WERDER MAGAZIN: Welche Rolle spielt Sport allgemein heute in Ihrem Leben?
Matthias Brandt: "Naja, mit den Jahren überwiegt ja meistens die Notwendigkeit den Spaß, wenn man ehrlich ist, oder?"
WERDER MAGAZIN: Welche Rolle in einer Fußball-Mannschaft auf dem Spielfeld wäre Ihnen heute auf den Leib geschnitten?
Matthias Brandt: "Optisch vorteilhaft und strategisch günstig herumzustehen..."
WERDER MAGAZIN: Hat Ihnen Klaus-Dieter Fischer mal die Anekdote erzählt, wie Günter Netzer kurz vor dem Wechsel zu Werder stand?
Matthias Brandt: "Das ist lustig, dass Sie nach dieser Antwort zu Netzer überleiten! Ja, hat er, weil er weiß, dass Netzer, als ich klein war, mein größtes Idol war. Netzer wollte hier damals auch die Stadionzeitung übernehmen, und daran ist der Wechsel letztlich gescheitert, richtig?"
WERDER MAGAZIN: Genauso ist es überliefert... Herr Brandt, Fußballer stehen jedes Wochenende auf ihrer Bühne, im Stadion. Sehen Sie da Parallelen zum Job des Theater-Schauspielers?
Matthias Brandt: "Es gibt durchaus Parallelen. Und weil ich ansatzweise weiß, was das bedeutet, sich vor einem so großen Publikum manchmal auch schutzlos zu zeigen, werden Sie von mir nie etwas wirklich Herabwürdigendes über einen Spieler hören, dem etwas misslingt. Glauben Sie keinem, der behauptet, dass ihn das unberührt lässt. Damit umzugehen ist vielleicht einer der schwierigsten Aspekte unserer Berufe. Wir haben alle gesehen, wohin das führen kann, wenn es schiefgeht, Sie wissen, wovon ich rede. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass daraus viel gelernt wurde. Deshalb war es ja auch so wichtig, wie Per Mertesacker davon erzählt hat, was der Druck mit ihm gemacht hat. Es ist unheimlich wichtig, dass das mal einer sagt, dem die Leute auch zuhören. Und deshalb war eben der Kommentar von Lothar Matthäus dazu auch von erlesener Dämlichkeit, dass Mertesacker wegen dieser Aussagen nicht mehr dazu qualifiziert sei, junge Spieler anzuleiten. Nach diesem Statement finde ich, dass es kaum einen Geeigneteren dafür gibt als ihn. Ab und zu sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass das sehr junge Menschen sind, die da auf dem Platz stehen. Bei allen speziellen Fähigkeiten, über die sie verfügen. Denn man muss ein außergewöhnlich guter Fußballer sein, um in der Bundesliga zu spielen, Punkt. Würde vielleicht auch schon mal helfen, wenn man sich darauf einigen könnte. Eine interessante Parallele zwischen unseren Berufen ist auch die Psychologie, die Gruppendynamik. Große Trainer und große Regisseure sind immer die, die es schaffen, ein Ensemble zusammenzustellen, das im Zusammenspiel jeden Einzelnen besser macht, als er das ohne die Anderen wäre. Das ist das Geheimnis: dass Eins und Eins in der Summe mehr ergeben kann als Zwei."