Werder Bremen ist eine Mannschaft, die es gewohnt ist, im Rhythmus Mittwoch-Samstag bzw. Donnerstag-Sonntag zu spielen. Gestern Abend haben sie sehr ökonomisch gespielt und das ist auch etwas, das ich meiner Mannschaft vermitteln möchte. Es ist wichtig, dass man nicht nur "Hurra-Fußball" bietet, sondern auch ein Spiel kontrolliert, es langsam oder schnell macht. Ich denke, dass Werder Bremen das schon über viele Jahre demonstriert hat und deswegen eine Mannschaft ist, die sich in der Bundesliga wieder oben etablieren wird, davon bin ich überzeugt. Auch international können sie, das haben sie im letzten Jahr gezeigt, für Furore sorgen und werden es höchstwahrscheinlich auch wieder tun.
Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen der Werderaner?
Werder ist eine sehr gut zusammengestellte Fußballmannschaft, spielerisch stark und sehr gut im Passspiel. Mit Pizarro haben sie außerdem einen Stürmer, der praktisch aus dem Nichts ein Tor machen kann. Wenn man sich das 3:2 gestern ansieht, zeigt sich dort seine ganze Klasse: Erst eine kurze Drehung, dann ein Dribbling und dann schlenzt er den Ball unerreichbar für den Torwart in die lange Ecke. Da gilt es für uns sehr wachsam zu sein. Schwächen hat jede Mannschaft. Ich werde mir heute Abend noch mal ein Auswärtsspiel von Bremen anschauen und dann versuchen, die Schwächen – wenn welche da sind – meiner Truppe zu vermitteln.
Eigentlich sind es die Bremer, die bei Standardsituationen für viel Gefahr sorgen. Beim Sieg gegen Funchal mussten die Grün-Weißen hingegen selbst zwei Treffer nach Standards hinnehmen. Rechnen Sie sich am Sonntag bei ruhenden Bällen ebenfalls besondere Chancen aus, zum Torerfolg zu kommen?
Natürlich haben wir auch hinsichtlich der Standardsituationen immer wieder trainiert, in der Defensive wie in der Offensive. Standards gehören zum Spiel und man versucht immer daraus Kapital zu schlagen. Bremen steht normalerweise in der Defensive gut, auch wenn sie gestern zweimal gepatzt haben. Vielleicht waren sie da auch zu selbstsicher, weil sie 2:0 geführt haben und es bis dahin keine große Gefahr vor dem eigenen Tor gab. Da kann es schon einmal sein, dass die Spieler einen Moment unkonzentriert sind.
In der Offensive sind die Bremer natürlich sehr gut bei Standards, doch auch wir haben da in dieser Saison schon sehr viel besser agiert als in der letzten und ich hoffe natürlich, dass das am Sonntag genauso ist.
Mesut Özil musste am Donnerstag mit Knie-Problemen passen. Sein Einsatz gegen Leverkusen ist nach wie vor ungewiss. Was bedeutet es aus Ihrer Sicht, wenn er am Sonntag ausfallen sollte?
Es ist schon lange das große Plus von Werder Bremen, dass sie immer wieder Spieler haben ersetzen können. Ich denke, wenn Özil nicht spielen sollte, dann wird die Mannschaft das ebenso versuchen, zu verkraften. Natürlich ist er ein kreativer Spieler, ein starker Fußballer und wie man das so sieht auch ein sehr guter Junge - er gefällt mir sehr gut, das sage ich ohne Zweifel. Man weiß natürlich noch nicht, ob er nicht trotzdem spielt. Falls nicht, hat Werder Bremen jedoch so viele Nationalspieler, so viele hervorragende Leute, um auch solch einen Spieler adäquat ersetzen zu können.
Bayer Leverkusen spielt schon fast traditionell einen ansehnlichen Fußball. Auch in dieser Saison, in die Sie als derzeitiger Tabellenzweiter gut gestartet sind. Ihr Team hat die zweitmeisten Tore erzielt. Erwarten Sie gegen Werder ein offensives Spiel?
Ich denke, dass beide Mannschaften kreativ nach vorne spielen und ein großes fußballerisches Potenzial besitzen, Werder genauso wie wir. Das wird am Sonntag sicher ein hochinteressantes Spiel werden, weil beide Mannschaften guten Fußball spielen. So könnte es auch dazu kommen, dass die beiden Torleute im Mittelpunkt des Geschehens stehen werden.
Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams war das DFB-Pokalfinale im Mai dieses Jahres. Haben Ihre Spieler die 0:1-Niederlage und die verpasste Qualifikation für den Europapokal inzwischen weggesteckt oder könnte das eine besondere Motivation für sie sein?
Sie sehen am Auftreten der Mannschaft nach den bisherigen fünf Spieltagen, dass das Team daran überhaupt keinen Gedanken mehr verschwendet. Natürlich ist es eine riesige Enttäuschung gewesen. Ich kenne das, als Trainer habe ich das auch schon einmal erlebt. Aber gegenwärtig ist das kein Thema und ich denke, dass die Spieler das auch abgehakt haben.
von Christoph Muxfeldt