Gegenüber seinen drei Konkurrenten Neuer, Adler und Enke hat Wiese dabei einen entscheidenden Vorteil: "Ich spiele als Einziger international, kann mich da in den Vordergrund spielen. Es wurde ja gesagt, dass auf internationale Spielpraxis genau geachtet wird. Wir müssen uns also auf jeden Fall in der Qualifikation zur Europa League durchsetzen." Auch für den Verein sei das ja wichtig. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wiese wurde ausführlich zum Thema Nationalelf befragt, aber eine genau so wichtige Rolle spielt für ihn natürlich Werder. Denn ohne eine gute, konstante Mannschaft gibt es normalerweise keinen konstant guten Torwart. Wiese kann und will Werder viel geben in der neuen Saison. Mehr von diesen Spielen wie gegen den HSV, diese "Super-Erlebnisse, an die ich immer noch denke". Mehr Titel: Werder wolle jedes Jahr was holen, sagt er. Und mehr von seiner Persönlichkeit, denn in ihr sieht er inzwischen seine große Stärke: "Man entwickelt sich weiter, ist weniger nervös, lässt sich weniger ablenken, konzentriert sich besser. Ich bin ruhiger geworden und inzwischen sehr erfahren. Torhüter leben von ihrer Erfahrung und ich habe nun wirklich schon viel erlebt."
Mitten in der Umschulung: Martin Harnik
Direkt nach Tim Wiese fand Martin Harnik den Weg in die Runde. Im Laufe des Gesprächs sagte er einen zentralen Satz: "Es ist wichtiger, an einem Sieg teilzuhaben, als ihn zu entscheiden." Dieser Satz demonstriert den Prozess, in dem sich der Deutsch-Österreicher gerade befindet: Er wird vom Angreifer zum Außenverteidiger, bevorzugt rechts, umgeschult und verabschiedet sich vom latenten Egoismus, den jeder Stürmer mitbringen muss. Er habe sich anfangs gegen die neue Rolle gesträubt, sich inzwischen aber sehr gut mit ihr angefreundet, sagt Harnik. "Ich vermisse die Stürmerposition überhaupt nicht." Dabei hilft vielleicht, dass der moderne Außenverteidiger ein "offensiver Verteidiger" ist, wie Harnik es nennt: "Er schaltet sich oft nach vorn ein. Gerade bei uns, wo das Mittelfeld recht zentral postiert ist, sind die Flügel ja frei."
Mit seiner Schnelligkeit und seiner Erfahrung als Außenspieler (unter anderem für Österreichs U20 bei der WM) liegt ihm dieses Spiel. Nun will er es beherrschen lernen. Was noch ein gutes Stück Weg ist, wie er selbst weiß: "Zum Beispiel das Defensivverhalten ist noch ungewohnt. Ich schaue mir jetzt viel von Clemens Fritz und anderen Außenverteidigern ab, arbeite mit den Trainern nach und versuche, die Lücke schnell zu schließen." Aber vielleicht sei in dieser Saison, in