"Es geht nur darum, dass wir unsere Spiele gewinnen"

Christian Groß im Interview

Christian Groß in der Ostkurve des wohninvest WESERSTADIONS.
Defensivspieler Christian Groß ist fokussiert auf die letzten beiden Saisonspiele (Foto: WERDER.DE).
Profis
Sonntag, 01.05.2022 / 15:30 Uhr

Von Solveig Haas

Christian Groß ist Teil des Werder-Mannschaftsrates, führte Werder auch schon als Kapitän auf's Feld und ist oft der stille Leistungsträger in Werders Defensive. Wegen einer Infektion mit Covid19 musste er ausgerechnet im Saisonendspurt nun zwei Spiele lang zusehen, stieg gerade erst wieder ins Mannschaftstraining ein. Im Interview mit WERDER.DE sprach er über den Einfluss des Mannschaftsrats, seine Erfahrungen mit dem Aufstiegsrennen und über seine Erkrankung und Rekonvaleszenz.

WERDER.DE: Grosso, wir sprechen einen Tag nach dem Heimspiel gegen Kiel. Wie geht es dir?

Christian Groß: „Wenn man so ein Spiel auch noch von außen verfolgen muss, dann ist die Stimmung natürlich bedrückt. Aber es geht auch weiter, wir brauchen die Energie für den Saisonendspurt. Das Spiel ist jetzt weg, das müssen wir akzeptieren und es in den letzten beiden Spielen besser machen.“

WERDER.DE: Du bist Teil des Mannschaftsrates. Welche Rolle nehmt ihr in diesen wichtigen Wochen ein? Ist es relevant, dass die Hälfte des Rates gerade nicht spielen kann?

Christian Groß: „Man hat ja am Anfang der Saison schon einmal gemerkt was da fehlt, als auch große Teile des Mannschaftsrates ausfielen. Da fehlt natürlich viel Erfahrung, gerade langfristig gesehen. Kurzfristig kann man viele Dinge vielleicht kompensieren, aber langfristig ist es wichtig, dass die Erfahrung da ist. Nicht immer nur direkt auf dem Platz, sondern auch in der Kabine. Wir sind auch jetzt mit in der Kabine, aber wenn man im Trikot aktiv mitwirken kann, ist es immer etwas anderes. Deshalb ist es wichtig, dass der Mannschaftsrat komplett da ist, in welcher Funktion auch immer, aber idealerweise spielfähig.“

WERDER.DE: Das Spiel gegen Kiel haben Ömer, Milos und du von außen verfolgt. Geht ihr dann auch mit in die Kabine und sprecht mit der Mannschaft?

Christian Groß: „Klar, vor solchen Spielen sind wir mit in der Kabine. Aber es ist schwer, dort dann wie immer seine Rolle auszufüllen. Jeder Spieler hat seine Abläufe vor dem Spiel, auch in der Halbzeit. Da möchte man nicht stören. Man kann natürlich den ein oder anderen Hinweis geben, versucht aber auch, die Jungs in Ruhe zu lassen. Wie gesagt: Es ist etwas Anderes, wenn man selbst auch das Trikot anhat und aktiv eingebunden ist. Dann erlebt man auch die Dinge auf dem Spielfeld viel direkter und intensiver und kann sie besser beschreiben als von außen.“

WERDER.DE: Und was war schwerer für dich? Auf Schalke nicht dabei sein zu können oder gegen Kiel?

Christian Groß: „Generell nicht dabei sein zu können. Klar, Schalke war ein absolutes Highlight-Spiel, aber jedes Spiel ist wichtig und jedes Spiel, das man verpasst, ist extrem bitter. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt.“

"Ich bin eher der sachliche und ruhige Typ, was Kommunikation angeht."
Christian Groß

WERDER.DE: Du wirst nach außen als sehr ruhig wahrgenommen. Bist du hinter den Kabinentüren auch so? Oder wirst du da auch mal energisch?

Christian Groß: „Ich bin eher der sachliche und ruhige Typ, was Kommunikation angeht. Ich kann aber auch anders. Ich kann im Spiel oder im Training auch mal laut werden, das gehört auch zu mir dazu. Es kommt nicht oft vor, aber es kann schon passieren. Ich finde aber, das sollte nicht zu oft vorkommen. Es ist ein Stück weit meine Stärke, Dinge sachlich zu sehen und schnell zu erkennen und dann auch rechtzeitig reagieren zu können.“

WERDER.DE: Insgesamt hat deine Karriere nicht den ganz klassischen Verlauf genommen. Ist dein Blick auf den Fußball deshalb ein anderer, kannst du in der Mannschaft Perspektiven beitragen, die andere nicht haben?

Christian Groß: „Ja. Ich sehe einige Dinge einfach anders, weil ich es auch anders kennengelernt habe. Die unteren Ligen, egal ob es um die Infrastruktur geht, um Trainingslager, um alles rund ums Spiel, sind einfach komplett anders. Von daher habe ich mehr erlebt, das ist ein Vorteil. Ich kann aber auch für Dinge sensibilisieren, kann gerade den jungen Spielern zum Beispiel sagen ‚Hey Jungs, der Weg ist nie vorbei, es geht immer weiter. Die Entwicklung geht nicht immer steil nach oben. Fast jede Karriere hat auch mal eine Delle.‘ Ich denke, meine Erfahrungen helfen mir da sehr.“

WERDER.DE: Gibt es auch Aspekte, die dich mehr belasten, weil du nicht von Kind auf den Weg der Profikarriere beschritten hast?

Christian Groß: „Nein, eigentlich nicht. Ich denke, dass ich dadurch entspannter bin und viel mehr Ruhe habe. Vielleicht reagiert jemand, der das alles von der Jugend an durchmacht hat, auch generell anders, das sind ja ganz andere Erfahrungswerte. Ich bin viel später dazugekommen, kannte zum Beispiel dieses Ausmaß der Zuschauer nicht. Ich bin da sehr entspannt.“

WERDER.DE: Kannst du genauer beschreiben, wie du diese Erfahrungswerte an jüngere Spieler weitergibst?

Christian Groß: „Ich versuche schon, Ratschläge und Hilfestellungen zu geben, wenn das gewünscht ist. Das ist ja auch meine Aufgabe als Teil des Mannschaftsrates. Ich bin aber auch der älteste Spieler, auch von daher ist es meine Rolle, Spieler aufzumuntern und zu unterstützen. So etwas entwickelt sich in einer gesunden Mannschaft aber einfach. Auch im Erfolgsfall, wie jetzt nach Schalke, suche ich das Gespräch und freue mich mit den jungen Spielern.“

WERDER.DE: Bei einem Traditionsverein wie Werder Bremen zu spielen, bringt auch eine sehr engagierte, laute und meinungsstarke Fanszene mit sich. Wie nimmst du die Fans wahr? Ist das immer Motivation oder auch manchmal Druck?

Christian Groß: „Für mich persönlich ist es pure Motivation, vor allem natürlich bei den Heimspielen, aber auch auswärts. Gerade in dieser Saison, wenn ich zum Beispiel daran denke, was vor und nach dem Derby gegen den HSV los war, oder was auf Schalke los war… Auch am Freitag der Busempfang, das alles sind Dinge, die besonders sind und die nicht jeder Verein hat. Das beflügelt jeden Fußballer. Zum Fußball gehören Emotionen, die Fans, die dich nach vorne peitschen und für mich ist es das, was Fußball ausmacht.“

WERDER.DE: Als du bei Osnabrück gespielt hast, habt ihr auch immer mal wieder um den Aufstieg mitgespielt. Kannst du aus dieser Zeit noch Erfahrungswerte beisteuern?

Christian Groß: „Ligaunabhängig ist ein Aufstieg ein Aufstieg. Ich habe aus dieser Zeit mitgenommen, dass eine Saison extrem lang ist und man kontinuierlich auf einem guten Level performen und punkten muss, um am Ende aufzusteigen. Es ist ein Marathon und kein Sprint. In Osnabrück ist uns nach hinten raus oft ein bisschen die Luft ausgegangen, man muss aber die ganze Saison konstant durchspielen.“

WERDER.DE: Und zum Abschluss: Christian Groß zurück in der Bundesliga. Was würde dir das bedeuten?

Christian Groß: „Die Frage dürft ihr mir gern in zwei Wochen nochmal stellen. Es geht jetzt nur darum, dass wir unsere Spiele gewinnen und ich hoffe, dass wir dann unser Ziel erreichen.“

 

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