Denn in der Nationalelf ist „Juno" zum Stammspieler gereift. In allen drei Spielen der WM-Qualifikation kam der Österreicher über die vollen 90 Minuten zum Einsatz, erzielte mit dem 1:2-Anschlusstreffer gegen Deutschland sein drittes Länderspieltor. Und auch in den beiden Duellen mit Kasachstan zog der ehemalige Austria Wien-Akteur die Fäden. Im Gegensatz zur SVW-Formation agiert er unter Coach Marcel Koller allerdings deutlich offensiver, spielt eine klassische Zehn, die er auch auf dem Rücken trägt. „In der Nationalmannschaft bin ich fast schon ein Stürmer. Das ist mit meiner Position bei Werder kaum zu vergleichen. Im defensiven Mittelfeld, wo ich beim SVW spiele, wird viel mehr Laufbereitschaft verlangt, da man immer wieder gezwungen ist, entstehende Löcher zu stopfen", erklärt Junuzovic, der mit 13,3 Kilometern gegen die Borussia am meisten Meter im Bremer Team machte.
Am Samstag stand der Österreicher mit seiner kampfbetonten Spielweise nicht alleine auf dem Spielfeld. „Entscheidend war, dass die gesamte Mannschaft geschlossen schon vorne am Ballgewinn gearbeitet hat und jeder gekämpft hat. Das hat mir sehr gut gefallen", lobt Cheftrainer Thomas Schaaf seine Mannen. „Ich glaube, jetzt hat jeder endgültig begriffen, dass es nur gemeinsam geht", pflichtet ihm Junuzovic bei. "Wir haben sehr viele starke Individualisten mit hohen spielerischen Qualitäten im Team, aber ohne den hundertprozentigen Einsatz, ohne den Willen ans Maximum zu gehen, kann man nicht gewinnen. Das hat man in Augsburg deutlich gesehen. Gestern haben wir bewiesen, dass wir auch eben anders können. Wenn wir diesen Willen und diese Entschlossenheit zeigen, können wir immer wieder solche Ergebnisse erzielen", so Werders Nummer 16 weiter. Doch dafür müsse man auch gegen Fürth engagiert und couragiert auftreten. „Ich hoffe, das wir an diese Leistung anknüpfen können. Es ist wichtig, dass wir Woche für Woche so agieren."
Ganz besonders freut sich der gebürtige Jugoslawe über den 2:0-Treffer von „Ösi-Kollege" Marko Arnautovic, der nach langer Durststrecke wieder im Dress der Grün-Weißen einnetzte. „Ich denke, für ihn war es eine riesige Erleichterung, endlich wieder ein Tor zu schießen. Außerdem war seine Vorlage wirklich hervorragend. Ein klasse Sololauf über 70 Meter und dann noch so selbstbewusst im 16er durchgesetzt - das war spitze! Solche Spiele zeigen, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Er hat eine enorme Qualität, die er gestern unter Beweis stellen konnte", sagt "Zladdi", wie er von seinen Mitspielern - allen voran Arnautovic - genannt wird.
Warum es bei ihm und auch bei Arnautovic, der neben seinem Tor und der Torvorlage auch schon im Nationaldress zwei Assists geleistet hatte, plötzlich so gut läuft, weiß auch Junuzovic nicht so genau. An seiner Spielweise habe er zumindest nicht viel verändert. "Ich versuche lediglich etwas ruhiger und kontrollierter zu spielen, was phasenweise ganz gut gelingt. Witzigerweise komme ich in meiner aktuellen Position bei Werder häufiger zum Abschluss, als beispielsweise letzte Saison, als ich noch offensiver gespielt habe. Das ist schon komisch", sagt er gut gelaunt. Dass er mit seinen zwei Treffern aber auf dem Weg zur internen Torjägerkanone sei, das ist ihm dann doch etwas zu viel. "Das ist nicht mein Ziel. Allerdings liege ich mit meinen zwei Treffern ja ganz gut im Rennen", schmunzelt Junuzovic. Und dass, obwohl er bei Werder ja eigentlich ganz andere Aufgaben hat, als Tore zu schießen.
Von Yannik Cischinsky