Baumann: "Er konnte nichts dafür"

Interview zu den UEFA-Cup-Spielen mit dem HSV

Frank Baumann und Claudio Pizarro bejubeln den Einzug ins UEFA-Cup-Finale (Foto: nordphoto).
Interview
Dienstag, 07.05.2019 / 16:31 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Vor genau zehn Jahren zog Werder mit einem 3:2-Sieg über den Hamburger SV ins UEFA-Cup-Finale ein. Das Hinspiel hatte Werder noch 0:1 verloren. Frank Baumann, heutiger Geschäftsführer des SV Werder, erzielte im Rückspiel beim HSV den späten Treffer zum vorentschiedenden 3:1. Im Interview mit WERDER.DE lässt Baumann die beiden Spiele mit dem Hamburger SV und die vier Nordderbys in 19 Tagen noch einmal Revue passieren. 

WERDER.DE: Zehn Jahre sind seit den legendären Nordderby-Wochen vergangen. Was schießt dir als erstes in den Kopf, wenn du an damals denkst?

Frank Baumann: „Es ist schwierig, da nur einen oder zwei Punkte herauszuheben. Es waren 19 Tage vollgepackt mit Emotionen. Auch davor war es eine riesige Vorfreude auf die Duelle. Beide Mannschaften haben in den Pokalwettbewerben eine überaus erfolgreiche Saison gespielt. Es ging um sehr, sehr viel – und das gepaart mit dieser grundsätzlichen Rivalität beider Klubs, zwischen den Fanlagern. In den Tagen und Wochen davor haben wir gespürt, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Die Vorfreude war riesig.“

WERDER.DE: Wie wichtig war das DFB-Pokal-Spiel zu Beginn? (zur Extrameldung)

Frank Baumann: „Wir konnten nach einem dramatischen Spiel mit Elfmeterschießen direkt ins erste Finale einziehen. Das hat uns die gewisse Sicherheit für die anderen Spiele gegeben. Obwohl es im Hinspiel des UEFA-Cups nicht so gut lief, sind wir mit dem nötigen Selbstverständnis ins Rückspiel gegangen. Für uns gab es die Möglichkeit, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Und im Verlauf des Rückspiels hat man gemerkt, dass der HSV viel zu verlieren hat.“

WERDER.DE: Was sind deine Erinnerungen an das UEFA-Cup-Hinspiel? Du bist ja nicht zum Einsatz gekommen.

Frank Baumann: „Haben wir das verloren?“

WERDER.DE: Ja. 0:1 im Weser-Stadion.

Frank Baumann: „Dann saß ich auf der Bank (lacht). Es waren intensive Wochen mit vielen, vielen Spielen. Ich war nicht mehr der Jüngste. Ich musste mir die Kräfte einteilen (lacht). Vielleicht waren die anderen auch einfach besser drauf. Das Rückspiel habe ich dann gemacht.“

WERDER.DE: Wie nervös warst du nach dem verlorenen Hinspiel vor dem Rückspiel?

Frank Baumann: „Ich war nicht nervös. Die Nordderby-Wochen waren ja schon ziemlich am Ende meiner Karriere. Da war ich nicht mehr nervös. Wir hatten viele erfahrene Spieler im Team, wussten um die Qualität im Kader. Wir wussten, dass wir in Hamburg im Rückspiel gewinnen und den Rückstand drehen können. Wir hatten ja gerade erst im Pokal auswärts gewonnen. Obwohl es im Rückspiel ja auch gar nicht so gut losging…“

WERDER.DE: Stimmt, nach zwölf Minuten hat Ivica Olic das 0:1 geschossen. Dein befreiendes 3:1 fiel erst nach 83 Minuten und dabei solltest du bei dem Tor gar nicht stehen, wo du standest…

Frank Baumann: „Ich sollte mich bei der absoluten Mehrheit der Eckbälle am kurzen Pfosten positionieren und war dafür da, die Bälle zu verlängern oder Richtung Tor zu bringen. Im Spiel habe ich mich mit Hugo Almeida abgesprochen, dass wir die Positionen tauschen. Es war natürlich auch ein bisschen Glück, dass der Ball vorne verlängert wurde und ich hinten im richtigen Moment am richtigen Ort stand. Obwohl ich ja eigentlich mehr angeschossen wurde, als dass ich das Tor aktiv gemacht hätte.

WERDER.DE: War es rückblickend das wichtigste Tor deiner Karriere?

Frank Baumann: „Ja, ich denke schon. Man zieht nicht jedes Jahr in ein internationales Finale ein. Das Tor hat uns dabei sehr geholfen. Und dann auch noch in einem Nordderby ein so wichtiges Tor zu erzielen, ist etwas Besonderes.“

WERDER.DE: Ohne Papierkugel hättet ihr die Ecke gar nicht bekommen. Tat dir Michael Gravgaard leid?

Frank Baumann: „Ja, er hat uns schon leidgetan, weil er nichts dafürkonnte. Es war ein unglücklicher Zufall, dass ausgerechnet dort die Kugel lag, wo der Ball drüber gerollt ist und er den Eckball verursacht hat. Wir haben natürlich trotzdem dankend angenommen, wenngleich ich das im Spiel gar nicht mitbekommen habe. Wir dachten einfach, der Ball sei aufgrund des Rasens versprungen und haben erst in der Kabine am Bildschirm gesehen, dass die ominöse Papierkugel eine Rolle gespielt hat.“

WERDER.DE: Habt ihr den Finaleinzug gefeiert oder wart ihr bereits auf das Ligaspiel drei Tage später fokussiert?

Frank Baumann: „Beides (lacht). Auf dem Platz und in der Kabine war die Freude riesengroß. Es wurde auch das eine oder andere Bierchen auf der Rückfahrt getrunken. Das gehört dazu. Aber dann ging es Schlag auf Schlag weiter. Wir haben uns gesagt: Wenn, dann wollen wir auch das Bundesliga-Spiel gewinnen, obwohl es für uns um nicht mehr ganz so viel ging. Wir waren ja im Mittelfeld der Tabelle platziert. Bremen gegen Hamburg, das ist immer ein Prestige-Duell - insbesondere, wenn man vor den eigenen Fans spielt. Deshalb war das Ligaspiel im Weser-Stadion uns allen sehr, sehr wichtig.“

WERDER.DE: Wie traurig bist du, dass es diese Duelle so schnell nicht mehr geben wird?

Frank Baumann: „Für mich werden die Bundesliga-Duelle, wann auch immer der HSV wieder aufsteigt, sehr besonders werden. Eine Spielzeit ohne Nordderbys, das gab es in der langen Vergangenheit ja sehr selten. Jetzt war mindestens ein Jahr lang Pause. Alle haben wieder große Lust auf diese Begegnung. Ich bin sicher, dass das nächste Nordderby wieder ein großes Duell wird. Und ein wichtiges Pokalspiel ist in den nächsten Jahren immer möglich. Da möchte ich nichts ausschließen.“

Die besten Bilder aus den UEFA-Cup-Halbfinals:

 

Alles zu den Nordderby-Wochen:

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