Du hast dich selbst als Pechvogel der Saison bezeichnet. Kannst du dich noch an alle Verletzungen erinnern?
Glaub mir, die vergisst man nicht so schnell. Es war ja nicht eine langwierige, sondern viele kleine. Angefangen hat es in der Vorbereitung mit einem Muskelfaserriss. Nach vier, fünf Wochen konnte ich dann ein paar Spiele machen, ehe ich mit einer Achillessehnenentzündung pausieren musste. Im neuen Jahr folgten noch eine Patellasehnenentzündung sowie vier Muskelfaserrisse. Schön über die Rückrunde verteilt. Immer wenn man dachte, dass man kurz vor dem Comeback steht, kam der nächste Rückschlag. Da ist der Kopf einfach leer und die große Frustration macht sich breit.
Kommt da einem nicht der Gedanke, dass die Karriere frühzeitig zu Ende sein könnte?
Natürlich kamen auch in mir negative Gedanken hoch. Man hat ja viel Zeit über seine Situation nachzudenken. Hält mein Körper die Belastungen eines Leistungssportlers überhaupt aus? Was ist, wenn nicht? Wie soll es dann weitergehen?
Wie wäre es weitergegangen?
Ich studiere nebenbei noch Psychologie, damit hätten mir sicherlich einige Möglichkeiten offen gestanden. Aber ich bin nicht der Typ, der ein normales Studentenleben führen könnte. Ich kann mir einfach nichts Besseres vorstellen, als Fußballer zu sein. Ich hatte das Glück mein Hobby - also die Sache, die einem am meisten Spaß macht - zu meinem Beruf zu machen. Hier möchte ich mich beweisen, weiter an mir arbeiten und vorankommen. Daher bin ich froh, dass es jetzt wieder besser für mich läuft.
An welche Momente erinnerst du dich während deiner Verletzungspause besonders zurück?
So richtig bewusst ist mir diese Zeit eigentlich erst geworden, als ich gegen Regensburg wieder auf dem Platz stand. Erst da hat man gemerkt, was hinter einem liegt und was einem gefehlt hat. Es war einfach ein schönes Gefühl nach dem Schlusspfiff zu wissen, dass man endlich wieder etwas geleistet hat. An dieser Stelle muss ich unserem Reha-Trainer Jens Beulke danken. Ich kann ihn zwar schon nicht mehr sehen und er mich wohl auch nicht, aber er hat einen Riesenanteil daran, dass ich wieder auf dem Platz stehe. Die Erfahrungen, die er im Reha-Bereich in den vergangenen Jahren gesammelt hat, sind unbezahlbar. Er kennt die genaue Dosierung, weiß wie viel der Körper aushalten kann und kann einen auch dementsprechend scheuchen. Er wird ja nicht umsonst ‚Der Schleifer‘ genannt.