Von falschen Trikots & Papierkugeln

GESCHICHTEN & ANEKDOTEN AUS DER NORDDERBY-GESCHICHTE

05.12.25 von Linus Karzig | 4 Min

Wenn der SV Werder Bremen und der Hamburger SV aufeinandertreffen, schaut ganz Fußball-Deutschland hin. Zum 109. Mal wird am kommenden Sonntag das Duell um die Nummer eins im Norden ausgetragen. Über die Jahre haben sich aus dieser Rivalität zahlreiche, teils legendäre Geschichten ergeben. WERDER.DE blickt auf besondere Momente sowie Anekdoten aus über 60 Jahren Nordderby-Historie.

Werder im HSV-Trikot

Eine Geschichte, die vielen Fans noch im Gedächtnis geblieben sein dürfte, reicht bis in das Jahr 1971 zurück. Das Trikot des SVW war damals rot-weiß gestreift und hatte einen Schlüssel statt dem Werder-W auf der Brust. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung der Stadt Bremen trugen die Kicker von der Weser die Speckflaggen-Trikots in den Farben der Hansestadt. Im Spiel gegen den HSV allerdings nur eine Halbzeit lang. Schiedsrichter Walter Eschweiler waren die Trikots zu ähnlich (der HSV spielte klassisch in weiß) und so forderte er die Werderaner auf, sich umzuziehen. Ungünstig: Die Elf um Horst-Dieter Höttges und Co. hatte keinen zweiten Trikotsatz im Gepäck und musste die zweite Halbzeit im von den Hamburgern zur Verfügung gestellten HSV-Ausweichdress absolvieren. Es folgte eine 1:2-Niederlage.

Überläufer

Normalerweise ist es im Fußball nicht unbedingt gerne gesehen, wenn Profis zwischen rivalisierenden Vereinen transferiert werden. Auch in der Nordderby-Geschichte gab es bis heute einige Spieler, welche für beide Clubs das Trikot überstreiften. Prominente Namen waren Ailton, Bruno Labbadia, Fabian Ernst, Andreas Reinke, Eljero Elia oder Aaron Hunt.

Aaron Hunt ist einer der Spieler die von der Weser an die Elbe wechselten. (Foto: Nordphoto)

Wechsel-Premiere

Zum Start in die Saison 1967/1968 war es für die Bundesliga-Teams erstmals erlaubt während einer Partie Auswechslungen vorzunehmen. Der erste Spielerwechsel der Liga-Geschichte erfolgte damals am ersten Spieltag durch den HSV im Derby gegen den SVW. Damals wurde der am Finger verletzte Hamburger Keeper Özcan Arkoc für Erhard Schwerin ausgewechselt. Der Keeper hielt seinen Kasten sauber, sodass am Ende die Grün-Weißen erstmals nach acht Spielen wieder gegen die „Rothosen“ verloren.

Werder-Kabine mit HSV-Flaggen

Das Nordderby am 07. Mai 2008 war wohl eines der hitzigsten in der Geschichte. Auf Seiten der Bremer flogen sowohl Jurica Vranjes als auch Frank Baumann mit einer roten Karte vom Platz. Tim Wiese sah für einen Kung Fu-artigen Tritt gegen den Hals von Ivica Olic „nur“ Gelb. Was viele vielleicht nicht wissen: Im Vorfeld griffen die „Rothosen“ zu einer ungewöhnlichen Einschüchterungsmethode und hängten die Gästekabine im Volksparkstadion mit HSV-Flaggen aus. Vergeblich, denn am Ende gewann trotzdem der SV Werder durch ein Traumtor von Hugo Almeida mit 1:0.

Beim Nordderby am 07. Mai 2008 ging es ruppig zu. Wie hier im Zweikampf zwischen Guy Demel & Tim Borowski. (Foto: Nordphoto)

Derby-Trainer

Nicht nur für Spieler und Fans ist das Nordderby eine Besonderheit, sondern auch für die Trainer. Mit 29 Derbys saß Otto Rehhagel am öftesten an der Seitenlinie, wenn sich die beiden Rivalen dominierten. Nur einmal weniger coachte Thomas Schaaf eine Werdermannschaft im Nordderby. Auf Seiten des HSV kommt Ernst Happel auf zwölf Derbys in den Jahren 1981 bis 1987. Ein Zeichen für die seither nicht immer gegebene Konstanz auf dem Trainerposten der Rothosen. Für Horst Steffen und HSV-Coach Merlin Polzin ist es am kommenden Sonntag das erste Nordderby an der Seitenlinie.

16 Tage, vier Derbys

Das Beste kommt zum Schluss. Die legendären vier Nordderbys in nur 16 Tagen in drei Wettbewerben inklusive Papierkugel-Vorfall. Pokallose und Liga-Spielplan führten im Mai 2009 zu dieser einzigartigen Konstellation. Zunächst zog Werder im Elfmeterschießen in das Finale des DFB-Pokals ein. Es folgte anschließend der dramatische Einzug in das Endspiel des UEFA-Cups mit einem Hin- und Rückspielergebnis von 3:3 (damals griff noch die Auswärtstorregel) zugunsten der Grün-Weißen. Durch das Rückspiel im UEFA-Cup-Halbfinale in Hamburg ging eine kleine Papierkugel in die Geschichtsbücher ein. Ein Überbleibsel der HSV-Choreo, von einem Fan auf den Platz geworfen, verursachte einen Eckball, aus welchem die vorentscheidende Bremer 3:1-Führung resultierte. Das Original lässt sich bis heute im „WUSEUM“ im Weserstadion bestaunen. Den Abschluss dieser 16-tägigen Reise bildete das Liga-Rückspiel in Bremen welches die Schaaf-Elf durch einen Doppelpack von Hugo Almeida mit 2:0 gewannen.

Die legendäre Papierkugel kann bis heute im WUSEUM bestaunt werden (Foto: W.DE)

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