"Den Menschen hinter dem Athleten sehen"

Was macht eigentlich... Sebastian Langkamp?

Sebastian Langkamp mit dem Ball am Fuß.
Seine letzte Station in der Bundesliga führte Langkamp zum SVW (Foto: nordphoto).
Interview
Montag, 10.04.2023 / 13:00 Uhr

Das Interview führte Fiona John

Im Januar 2018 wechselte Sebastian Langkamp an den Osterdeich. Zuvor war der Innenverteidiger in der Bundesliga bereits für den Karlsruher SC, den FC Augsburg und Hertha BSC aufgelaufen, ehe sich der SV Werder Bremen als letzte Station im deutschen Oberhaus einreihte. Im Interview mit WERDER.DE blickt der heutige Wahl-Berliner auf seine Zeit bei den Grün-Weißen zurück und verrät, welchen Weg er nach seiner Karriere eingeschlagen hat.

WERDER.DE: Moin Basti, das Wichtigste zuerst: Wie geht es dir?

Sebastian Langkamp: Mir geht es sehr gut. Ich kann nicht klagen. Alle sind fit, gesund und munter, das ist ja das Wichtigste. Ich bin flexibel unterwegs und genieße meine Unabhängigkeit.

WERDER.DE: Wie sieht dein Alltag aktuell aus?

Sebastian Langkamp: Ich habe als Familienvater den Dienst, den Kleinen morgens in die Kita zu bringen und nachmittags wieder abzuholen. Ich nutze den Vormittag dann für meine Ideen und sonstige Sachen, die ich umzusetzen habe. Natürlich mache ich auch weiterhin viel Sport. Es ist eine gesunde Abwechslung.

WERDER.DE: Was sind das für Ideen, an denen du arbeitest?

Sebastian Langkamp: Ich habe mir nach meiner Karriere erstmal eine Auszeit genommen. In den letzten Monaten und im letzten Jahr war ich viel unterwegs und habe mich weitergebildet. Ich habe im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit an einem Zertifikatsprogramm (Zertifikatsstudiengang Performancemanagement und Sportpsychologie, Anm. d. Red.) in der Sportpsychologie teilgenommen. Das habe ich jetzt abgeschlossen. Dazu habe ich am Internationalen Fußball Institut eine Masterclass für ehemalige Fußballer besucht, wo sämtliche Themenfelder im und um den Fußball abgedeckt wurden. Sozusagen ein Trainee-Programm, das man auch im Verein absolvieren kann.

WERDER.DE: Und worauf liegt jetzt dein Fokus?

Sebastian Langkamp: Ich habe jetzt vor kurzem eine neue Investition in einem Startup getätigt. Als ehemaliger Profi begleite ich als Mentor junge Fußballer, die auf dem Weg zu einer Profikarriere sein könnten. Da versuche ich Hilfestellungen und Tipps zu geben und gleichzeitig mein Gelerntes aus der Sportpsychologie weiterzugeben. In den NLZ-Vereinen sind die Jungs, was die Rundumbetreuung betrifft, heute schon sehr gut aufgehoben. Ich hätte mir aber damals auf diesem Sprung zum Profi sein, jemanden an der Seite gewünscht, der das vielleicht schon durchgemacht hat.

WERDER.DE: Wie kann man sich so eine Rolle als Mentor vorstellen?

Sebastian Langkamp: Das ist inhaltlich flexibel gestaltet. Wir bieten den NLZ- oder Jugendspielern auf freiwilliger Basis an, diese Leistung in Anspruch zu nehmen. Es ist kein großes Geheimnis, dass ein ehemaliger Fußballer für viele Jugendliche da einen gewissen Mehrwert schaffen kann. Man kann fußballerische Inhalte sowie menschliche Aspekte in das Programm bringen. Ich glaube, dass es darauf basiert, den Menschen hinter dem Athleten zu sehen. Meine Herangehensweise ist, neben dem sportlichen Mehrwert auch einen gewissen menschlichen Mehrwert zu bieten.

WERDER.DE: Wie bist du dazu gekommen, dich damit zu beschäftigen?

Sebastian Langkamp: Ich habe erst mit 30 damit angefangen. Wir wurden damals in Bremen von einem Sportpsychologen betreut. Besonders interessant finde ich, was die tiefenpsychologischen Prozesse, die aus der Kindheit entstammen, im Laufe der Jahre mit einem machen. Ich habe als Jugendlicher meine ganze Komfortzone aufgegeben, um ins Fußballinternat nach München zu ziehen. Das war schon eine extrem intensive Zeit, wo ich auf viel verzichten musste.

Ich finde die Zusammenhänge zwischen Psychologie und Verletzungsprävention interessant. Ich bin überzeugt, dass es mir mit meinem Know-How heutzutage besser gelungen wäre, die ein oder andere Verletzung vorzubeugen.
Sebastian Langkamp

WERDER.DE:Du hast aus deiner aktiven Laufbahn also viel mitnehmen können. Was fasziniert dich an der Sportpsychologie?

Sebastian Langkamp: Ich finde zum Beispiel die Zusammenhänge zwischen Psychologie und Verletzungsprävention interessant. Ich bin überzeugt, dass es mir mit meinem Know-How heutzutage besser gelungen wäre, die ein oder andere Verletzung vorzubeugen. Da gibt es viele interessante Zusammenhänge zwischen den einzelnen Basiswissenschaften und Sportpsychologie. Deshalb glaube ich, dass es da noch ganz viel Potenzial die nächsten Jahre geben kann.

WERDER.DE: War es für dich immer ein Wunsch, nach der Karriere weiter im Fußballbusiness zu bleiben oder gab es den Gedanken etwas ganz Anderes zu machen?

Sebastian Langkamp: Ehrlich gesagt war ich eine Zeit lang darauf aus, nicht mehr im Fußball zu arbeiten. Ich habe natürlich über meine Auszeit den Abstand und die Distanz zum Fußball gewonnen. Ich war vor einigen Wochen das ersten Mal wieder im Stadion - seit zwei Jahren. Bei Werders Heimspiel gegen Bochum. Ich habe mir die Distanz verschafft, um einen externen Blick zu bekommen. Wenn du in diesem Hamsterrad drin bist, dann bist du ja in diesen Alltag gezwängt. Ich habe mich nie mit dem Hintergedanken weitergebildet, wieder im Fußball tätig zu sein. Es geht generell um Leistungssportoptimierung, da bin ich offen, was die Sportart betrifft.

WERDER.DE: Welche Sportart würde dich reizen?

Sebastian Langkamp: Ich finde Individualsportarten super interessant, zum Beispiel Tennis und Leichtathletik. Da habe ich in den letzten Monaten viele Einblicke gewonnen. Es gibt da ganz viele verschiedene Herangehensweisen. Ich habe versucht meinen Blickwinkel ein bisschen zu ändern. Mal schauen, was dabei rauskommt.

WERDER.DE: Also wäre für dich kein ein anderer Job im Fußball in Frage gekommen?

Sebastian Langkamp: Ne, gar nicht. Ich fange jetzt zwar mit der Trainer-B-Lizenz an, aber nur, um eine gewisse Grundbasis zu haben. Ich kann mit diesem B-Lizenz-Lehrgang zudem einen Schnelllehrgang in Sportwissenschaften besuchen, das war der eigentliche Hintergrund. Da würde ich mich gerne noch breiter aufstellen. Aber eine Trainer- oder Managertätigkeit werde ich nicht ausüben.

WERDER.DE: Du hast angesprochen, dass du dich vom Fußball distanziert hast. Welche Rolle spielt der Fußball aktuell in deinem Leben?

Sebastian Langkamp: Fußball hat natürlich in meiner Vergangenheit eine ganz große Rolle gespielt. Ich habe dem Fußball ganz viel zu verdanken. Er wird auch weiterhin eine Rolle bei mir haben. Der Fußball füllt mich aber nicht mehr so aus, wie es damals der Fall war. Wenn du tagtäglich deiner Leidenschaft nachgehen kannst und dein Hobby zum Beruf gemacht hast, dann ist das ein absolutes Privileg. Da gilt es jetzt erstmal eine neue Aufgabe zu finden. Ich glaube aber, da bin ich breit aufgestellt. Ich versuche mich in vielen Themengebieten, um eine neue Passion zu entwickeln.

Werder ist ein Verein, der immer eine prägende Rolle bei mir gespielt hat. Der Kontakt wird glaube ich nie abbrechen.
Sebastian Langkamp

WERDER.DE: Hast du trotz deiner bewussten Distanz zum Fußball denn Werder weiterverfolgt, gerade in Zeiten des Ab- und Aufstiegs?

Sebastian Langkamp: Das habe ich natürlich verfolgt, das war ja alles noch ein wenig näher an meinem Karriereende. Ich bin mit vielen Leuten bei Werder noch in Kontakt. Natürlich auch bei Hertha, da war ich ja die längste Zeit meiner Karriere. Auf diese beiden Vereine blicke ich gerne zurück. Bei meinem Stadionbesuch war es ein komisches, aber gleichzeitig auch schönes Gefühl zurückzukommen - die ehemaligen Mitspieler und die vielen Gesichter, die weiterhin im Verein tätig sind, wiederzusehen. Werder ist ein Verein, der immer eine prägende Rolle bei mir gespielt hat. Der Kontakt wird glaube ich nie abbrechen.

WERDER.DE: Wie war es dann ein Spiel des SVW, das erste Mal als Fan wahrzunehmen?

Sebastian Langkamp: Abgesehen davon, dass es viel zu kalt war, war es schon ein anderes Gefühl als Fan zu fungieren. Ich musste erstmal wieder lernen mitzufiebern. Das war jetzt natürlich bei Werder gegeben, weil die Zeit in Bremen ja noch nicht so lange her ist. Ich habe ein gutes Spiel und einen verdienten Sieg der Grün-Weißen gesehen.

WERDER.DE: Wie hast du deine Zeit in Bremen in Erinnerung?

Sebastian Langkamp: Im Nachgang absolut schön. Die Zeit hat für mich sportlich nochmal einen extremen Mehrwert geboten. Ich blicke gerne auf die freundlichen Werderaner und die ganze Bremer Community zurück. Ich habe zuvor noch nie so eine Fangemeinschaft kennengelernt und habe es jedes Mal genossen in Heimspielen auflaufen zu dürfen. Das war immer eine sehr besondere Atmosphäre. Die Stimmung im Verein ist sehr familiär, deswegen bin ich mit vielen Leuten noch in Kontakt. Ich habe in Bremen sehr viele Freunde gewonnen. Es war für mich eine extrem intensive und prägende Zeit.

WERDER.DE: Deine nächste Station nach Bremen hieß Perth. Wie gut hast du Australien kennengelernt?

Sebastian Langkamp: Besser ist zu sagen: Ich habe Australien lieben gelernt. Vor allem gesellschaftlich, es sind wahnsinnig freundliche Menschen. Wir sind ja damals in der Hoch-Coronazeit hingeflogen. Unsere Euphorie, mit dem ersten Kind unterwegs zu sein, wurde in der Anfangszeit mit der zweiwöchigen Hotelquarantäne gedämpft. Du darfst das Zimmer nicht verlassen, wirst drei Mal am Tag getestet und bekommst Kontrollanrufe, wie es dir psychisch geht. Ich hatte zum Glück meine Familie dabei, sodass wir uns beschäftigen konnten.

WERDER.DE: Nach den zwei Wochen konnte das Abenteuer aber beginnen…

Sebastian Langkamp: Wir hatten privat eine wahnsinnig schöne Zeit. Sportlich hat es körperlich einfach nicht mehr gepasst. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich vermisse die Zeit ein bisschen, insbesondere die Mentalität. Es ist schon interessant, was Wetter und Work-Life-Balance für einen Input auf die Gesellschaft haben. Ich bin ja jetzt wieder in Berlin angekommen und hier zumindest temporär beheimatet. An den grauen, tristen Tagen vermisse ich ein bisschen die warmherzige, liebevolle Australische Art.

WERDER.DE: Könntest du dir ein weiteres Auslandsabenteuer vorstellen?

Sebastian Langkamp: Ja, gerade zur heutigen Zeit, wo du von überall aus arbeiten kannst. Solange unser Kleiner noch nicht schulpflichtig ist, werden wir immer versuchen flexibel zu sein und viel zu reisen. Wir haben geplant im nächsten deutschen Winter nochmal ein paar Wochen in Australien zu verbringen. Ich hoffe, dass das klappt.

WERDER.DE: Was steht noch auf der Liste?

Sebastian Langkamp: Ich habe glücklicherweise viel gesehen und bin in den Sommerpausen der Bundesliga viel gereist. Was ich gerne noch sehen wollen würde, wäre Südamerika. Angefangen in Mittelamerika würde ich gerne über Mexiko und Costa Rica in Richtung Brasilien reisen. Ansonsten war ich überall. Vielleicht nicht in ganz Afrika, aber ich hatte mit Werder damals ja auch die Möglichkeit Südafrika zu bereisen. Das war sehr cool.

WERDER.DE: Vielen Dank für das nette Gespräch, Basti!

 

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