Das traditionelle Testspiel im Rahmen des Norderney-Trainingslagers war nie wirklich dazu geeignet, größere Rückschlüsse auf die kommende Saison zu ziehen. Das erste Spiel des Jahres, ein meist noch dezimierter Kader, einige wirklich harte Tage mit viel Ausdauerarbeit im Vorfeld, neue taktische Formationen und neue Spieler – das sind allein fünf Gründe, warum Spiele wie dieses 2:2 gegen Rot-Weiss Essen nicht zu einer echten Standortbestimmung taugen. Das soll aber freilich keine simple Ausrede für die gezeigte Leistung sein, Anlass zur Kritik gab es durchaus. "Wir können, aber vor allem müssen wir besser spielen. Das war nicht das, was ich mir vorgestellt habe", sagte Cheftrainer Thomas Schaaf, nachdem er sich autogrammschreibend durch die Fan-Massen gearbeitet hatte.

"Wir wollen uns nicht verrückt machen, aber müssen auch mehr von uns fordern: mehr Begeisterung, mehr Spielfreude, mehr Wille zu Zweikämpfen", fügte er hinzu. Auf die Leistung des Debütanten Marcelo Moreno Martins wollte Schaaf nicht detailiert eingehen, nur so viel war ihm wichtig: "Wenn es insgesamt nicht gut läuft, ist er als Neuer am wenigsten zu kritisieren." Peter Niemeyer, nur in der ersten Halbzeit im Einsatz, räumte ein: "Natürlich haben wir uns mehr vorgenommen und es hat nicht so gut geklappt. Aber das ist in der Phase normal. Zum Glück haben wir noch viele Spiele und einige Wochen Zeit, um unsere Abstimmung zu finden.

Besonderes Spiel für Schmidt, Andersen und Holsing

So rückten an einem etwas unbefriedigenden, aber auch nicht dramatischen, Fußballabend einige Spieler in den Mittelpunkt, für die die Partie etwas ganz Besonderes war. Dominik Schmidt zum Beispiel, der in der Innenverteidigung sein Profi-Debüt gab und schon deshalb ganz guter Stimmung war: "Neben Leuten wie Petri oder Naldo spielen zu können, ist ein super Gefühl. Anfangs war ich etwas nervös, aber das hat sich bald gelegt. Die Mannschaft hat mich herzlich aufgenommen und es mir leicht gemacht." Fast wäre der schussgewaltige Abwehrmann sogar zu einem ersten Treffer gekommen, er scheiterte aber in der Anfangsphase zweimal knapp: "Ein Tor wäre natürlich super gewesen, aber es sollte halt nicht sein. Umso schöner, dass mein Pass auf Hugo erfolgreich war." Schmidt hatte mit einem langen Pass das frühe 1:0 durch Almeida eingeleitet.

Auch für Niklas Andersen war es kein gewöhnlicher Abend: "Ich habe vor meinem Wechsel vor einem Jahr drei Jahre in Essen gespielt, in der Jugend und bei den Profis. Es war ein schönes Gefühl, die alten Kameraden zu sehen und kurz mit ihnen zu schwatzen." Ähnliches erlebte auch Finn Holsing, der eine Woche nach seinem Wechsel von Werder zu RWE gleich auf die alten Kollegen traf: "Das war schon ganz lustig, auch wenn auf dem Platz die Freundschaften ruhen. Für uns ist es ein schöner Erfolg und ein kleiner Hinweis, dass wir nicht ganz so schlecht sind, wie '4.Liga' vielleicht klingt."

von Norderney berichtet Enrico Bach