Das etwas andere Turnier

DIE WERDER YOUNGSTARS BEIM FUTSALTURNIER DER JUGENDANSTALT HAMELN

16.12.25 von Mara Pfeffer | 4 Min

Besonderer Wochenendausflug für die Werder Youngstars: Aus Bremen ging es für das Team am Samstag nach Hameln. Dort richtete die Jugendanstalt (JA) Hameln zum dritten Mal ein „Futsalturnier“ aus, an dem der SVW erstmalig teilnahm – und so eine Erfahrung sammelte, die über ein gewöhnliches Fußballturnier hinausgeht.

Los ging es für die Youngstars am frühen Samstagmorgen auf die Autobahn Richtung Hameln. Dabei merkte man den Spieler*innen kein bisschen die Uhrzeit an. Mit lauter Musik, guter Laune und viel Schnack waren die 2,5 Stunden Fahrzeit wie im Flug vorbei. Zielort: die Jugendanstalt Hameln.

Die Strafvollzugseinrichtung ist die größte Jugendanstalt Deutschlands. Hier sitzen ausschließlich männliche Insassen im Alter von 14 bis 24 Jahren ein.

Seit drei Jahren ist das Gefängnis Veranstalter und Austragungsort eines einmal im Jahr stattfindenden Futsalturniers, zu dem Inklusions-Teams aus der Umgebung anreisen und sich untereinander sowie mit einem Team der JA Hameln selbst messen. In diesem Jahr waren neben eines Gefängnis-Teams auch Spieler*innen aus dem Wahrendorff Klinikum, die Inklusionsgruppe des VFB Hemeringen sowie die Handicap-Fußballer*innen von Hannover 96 dabei. Und eben zum ersten Mal die Werder-Youngstars. Angekommen in Hameln ließen die sich jedoch keinerlei Aufregung über den doch ungewöhnlichen Austragungsort anmerken. Der Fokus der acht Werder Spielerinnen und Spieler lag vollkommen auf dem Wettkampf. Ein Ansatz, der sinnbildlich für das gesamte Turnier stand: Das Fußballspiel stand im Vordergrund, die Umgebung rückte dadurch in den Hintergrund.

Acht junge Sportler in einheitlichen grünen Jacken posieren in einem Innenraum, drei knien vorne, einer hält eine Urkunde in der Hand, hinter Glas sind Trophäen zu sehen.
Das Team der Youngstars in Hameln (Foto: WERDER.DE)

"Ein ganz normales, emotionales Fußballturnier."

Obwohl es an Ehrgeiz bei allen Teams nicht mangelte, feuerten sie sich gegenseitig an, klatschten hinterher ab und lobten einander für die guten Spiele. So kamen nicht nur die Spieler*innen der angereisten Vereine in den Austausch, sondern es entstand auch Raum für Begegnungen mit den Insassen außerhalb des Spielfeldes. Der niedrigschwellige Rahmen schuf eine Turnieratmosphäre, zu der die stellvertretende Anstaltsleiterin Julia Hildmann hinterher anmerkte: "Ich würde sagen, das war heute ein ganz normales, schönes und emotionales Fußballturnier."

Einen Anteil hatte dabei sicherlich auch die kulinarische Verpflegung. Neben einer vielfältigen Auswahl an selbstgebackenem Kuchen gab es auch einen kleinen Mittagssnack, zubereitet und ausgeteilt von Inhaftierten der Jugendanstalt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Teil des Resozialisierungsprogramms der Sepp-Herberger-Stiftung „Anstoß für ein neues Leben“. Neben Essen, Fußball und Gesprächen wurde dadurch dann eben doch deutlich, dass dieses Turnier weit mehr als ein gewöhnliches Fußballturnier war. Denn hier begegneten sich Lebensrealitäten von Menschen, die unter normalen Umständen vermutlich nie zueinandergefunden hätten. Am Ende wurde die Veranstaltung gerade dadurch zu einem Turnier außerhalb der Reihe.

Trotz der ungewöhnlichen Bedingungen fehlte es aber nicht an sportlichen Erfolgen und einem verdienten Sieger: Das Team des Wahrendorff Klinikum ging als Gewinner des Turniers vom Platz. Den Youngstars wiederum gelang es endlich „das große Leid der Ecken“ zu überwinden, wie Trainer Dennis es nach einem Tor in Folge eines Eckballs durch seine Mannschaft formulierte.

Alles in allem dürften diese Erfahrungen den Spieler*innen der Youngstars jedenfalls lange in Erinnerung bleiben. Andersherum war es vermutlich auch für die Insassen ein Turnier außer der Reihe.

Partner seit über 15 Jahren: die JA Hameln und der SVW

Eine Partnerschaft zwischen der Jugendanstalt Hameln und Werder Bremen besteht bereits seit 2009. Angestoßen von Verantwortlichen der JA Hameln und der Initiative des ehemaligen Werder-Präsidenten Klaus-Dieter Fischer wurde damals die Kooperation ins Leben gerufen.
Seit 2012 fungiert der SVW dabei als Projektpate in dem Programm „Anstoß für ein neues Leben“ der „Sepp-Herberger-Stiftung“ und besucht in diesem Zuge einmal im Jahr mit einer Juniorenmannschaft die Jugendanstalt. Zuletzt war im August 2025 die U16 vor Ort. Dabei sollen auch den heranwachsenden SVW-Fußballer*innen Einblicke in andere Lebenswelten ermöglicht werden.

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