"Wir wollen Werder-like spielen"

U19-Trainer Cédric Makiadi im Jahresabschlussinterview

23.12.25 von Justus Pludra | 6 Min

Die Werder-Trainer Cédric Makiadi und Daniel Flottmann im Seitenprofil. Beiden lächeln und gucken nach rechts.

DFB-Pokalsieger und Erreichen des Halbfinales um die Deutsche Meisterschaft: Nach den großartigen Erfolgen in der Vorsaison war für Werders U19 klar, dass die nächste Spielzeit eine ganz neue Herausforderung wird. Wie diese bisher gemeistert wurde, erklärt Trainer Cédric Makiadi im Interview mit WERDER.DE.

WERDER.DE: Moin Cédric! Was waren vor der Saison in eurem Trainerteam die Ziele für die laufende Spielzeit?

Cédric Makiadi: Das Ziel war es eindeutig, dass wir mit einer neuen Mannschaft ähnliche Erfolge feiern wie im Vorjahr. Also war das kurzfristige Ziel, dass wir uns für die Hauptrunde der Liga A qualifizieren, was uns leider nicht gelungen ist. In Bezug auf die individuelle Entwicklung war es das Ziel, wie immer eigentlich, die Spieler besser zu machen. Wenn es uns gelingt das Potenzial unserer Spieler auszuschöpfen, folgt alles andere automatisch.

WERDER.DE: Welche Herausforderungen haben sich da dann aufgetan, die den Ausschlag dafür gegeben haben, dass es nicht geklappt hat mit der Qualifikation für die Liga A?

Cédric Makiadi: Wir haben viele Spieler nach oben abgegeben, die auch noch in dieser Saison in der U19 hätten spielen können. Da waren einige Leistungsträger dabei. Trotzdem haben wir als Trainerteam das natürlich unterstützt, damit die Jungs in ihrer Karriere den nächsten Schritt machen können, nachdem sie nachgewiesen haben, dass sie in der U19 zu Deutschlands Spitze gehören. Dazu war es nachteilig, dass wir es nicht geschafft haben, diesen dadurch entstehenden Qualitätsverlust adäquat zu ersetzen.

Cédric Makiadi hält im Vordergrund den Wimpel für den Sieg im DFB-Pokal 2025 in der Hand. Links hinter im folgt ihm sein Trainerteam im Olympiastadion.
Cédric Makiadi krönte mit der U19 eine erfolgreiche Vorsaison mit dem Sieg im DFB-Pokal (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Gibt es besondere Spiele oder Szenen, wo dieser Qualitätsverlust erkennbar war in der Vorrunde?

Cédric Makiadi: Es ging schon in der Vorbereitung los. Da haben wir Spiele gemacht, wo zu erkennen war, dass wir leider zu diesem Zeitpunkt nicht mit gleichwertigen Gegnern mithalten können. Ich erinnere mich da explizit an das Spiel gegen Paderborn, wo wir ergebnistechnisch nicht mal deutlich verloren haben, sondern spielerisch und physisch nicht mithalten konnten. Da wurde uns klar: Wir werden eine Menge zu tun haben mit den Jungs. Trotzdem ist es uns im Laufe der Vorbereitung auch gelungen, die Mannschaft zu stabilisieren, sie zu entwickeln. Letzten Endes muss mit Blick auf die Vorrunde auch gesagt werden, dass wir in vielen Spielen einfach nicht das Ergebnisglück auf unserer Seite hatten.

WERDER.DE: An welche Spiele denkst du da zum Beispiel?

Cédric Makiadi: Ich denke direkt an das erste Spiel gegen Hannover, wo wir am Ende deutlich mit 1:3 verloren haben. In der ersten Halbzeit waren wir sehr gut im Spiel, hätten selber in Führung gehen müssen. Aber hinten waren wir da, wie auch in der gesamten Saison bisher, nicht stabil genug. Vorne haben wir außerdem in den entscheidenden Momenten den Ball einfach nicht über die Linie gedrückt bekommen und das hat uns, was die Ergebnisse anbelangt, die komplette Saison begleitet. Diese negativen Erlebnisse haben dann dazu geführt, dass das Selbstvertrauen bei den Spielern gesunken ist und die Leichtigkeit verloren ging.

WERDER.DE: Gab es im Gegensatz dazu auch Momente, die du für die Entwicklung der Mannschaft positiv in Erinnerung hast?

Cédric Makiadi: Wir hatten ein Spiel in der Vorbereitung gegen eine dänische Mannschaft, gegen die wir regelmäßig testen und die Dänen sind meistens physisch und technisch gut ausgebildet. Das hatten wir bewusst nach zwei Wochen Vorbereitung so angesetzt, um zu gucken, wie wir uns entwickelt haben. Es war ein Spiel, das uns als Trainerteam viel Selbstvertrauen gegeben hat, weil wir da gesehen haben: Wir können nicht nur mithalten, sondern in so einem Spiel sogar die bessere Mannschaft sein. Wir haben eine gute Einstellung gezeigt, den Kampf angenommen und auch spielerisch gut Ansätze auf den Platz gebracht. Am Ende ist es deshalb wirklich schade, dass wir das dann nicht wie gewünscht in Punktspiel-Ergebnisse übertragen konnten.

Paul Erevbenagie im Zweikampf mit einem Spieler von Hannover 96.
Auch Paul Erevbenagie schaffte in dieser Saison den Sprung zur U23 (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Bist du mit der individuellen und mannschaftstaktischen Entwicklung bisher trotzdem zufrieden, auch wenn die erhofften Ergebnisse ausgeblieben sind?

Cédric Makiadi: Es ist uns schon gelungen, den einen oder anderen Spieler wieder ein Stück nach vorne zu bringen. Ich denke da unter anderem an Paul Erevbenagie, der in der letzten Saison schon angedeutet hat, dass Potenzial vorhanden ist. Obwohl er da nicht immer gespielt hat, erreichte er in dieser Saison einen Punkt, an dem er nach einer guten Phase bei uns in die U23 hochgezogen wurde und da auch regelmäßig gespielt hat. Luca Höcker, der bei uns in dieser Saison Kapitän war und letztes Jahr schon viel gespielt hat, hat nochmal Schritte nach vorne gemacht. Er ist mit den Profis im Trainingslager gewesen, hätte jetzt auch bei der U23 spielen sollen, aber da kam leider eine Verletzung dazwischen. Noah Birkenpesch, den wir am Anfang der Saison, als wir personelle Probleme hatten, von der U17 bekommen haben. Da war er in keinem guten körperlichen Zustand, auch fußballtaktisch war es für ihn zunächst herausfordernd. Aber auch er hat Schritte nach vorne gemacht. Es waren schon einige Spieler dabei, die sich individuell gut entwickelt haben. Aber der Kern der Mannschaft und auch wir als Trainerteam haben es nicht geschafft, Werders U19 auf das nächste Level zu heben.

WERDER.DE: Nach der verpassten Qualifikation für die Liga A müsst ihr eure Ziele für 2026 neu ausrichten. Wie wollt ihr die Liga B angehen?

Cédric Makiadi: Inhaltlich gibt es keine Änderungen. Die Arbeitsweise von unserem Trainerteam bleibt gleich, egal ob wir in der Hauptrunden-Liga A spielen oder Liga B. Unsere Arbeit besteht darin, jeden Tag auf dem Trainingsplatz die Jungs bestmöglich zu entwickeln. Das werden wir mit genau so vollem Enthusiasmus angehen, wie auch schon davor.

WERDER.DE: Erwartest du einen anderen Fußball in der Liga B, als es ihn in der Liga A gegeben hätte?

Cédric Makiadi: Ich kann nicht sagen, was die Gegner machen werden, aber wir werden versuchen, unseren Fußball, wie wir ihn in den letzten Jahren mit der U19 gespielt haben, auch weiterhin zu spielen. Wir wollen Werder-like einen attraktiven Kombinationsfußball spielen. Speziell in der defensive Arbeit müssen wir uns darüber hinaus verbessern. Da waren wir nicht alle bereit, die nächsten Schritte zu machen. Darauf haben wir einen gewissen Fokus.

WERDER.DE: Was läuft denn schon gut?

Cédric Makiadi: Was mittlerweile gut läuft, ist das Verhalten der Jungs im Training. Fokussiertes Training ist eine essenzielle Grundlage und ich wünsche mir, dass wir das noch auf hundert Prozent kriegen. Meiner Meinung nach bringen noch nicht alle Spieler diese Hingabe für Leistungsfußball mit. Ich habe den Jungs aber auch direkt gesagt, dass wir ab der Rückrunde ein andere Einstellung von jedem Einzelnen brauchen, der für Werder Bremen spielt, der die Raute auf der Brust trägt. Unabhängig von Ergebnissen muss jeder, der im Leistungsfußball sein will, dem alles unterordnen. Schule und Fußball haben Priorität, alles andere muss beiseite geschoben werden, genau das erwarte ich.

WERDER.DE: Vorausgesetzt, dass die richtige Einstellung vorhanden ist: Wie soll in der Winterpause, in Vorbereitung auf die Liga B, daran gearbeitet werden, dass Entwicklung der Spieler vorangetrieben wird?

Cédric Makiadi: Inhaltlich geht es zum Beispiel um die Chancenverwertung, da hatten wir bisher leider Defizite. Dazu wollen wir hinten in der Fünferkette, die wir jetzt auch schon länger regelmäßig trainieren, besser werden. Auch da wiederholen sich die Themen: Durchschieben, decken, in die Zweikämpfe kommen. Wir wollen einfach vorwärtskommen.

WERDER.DE: Welcher Punkt müsste erreicht werden, damit du im nächsten Sommer mit der erreichten Entwicklung der Mannschaft zufrieden bist?

Cédric Makiadi: Mein Wunsch ist es, dass wir die Spieler, die wir jetzt haben und die auch in der nächsten Saison die neue U19 bilden, so weit entwickeln, dass wir uns auf diesen Kern verlassen können. Bis zum Sommer wollen wir herausfinden wer leistungsstark ist, wer die komplette Hingabe für die Sache hat und vor allem, wer dem Erfolg auch alles andere unterordnet. Aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt geht es erst mal darum, im Hier und Jetzt die nächsten Schritte zu machen und die Jungs bestmöglich zu entwickeln, weil wir in der Liga B nicht nur ein bisschen Fußball spielen wollen, sondern auch das ein oder andere Ergebnis auf unsere Seite ziehen möchten.

WERDER.DE: Wir werden es gespannt verfolgen und wünschen euch dazu auch mal das Spielglück, das euch bisher verwehrt geblieben ist!

Weitere News