Wolter: "Wir werden in der 3. Liga bleiben"

Klares Saisonziel: U 23-Coach Thomas Wolter und Co-Trainer Frank Bender arbeiten daran, auch in der kommenden Saison in der 3. Liga zu spielen.
U23
Montag, 01.12.2008 / 08:50 Uhr

Die U 23 von Werder Bremen befindet sich in der 3. Liga in einer schwierigen Lage und kämpft gegen den Abstieg. Trainer Thomas Wolter spricht über die aktuelle Situation, die Probleme und die Gründe, warum er überzeugt ist, dass sein Team schon bald wieder erfolgreicher spielen wird.

 

Thomas Wolter, blicken Sie mit Sorge auf die aktuelle Tabelle der 3. Liga?

Eher mit Schmerzen, wenn ich auf die Negativserie schaue, durch die wir in diese schwierige Situation geraten sind. Keine Frage: Wir haben uns den Saisonverlauf anders vorgestellt.

 

Welche Gründe gibt es für das bisherige Abschneiden?

Mehrere Faktoren kommen zusammen: Zum einen hat die 3. Liga nichts mehr mit der ehemaligen Regionalliga zu tun. Die besten acht Teams aus dem Norden und Süden sowie die vier Absteiger aus der zweiten Bundesliga sind darin vereinigt – es ist eine reine Profi-Liga. Da ist es für zweite Mannschaften nicht so leicht, da wir andere Prioritäten in unserer Arbeit setzen als andere Vereine der Liga. Wir lassen auch mal ein Talent spielen, das noch nicht voll überzeugt hat, bei dem wir aber sehen wollen, wie weit es sich noch entwickelt und an die Bundesliga herangeführt werden kann. Zum anderen stellen wir die jüngste Mannschaft der Liga. So jung war unser Team noch nie. In Aalen standen sechs Spieler in der Startelf, die gerade aus der U 19 zu uns gekommen sind. Dazu fehlen gerade erfahrene Spieler wie Max Kruse, Alexander Hessel, Toni Gänge und Julian Grundt, die schon ein bis zwei Jahre bei den Herren hinter sich haben. In der Saisonvorbereitung mussten wir zudem Kevin Artmann, Stefan Ronneburg, Dennis Diekmeier und Timo Perthel ersetzen. Dennoch: Wir sind von allen Spielern im Kader überzeugt, dass sie in der 3. Liga spielen können. Aber es haben sich einfach viele Faktoren summiert und zu diesem schlechten Ergebnis geführt.

 

Warum sind die zweiten Teams des FC Bayern München und des VfB Stuttgart erfolgreicher?

Sie mussten im Sommer keinen so großen Umbruch verkraften. Außerdem haben sie mehr erfahrene Spieler in ihren Reihen – zum Beispiel Kovacevic in Stuttgart. Er ist 35 Jahre alt, kennt den Verein und das Team. Bei uns kamen früher Uwe Harttgen oder Björn Schierenbeck von den Profis und haben die Mannschaft geführt. Einen solchen Spieler haben wir im Moment nicht. Außerdem haben Bayern und Stuttgart jeweils ein riesiges Einzugsgebiet mit vielen Talenten. Wir sind in Bremen dagegen wie das kleine gallische Dorf, das seit Jahren erfolgreich Widerstand leistet. Das wollen wir auch weiterhin tun. Ich bin überzeugt, dass wir nicht absteigen werden.

 

War es vorhersehbar, dass das Team einen schweren Stand in der Liga haben würde?

Uns war klar, dass es schwer wird. Aber dass es so schlecht läuft, war nicht abzusehen. Doch so schwer die Lage momentan auch ist, die Spieler haben die Gelegenheit, an dieser Situation zu wachsen, sportlich und persönlich. Das hat die Vergangenheit mit Beispielen wie Nelson Valdez, Christian Schulz und auch Aaron Hunt gezeigt, sie alle mussten mit uns gegen den Abstieg kämpfen.

 

Wie verarbeiten Sie persönlich diese Negativserie?

Natürlich ist es auch als Trainer schwierig, wenn man immer wieder abends nach Hause kommt und hat verloren oder nur ein Unentschieden geholt. Der letzte Sieg ist immerhin schon ein Vierteljahr her. Zweifel kommen mir aber nicht, da ich mich viel mit Thomas Schaaf und auch mit Uwe Harttgen austausche, die unsere Spiele sehen und die Situation der Mannschaft einschätzen können. Ich bin weder im Erfolg himmelhoch jauchzend noch bei Misserfolg zu Tode betrübt. Und derzeit geht es für mich darum, den Jungs Optimismus vorzuleben, damit es wieder aufwärts geht.

 

Was macht Sie optimistisch, dass das klappt?

Die jungen Spieler befinden sich in einem Lernprozess, sie müssen sich an ihre neue Rolle gewöhnen, müssen lernen, sich auch gegen zehn Jahre ältere Spieler zu behaupten und weiterhin den Mut haben, mal einen Fehler zu machen. Außerdem ist die Hinrunde so schlecht gelaufen, dass die Rückrunde nur besser werden kann. Am Ende der Saison werden wir sehen, ob es für einen Platz unter den ersten 17 reicht.

 

Werden Sie das Team in der Winterpause personell verstärken?

Wir werden nicht in blinden Aktionismus verfallen, zwar die Augen offen halten, aber in erster Linie unserem Kader wie vor der Saison weiter das Vertrauen schenken. Wir wollen, dass jeder sein Potenzial, das er in sich trägt, abruft und in starke Leistungen umsetzt. Nicht umsonst haben wir so viele Spieler aus der U 19 zu uns genommen. Ich hoffe, dass wir genug Zeit haben und diese nutzen, um in der Liga zu bleiben.

 

Und ein zusätzlicher erfahrener Spieler?

Der ist nicht so leicht zu finden. Es muss jemand sein, der zu 100 Prozent zu uns passt, den Verein, das Umfeld und das Team kennt und von dem sowohl das Trainerteam als auch Klaus-Dieter Fischer, Thomas Schaaf, Klaus Allofs und Uwe Harttgen absolut überzeugt sind, dass er uns weiter bringt.

 

Was würde ein Abstieg für Werder bedeuten?

Auch in der Regionalliga gibt es neben vielen Nachwuchs-Teams Traditionsvereine mit erfahrenen Spielern, gegen die sich unsere Jungs durchsetzen müssten. Aber unser Ziel ist es, in der 3. Liga zu bleiben. Wir wollten unbedingt in diese Spielklasse, um unseren Talenten die beste Förderung zu ermöglichen, haben enorm viel Herzblut und Kraft in die Qualifikation gesteckt und werden auch in diesem Jahr wieder viel Arbeit investieren, um dabei zu bleiben. Vor vier Jahren waren wir bereits einmal fast abgestiegen und haben es doch im Endspurt geschafft. Wir werden auch dieses Mal in der 3. Liga bleiben.

 

Interview: Norman Ibenthal

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