"Ich wünsche mir ein spannendes Duell auf Augenhöhe"

SOPHIE WEIDAUER IM GEGNERINTERVIEW

31.10.25 von Marie Backhaus | 5 Min

Sophie Weidauer im roten Union-Trikot setzt zum Schuss an.
Foto: 1. FC Union Berlin

Im vergangenen Sommer verabschiedete sich Stürmerin Sophie Weidauer vom SV Werder Bremen und schloss sich dem Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Union Berlin an. Wenn der SVW am Samstagmittag die Hauptstädterinnen empfängt (01.11.2025, 12 Uhr, Stadion Platz 11), kehrt die 23-Jährige erstmals an den Osterdeich zurück. Im Interview mit WERDER.DE spricht die deutsche U23-Nationalspielerin nicht nur über ihre Rückkehr in die Hansestadt, sondern auch über ihre Rolle bei den Eisernen und die Heimspiel-Kulisse im Stadion An der Alten Försterei.

WERDER.DE: Moin Sophie, du bist im Sommer frisch von der Weser an die Wuhle gezogen. Hast du dich schon gut in der Hauptstadt eingelebt?

Sophie Weidauer: Ich bin sehr gut in Berlin angekommen. Die Mannschaft hat mir das Eingewöhnen hier sehr leicht gemacht. Es macht super viel Spaß, sowohl auf als auch neben dem Platz. 

WERDER.DE: Ihr habt in der letzten Ligapartie gegen Leipzig einen deutlichen Sieg eingefahren, wie viel Aufschwung hat euch dieses Spiel gegeben?

Sophie Weidauer: Es war ein bisschen wie ein Befreiungsschlag, nicht wegen der Tabellensituation, sondern in Anbetracht unseres Verletzungspeches in den vergangenen Wochen. Das Team hat in diesem Spiel gezeigt, wie sehr wir durch die Rückschläge zusammengewachsen sind und, dass wir dazu im Stande sind, gegen jeden Widerstand anzukämpfen. Ein solch deutlicher Sieg gibt natürlich immer Aufwind und Selbstvertrauen, trotzdem ist uns bewusst, dass jedes Spiel bei 0 beginnt. Wir wollen aber genau an diese Leistungen anknüpfen.

WERDER.DE: Du selbst hast für Union auch bereits drei Bundesligatreffer erzielt, zwei davon in Spielen zuhause An der Alten Försterei. Ihr hattet dort bisher immer mindestens 7.000 Zuschauer*innen, wie fühlt es sich an, regelmäßig vor so einer Kulisse zu spielen und Tore zu schießen?

Sophie Weidauer: Es ist großartig und nicht selbstverständlich. Ich kenne es auch anders, wenn Frauenspiele in großen Arenen ausgetragen werden und kaum Zuschauer*innen auf der Tribüne sind. Deswegen weiß ich es wirklich sehr wertzuschätzen, dass wir das Gegenteil An der Alten Försterei erleben dürfen. Die Fans sind nicht nur da, sondern singen und feiern auch von der ersten bis zur letzten Minute für uns, das ist immer ein Gänsehaut-Moment. Es macht nicht nur etwas mit dem Gegner, sondern vielmehr haben wir das Gefühl, dass wir zu zwölft mit den Fans im Rücken spielen. Da fühlt sich dann natürlich auch jeder Treffer doppelt so schön an. 

Sophie Weidauer bejubelt ihr Tor und hebt den rechten Arm in die Luft.
Weidauer konnte bisher drei Tore für die Eisernen erzielen (Foto: 1. FC Union Berlin).

WERDER.DE: Wie blickst du insgesamt auf den bisherigen Saisonstart?

Sophie Weidauer: Ich denke, dass wir recht zufrieden sein können. Sicherlich haben wir den ein oder anderen Punkt leider liegen lassen, dennoch darf man nicht vergessen, dass es unsere erste gemeinsame Saison mit einem neu zusammengestellten Team in der Bundesliga ist. Außerdem mussten wir viele Verletzungen wegstecken und kompensieren. Das haben wir bis hierhin sehr gut gemeistert.

WERDER.DE: Würdest du sagen, dass ihr zu Beginn auch etwas Lehrgeld zahlen musstet?

Sophie Weidauer: Ich würde es nicht als Lehrgeld bezeichnen, sondern eher als Lehrstunde. Natürlich wird am Ende in der Tabelle auf die Punkte geschaut, aber der Weg zum Erfolg ist ein Lern- und Entwicklungsprozess der Mannschaft. Natürlich ärgern wir uns über jeden verlorenen Punkt, aber wir haben bereits ganz viel Erfahrung gewonnen, die uns in den letzten Spielen wieder stark gemacht hat und uns in Zukunft noch viele Punkte und erfolgreiche Momente einbringen wird.

WERDER.DE: Wie würdest du deine Rolle bei Union beschreiben?

Sophie Weidauer: Ich habe hier die Chance, meine langjährige Bundesligaerfahrung einzubringen, sowohl auf als auch neben dem Platz. Das ist für mich eine gute Möglichkeit, mich nicht nur sportlich, sondern auch menschlich weiterzuentwickeln. Es macht mich sehr glücklich und dankbar, diese Rolle einzunehmen, daran möchte ich in den nächsten Monaten weiter wachsen.

WERDER.DE: Jetzt steht am Samstagmittag das erste Duell mit Werder seit deinem Wechsel an. Wie sehr freust du dich auf deine Rückkehr auf Platz 11?

Sophie Weidauer: Ich freue mich sehr, auf Platz 11 zurückzukehren, obwohl ich zugeben muss, dass gemischte Gefühle dabei sind. Zum einen freue ich mich darauf, alte bekannte Gesichter zu treffen. Anderseits wird es aber auch komisch sein, als Gast aufzulaufen.

"Ich habe hier die Chance, meine langjährige Bundesligaerfahrung einzubringen."

Sophie Weidauer über ihre Rolle bei Union

Birte Brüggemann und Sophie Weidauer lächeln in die Kamera. Sophie hält eine Foto-Collage in der Hand.
Sophie Weidauer wurde im Sommer an der Weser verabschiedet (Foto: Hansepixx).

WERDER.DE: In der Tabelle sind der 1. FC Union Berlin und der SVW mit jeweils 10 Punkten auf Platz 7 und 8 direkte Tabellennachbarn. Was erwartest du für ein Duell?

Sophie Weidauer: Ich wünsche mir ein spannendes Duell auf Augenhöhe. Mir ist bewusst, dass es nie angenehm ist, auf Platz 11 als Gastmannschaft anzutreten, aber ich habe volles Vertrauen in meine Mannschaft und glaube, dass wir diese Aufgabe gut annehmen und alles auf dem Platz lassen werden. 

WERDER.DE: In Bremen hat sich mit dem neuen Trainerteam auch bisschen was verändert. Du kennst Fritzy Kromp noch selbst als Trainerin aus dem U-Bereich der deutschen Nationalmannschaft. Was zeichnet sie deiner Meinung nach aus?

Sophie Weidauer: Fritzy ist eine Trainerin, die sehr viel fachliche und menschliche Kompetenz mitbringt. Sie ist wirklich sehr darauf bedacht, jede einzelne Spielerin besser zu machen und ein gutes Mannschaftsklima zu schaffen. Zudem habe ich das Gefühl, dass sie den Frauenfußball in Bremen mit den letzten Jahren als Grundlage weiter voranbringen möchte.

WERDER.DE: Wie schätzt du Werder aktuell von außen ein? Zuletzt musste der SVW in Frankfurt eine Niederlage hinnehmen, wo du vergangene Saison noch das Tor des Monats geschossen hast.

Sophie Weidauer: Ich durfte die letzten zwei Jahre die Entwicklung des SVW miterleben und gestalten, was mir viel Freude bereitet hat. Auch jetzt mit ein bisschen mehr Abstand habe ich noch das Gefühl, dass Werder seinen Weg fortführt. Das ist schön zu sehen, denn es steckt viel Potenzial in der Mannschaft. Ich denke, man wird in den nächsten Jahren noch sehr viel Freude mit den WERDERFRAUEN haben.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Sophie! Wir freuen uns, dich am Samstag wiederzusehen.

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