Die Begegnung in der Mercedes-Benz Arena hält für Sie auch ein Wiedersehen mit Robin Dutt bereit. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel hat Dutt gesagt, dass er Sie bereits seit 30 Jahren kennt. Welche besondere Verbindungen haben Sie zu ihm?
Fredi Bobic: Wir sind sehr eng befreundet und auch unsere Frauen sind enge Freundinnen. Das ergibt sich aus unserer gemeinsamen Vergangenheit. Robin hat, genau wie ich, seine Karriere beim TSV Ditzingen begonnen. Er als Trainer und ich meine Laufbahn als aktiver Spieler - allerdings nicht zur selben Zeit. Trotzdem haben wir uns immer wieder getroffen und eine schöne Zeit miteinander gehabt. Ich muss sagen, er ist ein wirklich toller Trainer. Werder kann stolz sein, so einen guten Fang gemacht zu haben. Man muss ihm ein bisschen Zeit geben, aber dann wird sein Weg von Erfolg gekrönt sein.
Robin Dutt hat gemeinsam mit Thomas Eichin einen Umbruch bei Werder eingeleitet. Auch beim VfB Stuttgart gab es in der Sommerpause zahlreiche personelle Wechsel. Wie schwer ist es aus Ihrer Sicht, als "ambitionierter Traditionsklub" momentan nicht komplett den Anschluss an Spitzenteams wie Bayern, Dortmund oder Leverkusen zu verpassen?
Fredi Bobic: Es ist nicht einfach, das zeigen beispielsweise schon die ganz unterschiedlichen Budgets. Da klaffen riesige Lücken. Wir Traditionsklubs müssen einfach verstehen, ob das jetzt in Bremen, Stuttgart oder Hamburg ist, dass wir uns ständig erneuern müssen. Es braucht immer mal wieder frischen Wind, aber gleichzeitig auch die nötige Geduld. Außerdem kann keiner davon leben, was der Verein mal gehabt hat. Es reicht nicht, dass man einst große Erfolge gefeiert hat oder ständig in der Champions League vertreten war. Wir müssen uns den Erfolg immer wieder hart erarbeiten. Im Gegensatz zu den „Großen" gibt es hier keine Leute hinter dem Verein, die sehr viel Geld reinpulvern, nur um ganz oben mitzuhalten. Vielmehr muss man etwas entwickeln und seine eigene Identität finden. Ich glaube, dass vor allem Werder da sehr gut aufgestellt ist. Der Verein steht für etwas frisches und positives - immer durchdacht und nie in Aktionismus verfallend.
Das Interview führte Yannik Cischinsky