Wiener Erkenntnis: "Im Vorbeigehen gewinnt man nicht"

Enttäuschung pur: Clemens Fritz, Per Mertesacker und Tim Wiese nach dem zweiten Gegentor in Wien.
Profis
Donnerstag, 22.10.2009 / 22:14 Uhr

Lange sah es so aus, als würde Werder Bremen auch das dritte Euro-League-Gruppenspiel gewinnen. Und so dachte wohl auch jeder Grün-Weiße im Franz-Horr-Stadion in Wien. Doch es kam anders...

 

Das relativ späte Anschlusstor von Sulimani und der sehr späte Ausgleichstreffer durch Schumacher schockten Werder – das 2:2 bei Austria Wien war aufgrund des Spielverlaufs enttäuschend. Dementsprechend niedergeschlagen trotteten die Bremer vom Platz und vor die Mikrofone. "Wir sind sehr enttäuscht, dass wir noch zwei Tore bekommen haben", erklärte Spielmacher Mesut Özil und lieferte den Grund für den Punktverlust gleich hinterher: "In der ersten Hälfte haben wir 100 Prozent gespielt, in der zweiten Halbzeit dann nachgelassen. Das darf man sich nicht erlauben."

 

Zu der Enttäuschung gesellte sich das Gefühl, den Sieg völlig unnötig aus der Hand gegeben zu haben – schließlich boten sich Werder nicht nur in der ersten Hälfte, sondern auch nach dem 2:0 in der 63. Minute zahlreiche Chancen die Führung auszubauen. "In der ersten Halbzeit haben wir vieles richtig gemacht, doch wir hätten noch mehr Tore erzielen müssen", sagte Cheftrainer Thomas Schaaf und kritisierte: "In der zweiten Halbzeit haben wir dann den Schritt nicht mehr gemacht, sind zurück gegangen, waren zu passiv, und haben damit Austria Mut gemacht." Den unbedingten Willen, ein drittes Tor zu schießen, habe er vermisst.

 

Ähnlich analysierte Geschäftsführer Klaus Allofs das Geschehen im zweiten Spielabschnitt: "Wir wollten weniger tun und waren nicht so diszipliniert wie am Anfang des Spiels. Das rächt sich. Nach vorne hatten wir zu viele Abspielfehler, dadurch wurde der Druck auf das eigene Tor größer und dann passiert so etwas."

 

So etwas wie das zweite Gegentor durch Schumacher, an dem Clemens Fritz unmittelbar beteiligt war. Werders Rechtsverteidiger verlor das Kopfballduell gegen den Torschützen, der Alleinschuldige aber war er nicht. Fritz: "Klar habe ich beim Ausgleich schlecht ausgesehen. Ich will mich da gar nicht rausreden. Aber ich war der Letzte in einer Kette von Fehlern. Und durch diese Fehler haben wir kurz vor Schluss die Punkte verschenkt."

 

Stellvertretend für seine Kollegen zeigte sich der 28-Jährige selbstkritisch: "Wir haben unser Tor nicht mehr so verteidigt wie in den letzten Wochen. Vielleicht haben wir gedacht, alles läuft immer so weiter. Es ist ganz gut, dass uns das heute die Augen geöffnet hat."

 

Einer, der trotzdem einmal mehr positiv von sich reden machte, war Claudio Pizarro. Werders Stürmer mit der eingebauten Torgarantie schlug auch in Wien wieder zu, erzielte seine Treffer Nr. 5 und 6 in der laufenden Euro-League-Saison. Der Peruaner analysierte das Spiel wie folgt: "Wir haben gewusst, dass Austria Druck machen würde, haben auf unsere Chancen gewartet und sie genutzt. Nach dem 2:0 haben wir das Spiel kontrolliert und hätten eigentlich das dritte Tor machen müssen. Am Schluss waren wir unkonzentriert." Über seinen eigenen "Lauf" konnte er sich freilich nicht mehr richtig freuen – und gab das ihm zuteil gewordene Lob an seine Mitspieler weiter: "Ich spiele ja jetzt richtig im Zentrum und vier Spieler machen davor ganz viel Arbeit für mich. Sie machen es mir leicht zu treffen", sagte Pizarro.

 

Aber so enttäuscht die Grün-Weißen ob der schwachen zweiten Halbzeit auch waren, so sehr bemühten sie sich, den Blick nach vorne zu richten. Mit sieben Punkten aus drei Spielen steht Werder in der Gruppe L trotz allem sehr gut da, verteidigte die Tabellenführung vor Athletic Bilbao (2:1 gegen Funchal, 6 Punkte). Klaus Allofs bemerkte dazu: "Ich gehe immer noch fest davon aus, dass wir uns qualifizieren. Aber wenn man 2:0 führt, hätten wir heute schon durch sein müssen."

 

Thomas Schaaf pflichtete ihm diesbezüglich bei: "Wir haben heute eine gute Situation nicht wahrgenommen. Wir müssen zusehen, dass wir am Sonntag wieder gut drauf sind in Bochum." Mit dem abstiegsbedrohten VfL wartet die nächste Auswärtshürde in der Bundesliga auf die Grün-Weißen – eine, gegen die Werder wieder über 90 Minuten eine Top-Leistung zeigen möchte, wie Clemens Fritz betonte: "Wir sollten gewarnt sein. Im Vorbeigehen gewinnt man keine Spiele." Oder, um es mit den Worten von Torhüter Tim Wiese zu sagen: "Nur mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei geht es nicht."

 

von Kevin Kohues, Tino Polster und Marco Niesner

 

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