Es genügte ein langer Kameraschwenk über sämtliche Zuschauerränge des Weser-Stadions, um die allgemeine Gemütslage nach aufreibenden 90 Minuten einzufangen. Pure Erleichterung schrieb sich in die Gesichter aller Werder-Fans, als die Grün-Weißen am ersten Dezembersamstag ihren direkten Tabellennachbarn FC Ingolstadt mit 2:1 niedergerungen hatten; ganz zu schweigen davon, wie es in den Köpfen der direkt Beteiligten aussah. „Das Quäntchen Glück des Tüchtigen war vielleicht auch dabei“, bekannte Fin Bartels unumwunden vor der WERDER.TV-Kamera, „aber wir haben uns das sehr, sehr hart erarbeitet.“ Seinem von Claudio Pizarro aufgelegten Abstauber eine gute Viertelstunde vor Schluss verdankten es die Bremer, dass sieben quälend lange Wochen ohne Sieg endlich zu Ende gingen. Schon an Werders erstem Treffer besaß der spätere Siegtorschütze erheblichen Anteil, indem er eine Maßflanke auflegte, die Max Kruse per technisch stilvollem Dropkick im kurzen Eck vollendete (24.). Dieser herbeigesehnte Befreiungsschlag verlieh den Bremern rechtzeitig zum Jahresendspurt einen elementaren Schub in die richtige Spur, was drei Folgekontrahenten sogleich zu spüren bekamen. Sowohl Hertha BSC als auch der 1. FC Köln und 1899 Hoffenheim hatten bereits zu jenem Zeitpunkt der Spielzeit jeweils respektable Bewerbungsschreiben für die Europapokalplätze abgegeben.
Keines dieser drei Überraschungsteams konnte jedoch den SVW vor Weihnachten noch bezwingen. Kruses zweites Saisontor im vierten Einsatz seit seinem Comeback verdarb den Berlinern gehörig ihren bisher makellosen Heimnimbus (sechs Siege aus sechs Partien). Derweil bedeutete der überzeugende 1:0-Gästeerfolg nicht nur den ersten Auswärtssieg der Grün-Weißen nach über neunmonatiger Durststrecke, sondern ebenfalls ihr erstes „zu Null“ in der voranschreitenden Saison. Zwar konnte Keeper Jaroslav Drobny die weiße Weste gegen Köln und in Hoffenheim nicht wiederholen, dafür bescherte Bremens wiederholt herausragender Akteur der Hinrunde Serge Gnabry zwei aufeinanderfolgende 1:1-Punktgewinne. „In der Bundesliga ist jedes Spiel aufs Neue fifty-fifty“, wusste Gnabry aus seinem ersten Halbjahr als prägender Akteur eines Erstligateams zu verinnerlichen. Der Jungnationalspieler, dem Anfang November bei der WM-Quali-Partie in San Marino gleich ein Dreierpack das Länderspieldebüt bei der A-Nationalmannschaft versüßte, egalisierte auch die zwischenzeitlichen Rückstände während Werders letzten beiden Punktspiel-Auftritten vor dem Jahreswechsel. Elf Saisontore sollte der 21-Jährige letztendlich auf seinem Konto sammeln, jenes gegen Köln am vierten Adventswochenende blieb dabei das einzige vor heimischem Publikum im Weser-Stadion.