Solidarisch gegen Rassismus

Marc Millies über die Arbeit von Refugio und die Kooperation mit Werder

Teilnehmer des Refugio-Programmes spielen Fußball
Seit 1989 existiert das Refugio-Programm (Foto: WERDER.DE).
WERDER BEWEGT
Montag, 14.03.2022 / 15:15 Uhr

Von Marie Berner

Auf der ganzen Welt sind Menschen auf der Flucht. Alleine aus der Ukraine sind seit Beginn des Krieges über 2,5 Millionen Menschen geflüchtet, rund 123.000 von ihnen nach Deutschland. Auch in Bremen kommen jährlich hunderte Menschen an, die in ihren Herkunftsländern nicht sicher sind und vor Gewalt, Armut oder Diskriminierung fliehen. Das Behandlungs- und Beratungszentrum Refugio hilft diesen Menschen. In Bremen und Bremerhaven stellt der Verein Geflüchteten und Folteropfern kostenlose psychosoziale Beratung sowie psychotherapeutische Behandlung zur Verfügung und bietet darüber hinaus in Kooperation mit dem SV Werder Bremen gesundheitsfördernde Fußballeinheiten für Kinder und Jugendliche an.

Begonnen hat Refugio 1989 als kleine Initiative mit ehrenamtlichen Helfer:innen. Mittlerweile arbeiten 25 Mitarbeiter:innen fest bei der NGO und betreuten allein im Jahr 2021 insgesamt 549 Klient:innen, von denen rund 60% nicht älter als 25 Jahre waren. "Die Gesundheitsversorgung für Menschen, die keinen festen Aufenthalt in Deutschland haben, ist stark eingeschränkt", berichtet Marc Millies, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und Teil des Leitungsteams von Refugio. "Therapeutische und psychotherapeutische Angebote sind für Geflüchtete und Folterüberlebende nur schwer zugänglich, obwohl es einen sehr hohen Bedarf gibt", so der 49-Jährige weiter. Insbesondere Kinder und Jugendliche hätten einen anstrengenden und mitunter sehr belasteten Weg hinter sich, wodurch sie häufig traumatisiert seien. 

Die Kooperation zwischen dem SV Werder Bremen und Refugio besteht seit zehn Jahren. Im Rahmen des SPIELRAUM-Konzepts führen die beiden Partner verschiedene Angebote durch, die speziell auf junge Geflüchtete und Folterüberlebende ausgerichtet sind. "Wir müssen uns bewusst machen, dass sich Menschen, die flüchten, in einer besonderen Position befinden und deswegen auch besondere Unterstützung von außen benötigen. Die Zusammenarbeit mit Werder steht dafür, dass jeder das einbringt, was er gut kann", sagt Millies.

Der Fußballplatz als geschützter Raum

Neben gemeinsamer Antirassismus-Arbeit, aus der in der Vergangenheit beispielsweise ein allgemeingültiger Trainer:innenleitfaden, Workshops und Ausflüge hervorgingen, ist ein weiteres Ergebnis dieser Zusammenarbeit das regelmäßige Fußballtraining für junge Geflüchtete. Jeden Mittwochnachmittag finden die Trainingseinheiten auf den Plätzen des SVW für zwei Altersgruppen unter der Leitung von Werder-Trainer:innen statt und werden durch Psycholog:innen von Refugio professionell begleitet.

"Wir betreuen viele Kinder, die früher kaum Möglichkeiten hatten, rauszukommen und sich in einem geschützten Umfeld zu bewegen. Viele der Kids kommen aus einem Land, in dem sie aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Sprache diskriminiert wurden. Hier können sie zur Ruhe kommen und erleben, dass auf dem Platz andere Werte gelten. Aber falls es Momente gibt, die schwer sind oder sie belasten, stehen wir unterstützend zur Seite", erklärt Millies und fügt hinzu: "Durch die Kooperation mit Werder können wir einerseits das sportliche Angebot gewährleisten und andererseits die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder sehen und bei Bedarf psychologischen Rückhalt bieten. Viele der Werder-Trainer:innen sind außerdem mehrsprachig und haben selbst Fluchterfahrungen gemacht, sodass sie für die Situationen sensibilisiert sind." 

Sportliche Heimat auch langfristig beim SVW

Auch langfristig finden einige der Teilnehmer:innen ihre sportliche Heimat beim SV Werder. Sie engagieren sich in der Struktur über die Teilnahme an den Trainingstagen hinaus, indem sie beispielsweise ihre Trainer:innenlizenz machen und sich als SVW-Trainer:in qualifizieren. Zusätzlich zum Fußballspielen selbst stehen zudem andere gemeinschaftliche Aktivitäten und Aspekte im Vordergrund, die ressourcenfördernd sind und die jungen Menschen stärken. "Jeder weiß, dass Fußballspielen gesund ist. Aber auch Faktoren wie Teamplay, Fairness, Zusammenhalt und Antidiskriminierung sind von zentraler Bedeutung", erläutert Millies.

Dass der Austausch mit den Fachkräften von Refugio für die Kinder und Jugendlichen eine maßgebliche Stütze ist, bestätigen ihre Alltagserfahrungen. Auch in Deutschland hätten einige der Teilnehmer:innen bereits Diskriminierung in Form von Rassismus erlebt. "Das kommt schon vor. Es wird nicht immer so deutlich benannt, weil besonders die jüngeren Kids das Wort nicht kennen, aber viele berichten eben von Erfahrungen aus ihrem täglichen Leben, in denen sie wegen ihrer Herkunft anders bzw. schlechter behandelt werden. Es ist dann Teil unserer Aufgabe, das aufzufangen", so Marc Millies, der selbst seit 2012 Teil von Refugio ist.

Nur solidarisch haben wir eine Chance, weiteren Menschen zu helfen und Rassismus wirklich etwas entgegenzusetzen.
Marc Millies - Öffentlichkeitsarbeit und Leitungsteam Refugio

Die geschilderten Erlebnisse zeigen, wie wichtig es ist, auch von außen immer wieder Zeichen zu setzen und sich gegen Diskriminierung zu positionieren. Der SV Werder Bremen nimmt seine gesellschaftliche Aufgabe ernst und spricht sich durch verschiedene Aktionen und Projekte immer wieder für eine 'Klare Kante gegen Rassismus' aus. Ein Beispiel dieser Positionierung ist der Spieltag gegen Rassismus, der dieses Jahr am 19. März beim Heimspiel der Werder-Profis gegen Darmstadt 98 stattfindet. "Werder ist auf einem richtig guten Weg! Solche Projekte zeigen 'Etwas anderes kommt gar nicht in Frage'", findet auch Millies und ergänzt: "Das Wichtigste ist, da dranzubleiben und die Ziele weiter zu verfolgen." 

Dazu gehört auch das Vernetzen mit anderen Fußballvereinen und Organisationen, um Erfahrungswerte weiterzugeben und voneinander zu lernen. Außerdem sollen andere ermutigt werden, ähnliche Projekte oder langfristige Programme zu starten. "Denn nur solidarisch haben wir eine Chance, weiteren Menschen zu helfen und Rassismus wirklich etwas entgegenzusetzen. Die wichtigste Herausforderung besteht darin, große Netzwerke zu bilden und das lässt sich eben nur mit starken Partner:innen umsetzen", so Millies abschließend.

Die CSR-Arbeit des SV Werder Bremen wird mit Unterstützung unserer CSR-Partner umgesetzt. Seit Jahren fördern sie die Projekte und Programme von WERDER BEWEGT-LEBENSLANG und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung des sozialen und gesellschaftlichen Engagements der Grün-Weißen. Informationen zu unseren Sponsoren findet ihr hier.

 

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