt. Nach dem ersten Pokalspiel gegen Atlas Delmenhorst bin ich drangeblieben und habe meine Chance bekommen. Ich war sehr entspannt und habe alles mitgenommen, was kam und so sind doch ein paar Spiele zusammengekommen.

"Wenn die Tür aufgeht, muss da trotzdem jeder Spieler durchgehen."
Christian Groß

WERDER.DE: Hast du dich selbst mal dabei ertappt, bei dem Gedanken daran, was du als Spieler und auch als Teamleader erreicht hast?

Christian Groß: Natürlich bin ich stolz darauf, wenn ich auf meinen Werdegang schaue und auch welche bedeutende Rolle ich neben dem Platz eingenommen habe. Ich wurde kürzlich auf meine Zeit in Babelsberg angesprochen, die ich zum Beispiel aber auch nicht missen möchte. Es war zwar die 3. Liga und alles ein bisschen kleiner, hat mir aber viel gegeben. Deswegen bin ich froh, wie es gekommen ist. Vielleicht sollte jeder Schritt so sein, um mich zu dem Menschen zu machen, der ich heute bin.

WERDER.DE: Ömer Toprak hat zu dir gesagt, dass er nicht verstehe, warum du erst so spät in die Bundesliga gekommen bist. Hast du darüber mal nachdenken müssen?

Christian Groß: Wenn jemand wie Ömer Toprak mit seiner Vita sowas über mich sagt, ist es ein Kompliment. Für mich gibt es kein Glück, sondern nur einen glücklichen Zustand. Am Ende ist aber jeder für sein Glück verantwortlich. Wenn sich die Tür öffnet, wie bei mir damals unter Florian Kohfeldt, muss da aber trotzdem jeder Spieler selbst durchgehen. Wenn du dann viele Spiele machst, hast du es dir auch verdient.

WERDER.DE: Und was nimmst du generell aus deiner Zeit als Profifußballer mit?

Christian Groß: Einiges. Ich habe sehr viel gelernt, viele Trainer gehabt und viele Sportdirektoren kennengelernt. Als Spieler pickst du von jedem auf, was dir gefällt und versuchst daraus das Bestmögliche zu machen. Natürlich gab es auch negative Sachen – wie zum Beispiel den Abstieg. Das sind aber auch Dinge und Situationen, aus denen man lernt.

WERDER.DE: Gibt es denn Begegnungen mit ehemaligen Mitspielern, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Christian Groß: In der Zeit gibt es schon den einen oder anderen, der zu meinem engsten Freundeskreis gehört. Halil Savran aus meiner Zeit in Osnabrück ist einer meiner besten Freunde, auch zu Fülle habe ich nach wie vor einen hervorragenden Draht. Da sind schon ein, zwei Leute geblieben, mit denen ich mich permanent austausche.

WERDER.DE: Du bist der älteste Spieler im Kader. Fühlt es sich für dich so an, dass du aus einer anderen Generation als einige deiner Mitspieler kommst?

Christian Groß: Ich finde es schön, weil ich teilweise auch die Generation vor mir kenne. Früher war die Hierarchie anders. Da hast du dich erstmal in einer anderen Kabine umgezogen, bevor du dich mit dem Rest der Mannschaft umziehen durftest. Heute ist es Gang und Gebe, dass die Jungs gut aufgenommen werden. Ich versuche aber jedem zu zeigen, dass man sich den Respekt draußen im Stadion im Spiel verdient und nicht vorher.

WERDER.DE: Welche Ziele hast du dir für die letzten elf Bundesliga-Spiele deiner Karriere gesteckt?

Christian Groß: Wie ich es immer gehalten haben, versuche ich mich bestmöglich einzubringen, um die Wahrscheinlichkeit für den mannschaftlichen Erfolg hochzuhalten. Genauso gehe ich die elf Spiele an. Die Saison ist noch nicht vorbei und ich werde alles in die Waagschale werfen, damit wir die Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben.

Ich werde dem Fußball in irgendeiner Form erhalten bleiben.
Christian Groß

WERDER.DE: Du besitzt nach deiner aktiven Laufbahn einen Anschlussvertrag. Wie geht es für dich nach der Saison weiter?

Christian Groß: Im Fußball weiß man gefühlt nie, wie es weitergeht. Ich möchte erstmal die Zeit meiner Familie widmen und mit ihr die Welt erkunden. Ich möchte den Leuten was zurückgeben, die mich während meiner Laufbahn immer unterstützt haben. Ich werde dem Fußball in irgendeiner Form erhalten bleiben, wir sind auch in Gesprächen und gucken dann, wie es weitergeht.

WERDER.DE: Wir drücken dir erstmal die Daumen für deine verbleibenden elf Spiele. Vielen Dank für das Gespräch, Grosso!

 

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