WERDER.DE: Beim Medizincheck am ersten Tag war Frank Baumann dein Begleiter. Er war von der ersten Stunde an deiner Seite, oder?
Zlatko Junuzovic: „Nicht nur das. Ich war alleine, meine Freundin und Vater waren wieder in Wien und ich musste irgendwie zurechtkommen. Die ersten Tage hat er mich bei allen organisatorischen Dingen unterstützt, auch die Wohnungssuche haben wir gemeinsam gemacht. Er hat mir mit seiner ruhigen Art sehr geholfen. Das war ideal. Ich habe immer die deutsche Bundesliga verfolgt und kannte ihn natürlich als Spieler, als jahrelangen Kapitän von Werder. Es war wirklich eine Ehre für mich und etwas besonders. Das ist es immer noch.“
WERDER.DE: Seine Rolle hat sich, wie deine ja auch, in den letzten Jahren verändert…
Zlatko Junuzovic: „Er ist eine echte Persönlichkeit. Das war damals schon so, aber natürlich hat er sich nach dem Karriereende als Aktiver auch erst in den neuen Job hineinfinden müssen. Ich schätze, dass ist eine riesige Umstellung, neue Aufgaben zu bekommen, neue Verantwortungen gegenüber den Spielern und dem Verein zu haben, nicht auf dem Platz zu agieren, sondern außerhalb. Es ist eine Kunst, dabei man selbst zu bleiben, die Ruhe zu bewahren und seine Charakterzüge nicht zu verlieren. Das macht er sehr gut. Es tut gut, eine solche Vertrauensperson zu haben.“
WERDER.DE: Schon mit 17 hast du in der österreichischen Bundesliga debütiert, erst sieben Jahre später folgte deine Premiere im deutschen Fußball-Oberhaus. Vergleichsweise spät, oder?
Zlatko Junuzovic: „Heutzutage! Damals war das noch okay (lacht). Heute zählt man in dem Alter schon zu den Routiniers. Als ich bei Graz debütierte gab es vielleicht zwei oder drei Spieler um die 20, alle anderen waren deutlich älter. Wie sich das gewandelt hat, ist der Wahnsinn. Ich habe in meiner bisherigen Karriere schon einige Veränderungen miterlebt. Wie viele Menschen, wie viele Nationalitäten ich in meinen zwölf Profi-Jahren kennengelernt habe, das ist unbeschreiblich. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Weg so habe gehen dürfen und von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben bin. Zusammengerechnet habe ich schon 360 Spiele in der 1. Liga gemacht. Darauf bin ich schon stolz.“
WERDER.DE: Einen Wandel erlebst du bei Werder seitdem du da bist permanent. Wie schwierig ist das?
Zlatko Junuzovic: „Als ich kam standen noch viele etablierte Spieler im Kader, doch schon nach dem ersten halben Jahr gab es einen kompletten Umbruch. Da gingen 13, 14 Spieler. Das war unglaublich, da hat es richtig begonnen. Es gab während der letzten fünf Jahre oft Unruhe aufgrund der tabellarischen Situation, aber in der Mannschaft herrschte immer ein großer Zusammenhalt. Das spricht für diesen Verein, für die Fans mit ihren großartigen Aktionen, für die familiäre Stimmung mit den Mitarbeitern des Vereins. Es herrscht immer Vertrauen untereinander, immer ein positives Denken. Das ist für uns Spieler sehr wichtig. In diesen fünf Jahren habe ich so viele schöne, aber auch schwierige Momente erlebt. Ich möchte keinen davon missen. Auch wenn es mal richtig schwer war, habe ich daraus viele Erfahrungen für die Zukunft mitnehmen können. Und an die schönen Momente denkt man ohnehin pausenlos (lacht).“