Ausdruck der noch engeren Verbindung waren auch die diesjährigen Wintertrainingslager in Spanien, die die Teams nur 30 Autominuten voneinander entfernt absolvierten. Baumann war an der Auswahl der Orte entscheidend beteiligt, besichtigte im Vorfeld Hotels und Trainingsplätze und beurteilte die Bedingungen in Jerez de la Frontera und Chiclana danach als „sehr gut".
Die Trainingslager selbst nutzte er nun zum intensiven Kontakt mit beiden Werder-Teams: „Ich konnte die Spieler mal über einen längeren Zeitraum hautnah erleben, das Training beobachten. Es ist immer interessant, wie sich eine Mannschaft und auch einzelne Spieler in einem so wichtigen Zeitraum wie der Vorbereitung verhalten und entwickeln, auf bestimmte Situationen reagieren."
In Bremen sind Trainingsbesuche aufgrund der Vielzahl seiner Aufgaben für Frank Baumann nicht die Regel. Dort beginnt der Arbeitstag im Büro im Weser-Stadion meist spätestens um 8.30 Uhr. Viele Meetings bestimmen den Alltag des Ex-Profis. „Vor allem die Koordination des Scoutings erfordert zahlreiche und regelmäßige Gespräche", erklärt Baumann. „Es geht darum: Wo, wann und wen ‚scouten‘ wir? Dafür tausche ich mich mit unseren Scouts aus, sichte Angebote von Beratern, sammele und kategorisiere Informationen - am Telefon und im persönlichen Dialog." Anschließend wird entschieden, welche Spieler live und direkt vor Ort beobachtet werden. „Wir beraten immer im Team, was wichtig ist, welche Prioritäten wir setzen, wo kurzfristig, mittelfristig und langfristig Bedarf besteht", verrät Baumann und erklärt die Komplexität dieser Arbeit: „Wir planen die Zusammenstellung der Mannschaften immer über die nächsten Jahre." Ist das Interesse an einem Spieler bereits konkreter, sollen schon erste Gespräche geführt werden, dann begibt sich Frank Baumann auch schon mal selbst auf Beobachtungstour.
Wichtig ist dabei vor allem ein großes Netzwerk mit guten Kontakten, um zu spüren, welche Möglichkeiten es gibt, Spieler zum SV Werder zu holen. Um zu wissen: Wo laufen Verträge aus? Wo sind Spieler unzufrieden und wollen den Verein wechseln? Die Scouting-Mitarbeiter der Grün-Weißen, die viel in den Stadien unterwegs sind, regelmäßig Trainer und Berater treffen, sind ein wichtiger Teil dieses Netzwerks. „Informationen sind das A & O", betont Baumann, der in seinem jetzigen Job von den vielen Kontakten profitiert, die er bereits als aktiver Fußballer knüpfte - mit ehemaligen Mitspielern, mit Trainern, mit Verantwortlichen der Clubs. „Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass sich das notwendige Netzwerk enorm schnell aufbaut, wenn man bei einem Verein in entsprechender Position arbeitet", erzählt Baumann. „Und man lernt auch sehr schnell einzuschätzen, was interessant und wer seriös ist."