Es wird immer Mannschaften geben, die scheinbar aus heiterem Himmel in Tabellenregionen auftauchen, in denen sie anfangs von niemandem vermutet worden wären. Meistens am wenigsten ...
Es wird immer Mannschaften geben, die scheinbar aus heiterem Himmel in Tabellenregionen auftauchen, in denen sie anfangs von niemandem vermutet worden wären. Meistens am wenigsten ...
Es wird immer Mannschaften geben, die scheinbar aus heiterem Himmel in Tabellenregionen auftauchen, in denen sie anfangs von niemandem vermutet worden wären. Meistens am wenigsten von den Betroffenen selber. Hannover 96 erging es in der vergangenen Saison so. Zum perfekten Zeitpunkt erwischte das Team eine Welle von kaum zu erwartender Wucht. Letztendlich wurden die Niedersachsen bis auf Rang vier geschwappt. Doch diese Erfolgsgeschichte sollte damit noch lange nicht vorbei sein.
Es wäre grob fahrlässig, im März 2012 noch von einer verlängerten Glückssträhne oder gar Zufall zu sprechen. Wenn Hannover 96 zum 25. Spieltag ins Weser-Stadion reist und gegen Werder Bremen antreten wird (Sonntag, 11.03.2012, 15.30 Uhr) messen sich zwei direkte Konkurrenten um die neuerliche Qualifikation zum internationalen Wettbewerb. „Es ist beeindruckend, wie Hannover agiert. Es ist beeindruckend, mit welchem Selbstbewusstsein, mit welchem Mut und mit welchem Engagement sie auftreten", würdigt Werders Cheftrainer Thomas Schaaf den Konkurrenten und fügt hinzu: „Auch gestern in Lüttich." Dorthin hatte es 96 am Donnerstagabend verschlagen, um die tollen Leistungen der vergangenen Monate noch weiter zu untermauern. Nicht nur, dass in der Bundesliga bereits wieder 35 Punkte zu Buche stehen, auch international wird für gehöriges Aufsehen gesorgt.
Im Hinspiel des UEFA Europa-League-Achtelfinales erreichten sie beim amtierenden belgischen Pokalsieger und Vize-Meister Standard Lüttich ein achtbares 2:2, was sämtliche Optionen im anstehenden Rückspiel am kommenden Donnerstag für den nächsten Eintrag in die Vereinsgeschichte offenhält: Den möglichen Einzug in die Runde der letzten Acht. Noch nie war der Verein so lange auf internationaler Bühne vertreten. „Mittlerweile weiß Europa, wo Hannover liegt", verkündete Sportdirektor Jörg Schmadtke mit großer Genugtuung. Und einige Klubs wissen im Besonderen um die Stärken des in der niedersächsischen Hauptstadt ansässigen Teams. Dem FC Sevilla, FC Kopenhagen und zuletzt FC Brügge, allesamt Vertreter mit jüngerer Champions-League-Vergangenheit, die gegen die ‚Roten‘ scheiterten, war das leidvoll bewusst geworden. 19 Jahre lag die letzte Teilnahme im Europacup zurück. 1992 schied Hannover als damaliger Zweitligist in der ersten Runde des Pokals der Pokalsieger aus. Vorzeitig Endstation war gegen Titelverteidiger Werder Bremen. In der Gegenwart ist den Verantwortlichen genug Anlass gegeben, um von „Festwochen" (Trainer Mirko Slomka gegenüber der Bild-Zeitung) zu schwärmen.
Bislang, und gerade das ist äußerst beachtenswert, trotzte diese eingeschworene und funktionierende Mannschaft der kräftezehrenden Doppelbelastung. „Sie haben in vielen Partien überzeugt. Man sieht auch keinen Unterschied zwischen den Leistungen Auswärts und Zuhause. Sie sind sehr überzeugt von den Dingen, die sie anstreben. Das hat seit der letzten Saison bestand", sagt Thomas Schaaf. Die phänomenale Entwicklung unter Mirko Slomka fußt auf Kontinuität. „Wir haben Spaß an der Europa League und würden gerne noch eine Runde drinbleiben", bekräftigte der 44-Jährige nach Abpfiff in Lüttich mit einem Lächeln im Gesicht. Aber zuvor steht noch das Duell in Bremen an. Dafür „haben wir wenig Zeit. Wir müssen uns regenerieren und konzentrieren." Slomkas vorangestelltes Ziel lautet: „Wir wollen die Bremer weiter unter Druck setzen." Einen Punkt behaupteten die sechstplatzierten Grün-Weißen aktuell auf ihren ersten Verfolger. Nichts anderes hat Thomas Schaaf erwartet: „Hannover wird versuchen, die Chance zu nutzen und noch näher ranzukommen."
Bei diesem Versuch müssen die Gäste auf den gesperrten Ex-Werderaner Christian Schulz und den verletzten Mittelfeldspieler Manuel Schmiedebach (Faserriss in der Hüfte) verzichten. Ein großes Fragezeichen steht zudem noch hinter Angreifer Mame Diouf. Beim senegalesischen Winter-Neuzugang von Manchester United, der in Lüttich noch humpelnd den so wichtigen Ausgleich erzielt hatte, wurde ein Teilriss des vorderen Außenbandes im linken Sprunggelenk festgestellt. Werder Bremen dagegen ist alles daran gelegen, endlich den ersten Heimsieg im Jahr 2012 feiern zu können. „Wir haben zuletzt zwei Spiele erlebt, in denen wir viel eingesetzt haben, aber nicht viel an Punkte übrig geblieben ist. Wir machen viele Dinge richtig, bringen sie aber nicht bis zum entscheidenden Punkt durch. Der Schuss Entschlossenheit hat gefehlt, um uns dafür zu belohnen, was wir leisten", analysiert Thomas Schaaf. Das soll sich nun ändern.
von Maximilian Hendel