Rund 1.200 Zuschauer im Stadion „Platz 11" sahen, wie die Mannschaft von SVW-Coach Victor Skripnik sehr engagiert loslegte. Davie Selke sorgte in der Sturmspitze schon in den Anfangsminuten für Wirbel, ehe auf seine erste Großchance in der 9. Minute direkt ein Pfostenkracher von Aleksandar Stevanovic (11.) folgte. Von den Norderstedtern, die als Aufsteiger bis zum letzten Spieltag einen mehr als respektablen achten Tabellenplatz erspielt hatten, war auch in der Folgezeit nur wenig zu sehen. Die Grün-Weißen mit totaler Feldhoheit und den besseren Aktionen.
Viele Großchancen, kein Tor
Während es in Wolfsburg, wo die zweite Mannschaft des VfL den HSV II empfing, noch 0:0 stand, wollten die Bremer ihre Pflichtaufgabe unbedingt erfüllen. Martin Kobylanski ließ auf der linken Seite zwei Gegenspieler stehen und zog aus spitzem Winkel ab - aber der Ball strich knapp am langen Pfosten vorbei (20.). Plötzlich war das Publikum da und unterstützte ihr Team tatkräftig - der Gegentreffer, den der VfL Wolfsburg II in der 27. Minute bekommen hatte, sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Selten haben sich Bremer über ein HSV-Tor so sehr gefreut.
Die Spannung war weiterhin greifbar - dafür sorgte erneut Stevanovic, der nach traumhafter Vorlage von Kobylanski frei vor Norderstedt-Keeper Johannes Höcker auftauchte, die Kugel aber nur an den rechten Außenpfosten schlenzte (36.). Die ganz dicken Möglichkeiten waren nun vorhanden für Werder. Levent Aycicek schoss unbedrängt über das Tor (38.), Selke lief anschließend allein über das halbe Spielfeld, hatte nur noch Schlussmann Höcker vor sich und - scheiterte (40.). Quasi zeitgleich erzielte der HSV II das 2:0 in Wolfsburg. Eine Bude und Werders U23 wäre Meister der Regionalliga Nord.
Kobylanski bricht den Bann
Nach dem Seitenwechsel knüpfte die Skripnik-Elf an ihrem Spiel aus den ersten 45 Minuten an - und belohnte sich endlich! Nach einer guten Flanke von der linken Angriffsseite stand Kobylanski am langen Pfosten goldrichtig und nickte den Ball in die Maschen. 1:0 für Werder (48.) Ein Blick auf das Parallelspiel in Wolfsburg aber brachte schnell Ernüchterung, denn die Wölfe hatten ihren 0:2-Rückstand innerhalb weniger Minuten in ein 2:2 verwandelt. Dennoch: zu diesem Zeitpunkt Werder in der Tabelle auf Eins. Und die Hausherren legten nach - Selke tankte sich über die rechte Seite durch und brachte den Ball gefährlich ins Zentrum, wo ein Norderstedter klären wollte, die Kugel aber unglücklich in die eigenen Maschen beförderte (57.).
Wenige Momente später - so schien es - war das Spiel entschieden. Aycicek umkurvte den herausgeeilten Keeper und schob locker zum 3:0 für Werder ein. So erfreulich der Spielstand auf „Platz 11" war, so ernüchternd blickte man in diesen Minuten auf den Meisterschaftskonkurrenten - Wolfsburg II mit der 3:2-Führung. Die Schlussviertelstunde war dann geprägt vom Hoffen und Bangen auf den Rängen - und dem 4:0, das der eingewechselte Max Wegner erzielte (81.) sowie dem 5:0 von Selke (90.). Kurz nach dem Abpfiff war auch klar, dass die Wölfe drei Punkte einfahren konnten und damit die Meisterschaft in der Regionalliga Nord nur denkbar knapp vor Werder feiern dürfen. Bei SVW-Trainer Victor Skripnik überwog dennoch die Zufriedenheit: „Klar sind die Jungs jetzt etwas geknickt, aber ich habe gesagt, es ist phänomenal, dass wir bei so einem spannenden Meisterschaftsschlussspurt überhaupt dabei sein durften. Was wir vor allem in der Rückrunde geleistet haben, ist einfach großartig."
Von Cord Sauer
Werder Bremen: Strebinger - Zander (65. Obst), Hüsing, Schoppenhauer, Sternberg
Fröde (72. Schwede) , Bruns, Stevanovic (63. Wegner), Aycicek
Kobylanski, Selke
Eintracht Norderstedt: Höcker - Aniteye (83. Kwiatkowski), Eglseder, Mandic, Kummerfeldt
Koch - Marxen (68. Güner), Heinemann, Toksöz - Jan-Marc Schneider, Tunjic (65. Lüneburg)
Tore: 1:0 Kobylanski (48.), 2:0 Koch (58. Eigentor), 3:0 Aycicek (65.), 4:0 Wegner (81.), 5:0 Selke (90.)
Gelbe Karten: Stevanovic (6.), Zander (59.)(beide Werder) / Toksöz (6.), Koch (57.), Mandic (70.) (alle Norderstedt)
Schiedsrichter: Julian Lüddecke (Wolfenbüttel)
Zuschauer: 1.200