Bootstour mit Mesut Özil: "Jetzt habe ich neue Träume"

Mesut Özil ganz Privat: WERDER.de war mit ihm auf einem Segelschiff unterwegs.
Profis
Montag, 03.11.2008 / 11:34 Uhr

Mesut Özil gehört in dieser Spielzeit zu den Gewinnern der Grün-Weißen. Auf den 20-Jährigen baut nicht nur Werders Cheftrainer Thomas Schaaf und Deutschlands U 21-Nationaltrainer Dieter Eilts, ...

Mesut Özil gehört in dieser Spielzeit zu den Gewinnern der Grün-Weißen. Auf den 20-Jährigen baut nicht nur Werders Cheftrainer Thomas Schaaf und Deutschlands U 21-Nationaltrainer Dieter Eilts, sondern er wird auch von Jogi Löw und dem türkischen Nationaltrainer Fatih Terim im Notizbuch geführt. In den vergangenen Tagen nahm sich Mesut eine kurze Auszeit bei einer Bootstour auf der Weser und kam mit WERDER.DE ins Plaudern über die turbulenten letzten Monate.

 

Mesut, hier draußen auf dem Schiff erhält man mal eine ganz andere Perspektive auf Bremen, kann man das in der gegenwärtigen Situation auch genießen?

Klar, es ist ja wirklich schön hier. Auch wenn ich nach wie vor gern auch im Ruhrgebiet bin. Aber Bremen hat doch wirklich einiges zu bieten.

 

Hilft so ein Perspektivwechsel auch, um über die letzten Wochen nachzudenken?

Dafür muss ich sicher nicht erst auf die Weser. Über die Situation denken wir oft nach. Ist doch klar, dass wir mehr als einen Sieg aus den letzten sieben Spielen holen wollten. Wir müssen einfach weiter arbeiten. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Der 5:1-Sieg gegen Hertha BSC war auf jeden Fall schon ein ganz guter Anfang.

 

Wie sieht es mit der Motivation aus, wenn man als Meisterkandidat startet und sich dann auf einem Mittelfeld-Platz wiederfindet?

Damit habe ich keine Probleme. Mich stachelt so etwas eher an. Ich will nach wie vor ganz oben in der Spitzengruppe mitspielen. Und auch wenn das verrückt klingt, aber ich habe das noch nicht abgeschrieben. Die Bundesliga ist so unberechenbar in diesem Jahr, dass wir das noch schaffen können. Die Mannschaften, die jetzt oben stehen, werden noch Druck aus dem Mittelfeld bekommen. Da sehe ich nicht nur uns, sondern auch die Stuttgarter, die ich besser einschätze als ihren Tabellenstand. Hoffenheim haben wir geschlagen, die Bayern auch. Wir sind spielerisch viel stärker als Schalke. Die haben uns nur die gefährlichen Standards voraus. Wir haben das Zeug dazu, noch einmal anzugreifen. Aber wir dürfen ab jetzt nicht mehr unnötig Punkte hergeben.

 

Bei diesem Weg zurück in die Erfolgsspur spielst du eine wichtige Rolle. Hättest du das bei deinem Wechsel im Januar gedacht, dass du so schnell so viel Verantwortung bekommst?

Ich hatte jedenfalls keinen Zweifel daran. Ich bin mir meiner Stärken bewusst und habe damals auf Schalke auch schon gute Leistungen gezeigt. Das habe ich hier bisher bestätigen können und darüber bin ich sehr froh. Mein Ziel muss es immer sein, in der Startformation zu stehen.

 

Das klingt jetzt aber etwas anders, als noch zu Beginn deiner Werder-Zeit, als du sehr schüchtern wirktest.

Ja. Es ging damals aufgrund der schwierigen Situation auf Schalke alles sehr schnell. Als ich von dem Angebot aus Bremen gehört habe, wollte ich sofort dahin, weil ich dachte, dass die Mannschaft sehr gut zu mir passt. Da das Umfeld hier optimal ist, fiel meine Wahl direkt auf Werder. Dann war hier alles erstmal neu. Aber Thomas Schaaf hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Er hat mir alle Zeit der Welt gegeben und mir immer gesagt, dass ich einfach mein Spiel spielen soll und ich nicht unter Druck stehe. Wir haben uns oft unter vier Augen über meine Situation unterhalten. Das hat sehr gut getan und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

 

Nicht zuletzt wegen deiner unglaublichen Dribbelkünste und deiner Schussstärke bist du so wichtig für die Mannschaft. Welche Qualitäten zeichnen den Spieler "Mesut Özil" sonst noch aus?

Ich glaube, dass meine größte Stärke die Schnelligkeit mit dem Ball am Fuß ist. Ich kann aber auch die tödlichen Pässe spielen und vor allem … (kurze Pause, Mesut lacht) bin ich eiskalt vor dem Tor.

 

Warst du schon als Kind schneller als die anderen?

Ja, das war eigentlich schon immer so. Und je älter ich wurde, umso schneller wurde ich. Auch jetzt arbeite ich noch sehr hart an mir, damit ich noch schneller werde. Ich hoffe natürlich, dass sich die Arbeit auszahlt.

 

Und die Schnelligkeit hast du als Kind auf dem Bolzplatz ausgespielt?

Ja, ich habe früher in der Tat sehr oft mit meinen Freunden auf dem Bolzplatz gespielt. Ich war damals entweder in der Schule oder auf dem Fußballplatz. Daraus bestand mein Leben und ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück. Es war sehr schön.

 

Und da hast du schon gemerkt, dass du es eines Tages schaffen kannst Profi zu werden?

Nein, beim Kicken auf dem Bolzplatz habe ich das noch nicht gedacht. Das fing an, als ich im Verein gespielt habe. Da war ich schon sehr auffällig und einige Mitspieler und Eltern haben mir gesagt, dass ich das Potenzial habe, es einmal ganz nach oben schaffen kann.

 

Und diejenigen hatten Recht damit.

Ja, offensichtlich. Ich habe immer an meine Chance und meine Stärken geglaubt, aber natürlich gehörte auch etwas Glück dazu.

 

Was war das denn für ein Gefühl, als du deine erstes Bundesliga-Spiel bestreiten durftest?

Als gebürtiger Gelsenkirchener war es natürlich immer ein Traum für die Profis von Schalke zu spielen. Der ist in diesem Augenblick in Erfüllung gegangen, deshalb war es schon etwas ganz Besonderes. Aber jetzt habe ich neue Träume und neue Ziele, und die will ich mit Werder erreichen.

 

Auf dem Bolzplatz kickt man ja meist unter Pseudonym, viele Jungs sind dann berühmte Stürmer wie Ronaldo, Pele oder Marco van Basten oder so. Wie wars bei Dir?

Ja, mein großes Idol war immer Zinedine Zidane. Er hat die gleiche Position gespielt, die ich spiele und war ein sehr kompletter Spieler. Er hatte eine unglaubliche Übersicht, eine sehr gute Technik und er war sehr torgefährlich.

 

Diese Torgefahr wurde dir auf Schalke abgesprochen. Hier in Bremen klappt es mit dem Toreschießen besser. Warum?

Darüber habe ich mir nie große Gedanken gemacht. Ich bin ein mannschaftsdienlicher Spieler. Ich gebe gerne die entscheidenden Pässe und bereite dadurch Tore vor. Das ist für einen Mittelfeldspieler wichtiger. Aber ich bin natürlich auch froh, dass es hier bei Werder jetzt auch mit dem Tore schießen klappt. Das macht auch großen Spaß. Deshalb möchte ich natürlich gerne meinen Torabschluss verbessern. Ich denke noch zu oft nach.

 

Dein erstes Bundesliga-Tor hast du auch im Werder-Trikot erzielt. Ist das erste Tor genauso besonders, wie das erste Bundesligaspiel?

Ja, auch sein erstes Tor in der Bundesliga zu erzielen, ist etwas Besonderes und ich glaube, dass man das erste Tor nie vergisst. Aber jetzt ist es wichtiger, dass ich in dieser Spielzeit noch weitere Treffer folgen lasse.

 

Wie hast du dein Tor-Debüt in der Bundesliga denn erlebt?

Das war in der vergangenen Saison gegen Karlsruhe. Ich habe einfach auf das Tor geschossen. Es war nicht gerade mein bester Schuss, eher ein "Kullerball", aber der holprige Boden und ein gegnerisches Bein, das den Schuss abgefälscht hat, haben mir dabei geholfen, dass der Ball ins Tor gegangen ist.

 

Auf der linken Seite befindet sich das Weser-Stadion. Da hast du in dieser Saison gegen Hoffenheim bereits zweimal getroffen. Hast du das Stadion schon einmal von der Weser aus gesehen?

Nein, noch nicht. Sieht gut aus, aber die beste Ansicht bleibt die, wenn man selber auf dem Platz steht und die Fans auf den Rängen jubeln sieht. Wenn ich unsere Anhänger sehe, wie die einen Puschen, dann ist das so ein super Gefühl, dass man automatisch bereit ist, alles zu geben.

 

Du hast in den Spielen gegen Hannover 96 und Bayer Leverkusen auf der Spielmacher-Position den verletzten Diego ersetzt. War das eine besonders schwere Aufgabe in diese Fußstapfen zu treten?

Diego ist ein genialer Spieler, das hat er am Samstag wieder eindrucksvoll bewiesen. Vielleicht ist er sogar der beste der Bundesliga. Ich freue mich immer, wenn ich mit ihm zusammenspielen kann. Von ihm kann ich mir sehr viel abschauen, sei es im Training oder im Spiel. Er ist sehr sicher am Ball, verliert kaum Bälle, da möchte ich mich noch verbessern in naher Zukunft. Also man kann ihn schwer ersetzen, aber ich habe mich auch gefreut, seine Position bekleiden zu dürfen.

 

Aber mit dem Ball am Fuß ist er doch bestimmt langsamer als du, oder? Meinst du diese Schnelligkeit würde er gerne von dir haben?

Ich weiß gar nicht, ob ich mit dem Ball am Fuß schneller bin als er. Ich werde es aber im Training mal auf einen Versuch ankommen lassen. Ob er diese Eigenschaft dann gerne von mir hätte, hängt dann sicher auch von dem Ergebnis ab.

 

Euer Zusammenspiel harmoniert ja trotz ähnlicher Spielweisen sehr gut, wie verständigt ihr euch? Diego spricht doch kein deutsch.

Auf dem Platz verstehen wir uns blind. Da brauchen wir keine einheitliche Sprache. Wenn wir uns außerhalb des Platzes unterhalten, dann geschieht das meistens auf Englisch, dass können wir beide.

 

Das Gespräch führte Dominik Kupilas

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