Eine zweite markante Erinnerung habe ich an den Empfang in Bacau. Traditionell bekommt man bei Europapokalspielen immer kleine Gastgeschenke überreicht. Die Verantwortlichen von Bacau luden uns allerdings in eine Gemäldegalerie ein. Wir durften uns aus dieser Galerie von regionalen Künstlern jeder ein Bild aussuchen. Alle Werder-Vertreter haben sich etwas geziert, aber man sagte uns mit Nachdruck, dass sie sich leider nichts anderes hätten leisten können und wir uns nun ein Bild aussuchen sollen. Das war eine sehr unangenehme Situation und wir haben alle ein möglichst kleines, unscheinbares und nicht allzu wertvolles Bild ausgesucht.
Da wir diese Eindrücke von der Armut in Rumänien gewonnen hatten, kam Willi Lemke für das Rückspiel eine gute Idee. Statt des traditionellen Empfangs veranstalteten wir eine Benefizveranstaltung im Wachtelhof in Rotenburg. Für das Präsidium des FC Bacau gab es eine Sponsorenveranstaltung, bei dem die Sponsoren einen kräftigen Betrag zahlen mussten, um dabei zu sein. Wir haben junge rumänische Künstler eingeladen, die dort wirklich fantastische Musik gemacht haben. Auch der rumänische Konsul war anwesend. Ruck-zuck war der Abend ausverkauft und es kamen insgesamt 15.000 D-Mark zusammen, die wir nach Rumänien gestiftet haben. Unsere einzige Auflage war, dass wir wissen wollten, was mit dem Geld geschieht.
Zu unserem Erstaunen haben sie mit nur 15.000 D-Mark im Überschwemmungsgebiet drei stabile Ein-Familien-Häuser bauen können. Ein Bekannter von mir, der erst vor Kurzem in Rumänien war und ebenfalls sehr Fußball-affin ist, erzählte mir, dass es diese Häuser noch gäbe und sie ein kleines Schild trugen: „Built by Werder Bremen“. Das freut mich wirklich sehr. Diese beiden Erinnerungen zeigen, dass der soziale Gedanke schon sehr lange bei Werder Bremen verwurzelt ist.