Aus dem Mittelfeld der Liga zum Aufstieg im Wohnzimmer

Jahresrückblick Teil I: Die Mission Wiederaufstieg

Nach dem Aufstieg ist der Osterdeich voller Fans.
Der Aufstieg wurde rund um den Osterdeich ausgiebig gefeiert (Foto: WERDER.DE).
Profis
Freitag, 23.12.2022 / 16:00 Uhr

Von Justus Pludra

Es liegt eines der aufregendsten Jahre der grün-weißen Vereinsgeschichte hinter uns. Zum Ende des letzten Jahres wäre es noch vermessen gewesen, von einer Bundesliga-Rückkehr zu träumen. 365 Tage später findet sich der SV Werder im gesicherten Mittelfeld des Oberhauses wieder. Neben unserer #11desJahres wollen wir in zwei Teilen nochmal Monat für Monat die unzähligen Erlebnisse nacherzählen. Das hier ist Teil I – Die Mission Wiederaufstieg. 

Eine historische Siegesserie mit tabellarischer Aufholjagd, bittere Niederlagen zum ungünstigsten Zeitpunkt und Siegespflicht im Saisonfinale vor heimischer Kulisse: Hätte ein Autor das erste Halbjahr 2022 von Werder als Drehbuch vorgelegt, wäre es wohl als viel zu kitschig abgelehnt worden. Glücklicherweise belegen Zahlen, Fakten, Bilder, die DAZN-Dokumentation und unzählige wie unvergessliche Erinnerungen der grün-weißen Anhängerschaft, dass das Alles wirklich passiert ist.

Begonnen beziehungsweise fortgeführt wurde das Jahr mit einer historischen Erfolgswelle. Unter dem neuen Cheftrainer Ole Werner startete der SVW eine sieben Spiele andauernde Siegesserie und blieb insgesamt zehn Spiele in Folge ungeschlagen. „Die Mannschaft hat Anfang des Jahres gemerkt: Wir müssen jetzt Gas geben, sonst hängen wir in der zweiten Liga fest“, gibt Marco Friedl einen Einblick in die Gedankenwelt der Spieler zum Jahreswechsel. Anfang Dezember noch auf einem enttäuschenden zehnten Rang platziert, schaffte der SV Werder den Turnaround und grüßte nach dem Heimsieg gegen Dresden am 6. März von der Tabellenspitze. Dem vorausgegangen war auch die Revanche im Nordderby. Nach einem spektakulären Spiel konnte das Team am 24. Spieltag einen 3:2-Sieg mit den 2000 mitgereisten Fans beim Rivalen feiern. 

Sichere Fahrt durch schwere Gewässer

Doch während vorsichtiger Optimismus rund um den Osterdeich langsam aber sicher in Euphorie umschlug, ging das Duell am 26.Spieltag in Heidenheim unglücklich mit 2:1 verloren. Zweifel kamen nach der bitteren Pleite trotzdem keine auf. „Die Welt ist jetzt nicht untergegangen“, ordnete Anthony Jung die Niederlage ein und richtete anschließend den Blick nach vorne: „Unsere schöne Serie ist gerissen, das Kartenhaus ist eingestürzt. Wir arbeiten jetzt an einem neuen Kartenhaus und versuchen eine neue Serie zu starten. Es wird analysiert und geguckt, was falsch lief und dann haben wir die Chance, es am Samstag vor heimischer Kulisse gegen Darmstadt besser zu machen..“

Gesagt, getan: Mit viel Leidenschaft und einem vollen wohninvest WESERSTADION im Rücken machten es die Bremer tatsächlich besser. Der 1:0-Heimsieg gegen Darmstadt war der Startschuss für eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage, in der es zu den Duellen mit allen direkten Aufstiegskonkurrenten kam. Gekrönt wurde der Lauf von einem fulminanten 4:1-Auswärtssieg am 23. April auf Schalke. Ein Tag an dem so ziemlich alles passte: Bei bestem Fußballwetter feuerten 6.300 (!) mitgereiste Werder-Fans ihre Farben an und wurden mit einer beeindruckenden Leistung der Mannschaft belohnt. Zunächst gelang Ilia Gruev sein erstes Profitor. Dann erhöhte Niclas Füllkrug für die effizienten Bremer, bevor dessen Sturmpartner Marvin Ducksch, mit einem Doppelschlag in der zweiten Halbzeit, die Weichen Richtung erneute Tabellenführung stellte.

„Wir haben uns heute selbst geschlagen“

Von einer Vorentscheidung wollte im grün-weißen Lager nach dem Sieg beim Tabellennachbarn trotzdem Niemand etwas wissen. Der volle Fokus lag auf dem Heimspiel gegen Holstein Kiel, die, aus dem gesicherten Tabellenmittelfeld heraus, befreit im wohninvest WESERSTADION aufspielen konnten. Ausverkauftes Wohnzimmer, Flutlicht, 2:0-Führung nach 20 Minuten: Der SVW schien an diesem Freitagabend nicht nur dem nächsten Fußballfest entgegenzulaufen, sondern auch das Tor zum Aufstieg weit aufzustoßen.

Doch was dann folgen sollte, machte selbst erfahrenste Bremer sprachlos. Das Eigentor von „Fülle“ kurz vor der Halbzeit wurde noch als Randnotiz einer eigentlich gelungenen Halbzeit wahrgenommen. Schließlich übernahmen auch nach dem Seitenwechsel die Werderaner zunächst die Spielkontrolle. Die Tore erzielten aber erneut die Gäste aus dem hohen Norden. Erst glich ein zweites Eigentor das Spiel aus, ehe Kiels Julian Korb fünf Minuten vor dem Ende zum 2:3-Siegtreffer abstaubte. „Wir haben nicht ganz unverdient verloren, sondern uns, das muss man leider sagen, heute einfach selbst geschlagen“ konstatierte Marco Friedl nach der Partie.

Der Endspurt

Weil die Verfolger zeitgleich punkten konnten, machte Anfang Mai eine einfache Rechnung im Bremer Umfeld schnell die Runde: Wenn Werder die letzten beiden Spiele gegen Aue und Regensburg gewinnt, sollte der direkte Aufstieg sicher sein. Und während die Spieler ihre Pflichtaufgaben mit Bravur auf dem Platz lösten, stellten auch die Fans ihre Erstligatauglichkeit zum wiederholten Male unter Beweis. Beim 3:0-Sieg in Aue unterstützen 2.400 mitgereiste Supporter den SVW und selbstverständlich war auch das wohninvest WESERSTADION beim Saisonfinale gegen Regensburg bis auf den letzten Platz gefüllt.

Doch die grün-weiße Party begann an diesem Tag schon viel früher. Bereits am Vormittag trafen sich tausende Werder-Fans auf dem Bremer Marktplatz, um in einem gemeinsamen Corteo zum Stadion zu Laufen und die Mannschaft in Empfang zu nehmen. Auch Hubertus Hess-Grunewald war „spontan einer Eingebung gefolgt“, wie er selber sagte und nahm am Fanmarsch teil. „Als ich auf dem Markplatz ankam, habe ich dort eine so positive Stimmung und Kraft gespürt. Es war einfach ein großartiger Moment“, schwärmte der Werder-Präsident im Anschluss von dem einmaligen Erlebnis.

Getragen von den euphorischen Anhängern liefert das Team erneut auf dem Rasen ab. Zunächst ließ Niclas Füllkrug mit seinem 19. Saisontreffer in der zehnte Spielminute das Nebelhorn erstmals erklingen. In der zweiten Halbzeit war es abermals seinem Offensivpartner Marvin Ducksch vorbehalten für die Vorentscheidung zu sorgen, die wenig später offiziell wurde. Denn um 17.24 Uhr stand an diesem Samstagnachmittag fest: Die Mission Wiederaufstieg wurde erfolgreich abgeschlossen und ein langer Feiertag konnte beginnen.

 

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