Durch den 2:1-Auswärtserfolg vom letzten Wochenende beim Hamburger SV hat sich Werders Ausgangslage im Saisonfinale wieder verbessert: Der Punkteabstand auf Platz sechs wurde auf sechs Zähler vergrößert und auch der anvisierte Champions-League-Rang liegt noch in Schlagdistanz. Wohin die Reise des deutschen Meisters in dieser Saison geht, darüber weiß man vielleicht im Anschluss an die Partie gegen die Berliner mehr.
Statistik spricht für Werder
Während sich die Grün-Weißen mittlerweile zum auswärtsstärksten Team der Liga gemausert haben, tut sich die Mannschaft von Cheftrainer Thomas Schaaf vor eigenem Publikum neuerdings schwer. Der letzte Heimsieg (4:0 gegen den VfL Bochum) liegt fast schon zwei Monate zurück. Danach folgte ein torloses Unentscheiden gegen Aufsteiger FSV Mainz 05 sowie eine bitteres 1:2 im Kräftemessen mit dem VfB Stuttgart. Noch ist es zu früh, um von einem Heimfluch zu sprechen. Und damit das Gerede darüber gar nicht erst anfängt, wäre ein Sieg gegen die Hertha unter anderem auch deshalb so wichtig. Ein Blick auf die Statistik könnte dabei als Mutmacher dienen: Werder gewann fünf der letzten sechs Heimspiele gegen die Berliner, letzte Saison behielt man in einer begeisternden Begegnung gar mit 4:0 die Oberhand.
Hertha BSC Berlin liegt unter Coach Falko Götz klar auf Uefa-Cup-Kurs. Immer wieder wird ein Name mit dem derzeitigen Erfolg der Hauptstädter in Verbindung gebracht: Marcelinho. Mit seinem Traumtor aus 48 Metern vom letzten Wochenende gegen den SC Freiburg stellte der Brasilianer seinen besonderen Stellenwert wieder mal unter Beweis. Marcelinho, der zu den torgefährlichsten und besten Mittelfeldspielern der Liga gehört, ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Hertha. Der Regisseur traf in dieser Saison bereits 14 Mal ins Schwarze, bei 12 weiteren Treffern glänzte er als Vorbereiter.
Götz lobt Werder
Als weiterer Garant für den Höhenflug des Tabellensechsten hat sich im Laufe der Spielzeit 2004/2005 die sattelfeste Defensivabteilung (nur die Bayern kassierten bis dato weniger Gegentore) herauskristallisiert. Prunkstück der Berliner-Abwehr ist die eingespielte Viererkette um Kapitän Arne Friedrich, Joe Simunic, Dick van Burik und den Brasilianer Gilberto. Der Sturm gehört sicher nicht zu den stärksten Mannschaftsteilen der Hertha, zudem plagen Falko Götz gegen Werder Verletzungssorgen. Die beiden Angreifer Dejagah (Rot-Sperre) und Mansiz (Bauchmuskelzerrung) fallen am Sonnabend definitiv aus, somit dürfte erneut der Bosnier Salihovic den Platz im Sturmzentrum neben Nando Rafael einnehmen.
Für Herthas Coach gilt es gegen Werder in erster Linie, die Kreise der Bremer-Offensive soweit es eben geht einzuengen: "Vorne haben sie sehr gute Fußballer. Da kennt jeder seine Aufgabe - das ist ein gewachsenes System", zollt Götz den Grün-Weißen Respekt. Angesprochen auf die Stärken des Konkurrenten weist sein Gegenüber, Thomas Schaaf, natürlich auf Marcelinho hin: "Er genießt im Spiel der Berliner viele Freiheiten. Wie dürfen ihn nicht zur Entfaltung kommen lassen. Entscheidend wird sein, dass die Zuordnung immer klar ist."
Der deutsche Meister muss im Spiel gegen Hertha BSC Berlin auf seinen Kapitän Frank Baumann (Sprunggelenksoperation) verzichten. Zudem steht hinter dem Einsatz von Miro Klose (Knieentzündung) weiterhin ein Fragezeichen: "Sein Gesundheitszustand hat sich zwar verbessert, trotzdem müssen wir weiter abwarten", so Schaaf am Donnerstagmittag. Der leicht angeschlagene Krisztian Lisztes (Sprunggelenkprobleme) soll dagegen am Donnerstag wieder ins Teamtraining einsteigen. Und noch eine gute Nachricht: Valerien Ismael wird nach abgesessener Gelb-Sperre wieder in den Kader zurückkehren und dem zuletzt überzeugenden Abwehrverbund noch mehr Sicherheit verleihen. Nach dem Motto: 'In der Defensive werden die Spiele gewonnen'.
Klaus Bellstedt