Per Mertesacker schrie seine Freude in den Bremer Nachthimmel und rannte mit geballten Fäusten in die Südost-Ecke des Weser-Stadion, rutschte vier Meter auf den Knien zur Fahne ...
Per Mertesacker schrie seine Freude in den Bremer Nachthimmel und rannte mit geballten Fäusten in die Südost-Ecke des Weser-Stadion, rutschte vier Meter auf den Knien zur Fahne ...
Per Mertesacker schrie seine Freude in den Bremer Nachthimmel und rannte mit geballten Fäusten in die Südost-Ecke des Weser-Stadion, rutschte vier Meter auf den Knien zur Fahne und wurde nur Sekunden-Bruchteile später von Sebastian Boenisch, Tim Wiese und anderen begraben. Werder hatte erneut in der Nachspielzeit seine Willenskraft nachgewiesen. Für Klaus Allofs ein typisches Merkmal des Teams in dieser Saison: "Das 1:2 in einer Drangphase von uns, war schon ein herber Rückschlag. Da hätte ich fast Verständinis gehabt, wenn die Mannschaft so kurz vor Schluss nicht mehr an einen Punkt glaubt.
Aber wenn man dann beobachtet, dass es Tim Wiese schon drei, vier Minuten vor Spielende nicht mehr in seinem Strafraum hält, dann weiß man, dass dieses Team immer positiv nach vorn schaut. Die Gegner registrieren schon, dass hier eine Mannschaft aufläuft, die einfach nie aufgibt."
Der Torschütze selbst hat sich mit seinem Last-Minute-Kopfballtor, selbst einen Gefallen getan. "Er wollte wohl einfach nicht mit einer Niederlage ins Aktuelle Sportstudio fahren, also hat er die Sache selbst in die Hand genommen", so Allofs weiter. "Merte" selbst war natürlich froh, dass die Serie der Werderaner von 21 Spielen ohne Niederlage hielt. "Eigentlich war das 1:2 schon der Todesstoß, aber das sollte uns nicht aufhalten. Wir sind trotzdem zurückgekommen. Wir bleiben ungeschlagen. Wolfsburg hat gut gestanden aber man hat gemerkt, dass wir unbedingt den Ausgleich wollten. Wir haben den unbedingten Willen gezeigt, diese Serie beizubehalten. Wir wissen, dass uns jeder schlagen will und dieser Herausforderung sollten wir uns auch stellen."
Der Vize-Kapitän war es aber auch, der mahnte, sich nicht auf der Serie und der erneuten 24-Stunden-Tabellenführung auszuruhen. Er wusste, dass die Leistung am Samstag Steigerungspotenzial hatte. "Für uns ist es ja auch nichts Neues, an der Tabellenspitze zu stehen. Das kennen wir aus der letzten Woche. Deswegen werden wir uns nicht verrückt machen. Wir sollten mehr darauf schauen, dass in der ersten Halbzeit nicht viel von uns kam. Nächste Woche sollten wir wieder besseren Fußball spielen."
Auch bei den Teamkollegen mischte sich in die diebische Freude über den Punkt auch die Selbstkritik. Marko Marin grinste zunächst am Spielfeldrand und meinte: "Wir können einfach nicht mehr verlieren. Mit dem Punkt müssen wir heute leben, weil wir nach dem 1:1 die eigene Führung verpasst haben", schob aber auch gleich nach, "einige reden immer vom Ziel Meisterschaft, aber dafür spielen wir momentan zu oft Unentschieden." Auch Torsten Frings wollte von langfristigen Zielen nichts wissen. "Über unsere Serie oder die Meisterschaft sollten wir jetzt nicht reden. Wir müssen uns einfach nur auf das nächste Spiel konzentrieren. Klar war Wolfbsurg heute eine Klasse besser als Freiburg. Sie sind der deutsche Meister, letzte Woche war es ein Aufsteiger. Dennoch hatten wir die Partie eigentlich im Griff. Die Tore haben wir selbst verschuldet. Wir haben zwei Mal geschlafen und Wolfsburg hat aus drei Chancen zwei Treffer gemacht. Das hat uns heute ein bisschen gefehlt."
Damit sprach der Kapitän seinem Trainer aus dem Herzen, der war nach Abpfiff überhaupt nicht einverstanden mit der Leistung: "Ich bin unzufrieden und ärgere mich. Wir haben heute nicht die Leistung gebracht, die wir uns vorgestellt haben. Wir haben nicht wie in den vergangenen Wochen die Balance aus Offensive und Defensive gefunden. Wir waren unnötig hektisch, hatten keine klare Linie. Wir haben schnell gespielt, aber nicht sicher und ruhig. Unser Aufwand war heute nicht mit der nötigen Effektivität versehen. Das müssen wir wieder ändern." Besonders ärgerlich waren für den Trainer die beiden Gegentreffer: "Jeder weiß, welche Qualitäten Dzeko hat, aber wir machen es ihm auch noch so einfach."
Torhüter Tim Wiese hatte zweimal gegen den Bosnier das Nachsehen und zollte dem Stürmer Respekt: "Das war schon eine 100-prozentige Ausbeute. Ich mache mich breit bei seinen Schüssen, mehr konnte ich nicht machen. Er war heute sehr stark." Am liebsten hätte es der Werder-Keeper dem Wolfsburger Stürmer gleich getan. Sekunden vor Schluss kam seine große Chance. Wiese lächelnd: "Ich stand ganz dicht hinter Merte und habe noch gerufen, aber er das Ding selbst reingeköpft. Warum hat er ihn nur nicht druchgelassen?" Ein Trost hatte der Keeper aber auch gleich parat. "Der Sprint nach vorn hat sich trotzdem gelohnt. Da konnte ich dann zumindest beim Jubeln ganz vorn dabei sein."
von Michael Rudolph und Marco Niesner