Die Kraft des Fußballs und der Sprache gemeinsam nutzen

Doppel-Interview mit Anne-Kathrin Laufmann und Peter Dicke (ZfA)

Anne-Kathrin Laufmann lehnt sich im Weserstadion auf ein Geländer und lächelt in die Kamera.
Anne-Kathrin Laufmann spricht im Doppelinterview über die Kooperation mit der ZfA (Foto: W.DE).
Gesellschaft
Mittwoch, 26.10.2022 / 11:00 Uhr

Lehrmaterialien, die Schüler:innen und Lehrkräften weltweit online über das PASCH-net zur Verfügung gestellt werden -  daran haben der SV Werder Bremen und die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in den vergangenen Monaten intensiv gearbeitet und ihre Kooperation verlängert. Gemeinsam wurden acht Unterrichtsreihen rund um das Thema Fußball auf dem Sprachniveau A2/B1 erstellt. An ausgewählten, durch die ZfA betreute Schulen in Vietnam, ist zudem ein erstes Fußball-Sprachcamp angedacht.

Im Interview erklären Anne-Kathrin Laufmann, Direktorin CSR und Mitglied der Geschäftsleitung des SV Werder Bremen, und Peter Dicke von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Ständiger Vertreter der Leiterin der ZfA und Fachbereichsleiter ZfA 1, welche Vorteile sich beide Seiten von der Kooperation versprechen, welche Projekte konkret geplant sind und warum Werder seine schulischen Aktivitäten im Ausland unter anderem in Vietnam erweitert.

WERDER.DE: Wie kam es zu der Kooperation zwischen Werder Bremen und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen?

Peter Dicke: „In Vietnam waren mit dem Leiter des DAAD, Herr Stefan Hase-Bergen, als auch dem damaligen Fachberater der ZfA, Jörg Helmke, bekennende Werder Bremen Fußballfans beruflich in Hanoi vertreten. Beide haben eine potenzielle Verbindung des Themas Fußball mit dem DaF-Lernen als natürliche Symbiose angesehen, um das Erlernen der deutschen Sprache auf schulischer und universitärer Ebene noch attraktiver zu gestalten. Anlässlich eines Mittlertreffens in Hanoi im Herbst 2018 kam der Kontakt zwischen der ZfA und Werder Bremen zu Stande. Werder Bremen hatte Vietnam als einen hochdynamischen und fußballaffinen Standort identifiziert und die ZfA war darum bemüht, gemeinsam mit den anderen Mittlern und der Botschaft die Rolle der deutschen Sprache zu stärken. In der Folge kam die Kooperation der beiden Institutionen zu Stande.“

WERDER.DE: Warum möchte Werder Bremen seine Aktivitäten im schulischen Bereich und im Ausland ausbauen?

Anne-Kathrin Laufmann: „Eines unserer fünf strategischen Unternehmensziele ist es, Menschen zu ermöglichen, ihr Potential auszuschöpfen. Das gilt natürlich für ganz unterschiedliche Perspektiven: für Sportler:innen in unseren Teams, für unsere Mitarbeiter:innen von Jugend-Trainer:innen über Greenkeeper:innen bis Physiotherapeut:innen, aber auch für tausende Schüler:innen, die wir bereits mit unserem sozialen Programmen erreichen. Sport ist dafür ein Schlüssel, Bildung und Sprache sind weitere Hebel. Das möchten wir ausbauen. Wir haben in verschiedenen Gesprächen in den vergangenen Jahren hier großen Bedarf an qualitativ hochwertigen Lehrmaterialien für den Deutschunterricht vernommen - gerade für die Zeit der Weltmeisterschaft – und uns deshalb für die Kooperation entschieden. Wir sind der Überzeugung, dass es den Schüler:innen leichter fallen wird Deutsch zu lernen, wenn es einen Bezug zur Praxis gibt. Mit verschiedenen Aktivitäten vor Ort wollen wir diesen direkten Praxisbezug im Rahmen unserer Partnerschaft mit der ZfA herstellen.“

WERDER.DE: Welche Vorteile verspricht sich die ZfA von einer Kooperation mit Werder Bremen?

Peter Dicke: „Fußball ist ein weltweites, grenzüberschreitendes Thema und spricht Menschen jeden Alters, jeder Religion und jeder Hautfarbe an. An den von uns betreuten Schulen im Ausland lernen über 400.000 Kinder. Mit dem Thema Fußball und einer Kooperation mit Werder Bremen bringen wir ein aktuelles, deutschlandnahes und attraktives Thema in die Schulen. Wir hoffen, die Motivation der Kinder und Jugendlichen für das Deutschlernen auch durch die zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien steigern zu können und sie auch für den Sport insgesamt und natürlich insbesondere für den Fußball noch mehr zu begeistern und zum Aktiv-werden anzuregen.“

Gemeinsam die Kraft des Fußballs nutzen

WERDER.DE: Neben den Aspekten des Spracherwerbs und der Vermittlungen von sportlichen Grundfertigkeiten steht für den Verein SV Werder Bremen der Ansatz „football for good“ im Fokus seines Engagements. Welche konkrete soziale Zielsetzung verfolgt der Verein in Vietnam aber auch in anderen Ländern?

Anne-Kathrin Laufmann: „Wir sind überzeugt, dass der Fußball die Kraft besitzt, die Gesellschaft in ganz vielen Bereichen zum Besseren zu verändern, sie insgesamt in eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu führen. Auch deshalb sind wir vor einigen Monaten als erster Verein in Deutschland Klubmitglied der globalen Bewegung Common Goal geworden und spenden 1% unserer Ticketing- und Sponsoreneinnahmen. Unser soziales Engagement reicht aber deutlich weiter zurück. Seit zwei Jahrzehnten setzen wir uns in unserer Heimatregion rund um Bremen für eine offene, vielfältige und tolerante Gesellschaft ein, für Inklusion von Geflüchteten und Menschen mit Behinderung im und durch Sport, für eine dauerhafte Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen. Bildungseinrichtungen wie Grundschulen und Weiterführende Schulen spielten als Partner dabei von Beginn an eine zentrale Rolle. Mit unserem Leuchtturmprogramm SPIELRAUM bewegen wir mittlerweile über 2.000 Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen, mit „Scoring for Health“ führen wir dabei beispielsweise auch Bildungsangebote durch. Insgesamt konnten wir mit unserer CSR-Arbeit in der Bundesliga und darüber hinaus deutschlandweit eine Führungsrolle einnehmen. Wir bringen uns in der strategischen Ausrichtung nationaler Initiativen wie „Bundesliga Bewegt“ der DFL-Stiftung und „SPORT VERNETZT“ des Basketballbundesligisten Alba Berlin ein - immer mit dem Ziel, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Sport zu ermöglichen. Angetrieben durch Common Goal und Auszeichnungen wir dem Grassroots Award der UEFA wollen wir unser Engagement auch international ausbauen.“

WERDER.DE: Inwiefern unterscheidet sich das Engagement des SV Werder Bremen von anderen Profivereinen, die bereits in Vietnam aktiv sind?

Anne-Kathrin Laufmann: „Grundsätzlich möchte ich festhalten, dass wir hier keinen Wettstreit und kein Gegeneinander der Klubs wollen, sondern gemeinsam die bereits erwähnte ‚Kraft des Fußballs‘ nutzen. Unterschiedliche Vereine bringen ganz unterschiedliche Perspektiven und Möglichkeiten in den Markt ein. Das hilft allen. Vielleicht lässt sich unser Engagement am ehesten über den Bildungsansatz im schulischen Bereich abgrenzen. Neben der Zusammenarbeit mit der ZfA ist im Rahmen des SCORT-Netzwerks und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) auch eine Bildungskooperation mit dem Mekong Delta Climate Resilience Program (MCRP) avisiert. Durch Sport und insbesondere Fußball sollen jungen Menschen spielerisch für Umweltprobleme im Mekong-Delta sensibilisiert werden. Und auch unsere Club Partnerschaft mit der weltweiten Bewegung „Common Goal“ könnte hier sinnvoll aktiviert und sichtbar werden.“

WERDER.DE: Wie kann die Zentralstelle den Verein in der schulischen Arbeit im Ausland unterstützen?

Peter Dicke: „Die ZfA betreut weltweit knapp 140 Deutsche Auslandschulen und über 1.100 Schulen, an denen Deutsch als 1. oder 2. Fremdsprache gelernt wird und verfügt damit also über ein sehr großes Netzwerk. Da wir die Schulleitungen der Deutschen Auslandsschulen personell auswählen, auf ihre Arbeit vorbereiten und auch während ihrer Zeit draußen pädagogisch begleiten, haben wir einen guten Draht und Zugriff auf die Schulen und die dort vor Ort geplanten und stattfindenden Aktivitäten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort an den Schulen im Ausland organisieren Wettbewerbe, Sprachcamps und andere Aktivitäten für die Schülerschaft der betreuten Schulen und können also thematisch auch das Thema Fußball gut platzieren.“

WERDER.DE: Welche Projekte sind aktuell konkret geplant und wer kann mitmachen?

Peter Dicke: „Wir planen zunächst an den ZfA-betreuten Schulen in Vietnam aktiv zu werden und dort im April/Mai 2023 ein Fußball-Sprachcamp für interessierte Schülerinnen und Schüler der Deutschen Sprachdiplomschulen anzubieten. Eventuell werden dazu auch Vertreterinnen und Verteter von Werder Bremen daran mitwirken. Darüber hinaus haben wir gemeinsam Unterrichtsmaterialien auf dem Sprachniveau A2/B1 erstellt, die wir über die Kanäle der ZfA allen Schulen zur Verfügung stellen werden. Dabei handelt es sich aktuell um acht Unterrichtsreihen rund um das Thema Fußball.“

Die CSR-Arbeit des SV Werder Bremen wird mit Unterstützung unserer CSR-Partner umgesetzt. Seit Jahren fördern sie die Projekte und Programme und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung des sozialen und gesellschaftlichen Engagements der Grün-Weißen. Informationen zu unseren Sponsoren gibt es hier.

 

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