Natürlich genügen nur wenige hundert Wörter nicht wirklich, um angemessen eine über elf Spiele (davon neun Siege) lang ungeschlagene Serie wiederaufleben zu lassen. Schlichtweg viel zu viele erinnerungswürdige Szenen und Ereignisse, die eigentlich allesamt nochmals aufgegriffen gehören, türmten sich in dieser Phase von bloß zweieinhalb Monaten. Bis weit in den März hinein waren die Grün-Weißen nie über Tabellenplatz 13 hinausgekommen. Doch binnen kürzester Zeit mauserte sich das Team zu einem ligaweit für Furore sorgenden Anwärter auf die erste Europapokal-Platzierung des Klubs seit sieben Jahren. Durch den fast schon beängstigend ungefährdeten 2:0-Heimerfolg über Hertha BSC am 31. Spieltag stand Werder plötzlich auf Rang sechs der Bundesliga – der vorläufige Höhepunkt jenes sensationellen Laufes. Allein ihre Heimserie bauten die Bremer durch das souverän für sich entschiedene Duell mit den damals fünftplatzierten Berlinern auf fünf Siege nacheinander bei einem Torverhältnis von 12:1 aus. „Konterstärke und Kaltschnäuzigkeit“, etwa hatte Linksverteidiger Robert Bauer dabei als wegweisende Offensiv-Eigenschaften ausgemacht. „Wir machen zum richtigen Zeitpunkt die Tore“, wusste der mit 20 Scorerpunkten (sieben Assists, 13 Tore, darunter ein Vierpack in Ingolstadt) unübertroffene Rückrundenspieler Max Kruse.
Kruse, der insgesamt 15 Mal vollendete und damit einen neuen persönlichen Saisonrekord erreichte, bildete die zweite Saisonhälfte über gemeinsam mit Fin Bartels („Einer der unterschätztesten Spieler der Bundesliga“ – O-Ton Thomas Tuchel) ein kongeniales Angriffsduo, das fast schon blind harmonierte. Tatsächlich stellten die Bremer sowohl bei der Treffsicherheit in puncto Großchancen (56,7 Prozent) als auch bei der Verwertung sämtlicher Torgelegenheiten (20 Prozent) all ihre 17 Kontrahenten im deutschen Oberhaus in den Schatten. Nichtsdestotrotz wäre ein derartiger Höhenflug undenkbar gewesen, hätte die eigene Defensive nicht ebenso gleichzeitig zu einer lang vermissten Stabilität gefunden. Erfolgreich hatte Alexander Nouri im Verlauf des Frühjahrs auf eine Dreierkette umgestellt, die zusätzlich von den zwei Außenverteidigern gestützt wurde. Dazu überzeugte Torwart Felix Wiedwald mit neuem Selbstvertrauen auch in den brenzligsten Situationen als schwer zu bezwingender Rückhalt. Allerdings verwies der Cheftrainer unermüdlich auf die elementare Grundlage dieser beeindruckenden Entwicklung, indem er „die Gemeinschaft des Willens“ mitsamt des „unheimlichen Teamspirits“ innerhalb des Kaders hervorhob. Selbst verletzungsbedingte Ausfälle, beispielsweise des vom ersten Tag an überzeugenden Winterneuzugangs Thomas Delaney, von Serge Gnabry, Luca Caldirola, Izet Hajrovic oder nicht zuletzt von Kapitän Clemens Fritz (ein gegen Darmstadt erlittener Syndesmosebandriss trug dazu bei, dass der 36-Jährige seine Karriere beenden würde), kompensierte diese immer besser eingespielte und beharrliche Werder-Mannschaft schier problemlos.