Schon vor dem Anpfiff eine Hiobsbotschaft für den SV Werder: Marco Bode lief wegen seiner Oberschenkelverletzung nicht auf. Für ihn stand nach langer Zeit wieder „Raschi“ Tjikuzu in der Anfangsformation.
Die Grün-Weißen beherzigten die von Cheftrainer Thomas Schaaf ausgegebene Marschroute, spielten von Beginn an nach vorn und hatten die erste Chance: Ailton tauchte frei vor Jens Lehmann auf, versuchte den BVB-Keeper auszuspielen, doch der schnappte ihm im letzten Moment das Leder vom Fuß. Auf Seiten der Gastgeber setzte in der Folgezeit ebenfalls ein Brasilianer die Akzente. Bei Amorosos Freistoß aus etwa 18 Metern hatten die Fans im Westfalenstadion den Torschrei bereits auf den Lippen. Doch die Latte rettete für Werders Torhüter Frank Rost.
Stalteri-Treffer schockt die BVB-Anhänger
Auf der Gegenseite wurde der SV Werder für die mutige Anfangsphase belohnt. Ailton setzte sich im Strafraum durch, legte den Ball quer auf Paul Stalteri, und der Kanadier schob das Leder aus fünf Metern Entfernung an Lehmann vorbei zum 0:1 ins Dortmunder Tor.
Die Gastgeber zeigten sich jedoch wenig beeindruckt von diesem Rückstand und erarbeiteten sich vor allem durch Amoroso immer wieder hochkarätige Möglichkeiten. In der 26. Minute zwang der Brasilianer Frank Rost zu einer Glanzparade; fünf Minuten später ging sein Schuss über das Tor. Noch vor dem Seitenwechsel musste dann aber auch „Fäustel“ hinter sich greifen. Borussias Stürmer-Riese Jan Koller zog aus 20 Metern ab und traf platziert ins linke untere Eck des Werder-Gehäuses – der 1:1-Ausgleich für den Tabellenführer.
Sammer im Glück - Entscheidung durch eingewechselten Ewerthon
Auch im zweiten Durchgang spielte der SV Werder weiter gut mit. Zwar setzen sich die Dortmunder immer wieder in der Hälfte der Grün-Weißen fest, doch die Gäste standen sicher in der Defensive und blieben mit Kontern über Torsten Frings und Ailton stets gefährlich. Beide Mannschaften vergaben jeweils eine hundertprozentige Möglichkeit: BVB-Stürmer Otto Addo setzte einen Rechtsschuss an den Pfosten (59.). Tjikuzu traf für den SV Werder nur die Latte (71.).
Eine Viertelstunde vor Schluss dann die Entscheidung: Mit seinem Treffer zum 2:1 machte Ewerthon den sechsten Meistertitel für die Schwarz-Gelben perfekt. Dem Treffer war ein Glücksgriff von Matthias Sammer vorangegangen. Der Borussen-Coach hatte den Brasilianer nur 60 Sekunden zuvor für Jörg Heinrich eingewechselt und damit die Angriffsbemühungen verstärkt.
Krstajic mit Gelb-Rot vom Feld
Nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer stand erneut Ewerthon im Blickpunkt. Werder-Abwehrspieler Mladen Krstajic konnte den Stürmer nur durch ein Foul stoppen. Der Jugoslawe, der bereits in der Anfangsphase die Gelbe Karte gesehen hatte (8.), bekam daraufhin von Schiedsrichter Edgar Steinborn Gelb-Rot. In Unterzahl konnten das Team von Thomas Schaaf den neuen Deutschen Meister nicht mehr entscheidend gefährden.
Marco Bode (für Krisztian Lisztes) kam in der 90. Minute zu seinem 379. Bundesliga-Einsatz und konnte sich so noch einmal vor 68.000 Zuschauern im Westfalenstadion verabschieden. Und das –trotz der knappen Niederlage- mit einem Riesenerfolg. Denn aufgrund der 3:4-Schlappe des 1. FC Kaiserslautern in Stuttgart behauptete der SV Werder dank des besseren Torverhältnisses den UEFA-Cup-Platz – der verdiente Lohn für eine Riesen-Saison!
Martin Lange