"Das sollte das Ziel von uns sein"

U17-Trainer Björn Dreyer im Jahresabschlussinterview

19.12.25 von Justus Pludra | 5 Min

Mit ihrem letzten Pflichtspiel in 2025 hat Werders U17 ein erfolgreiches Jahr gekrönt. Durch den 2:1-Sieg gegen St. Pauli eroberten die B-Junioren am finalen Spieltag den ersten Platz in ihrer Vorrundegruppe der DFB-Nachwuchsliga. Im Interview mit WERDER.DE lässt Trainer Björn Dreyer die letzten Monate Revue passieren und blickt voller Zuversicht auf die anstehenden Herausforderungen im neuen Jahr.

WERDER.DE: Moin Björn! Ihr habt eine richtig starke Vorrunde hingelegt. Habt ihr das im Trainerteam vor der Saison so erwartet?

Björn Dreyer: Aus ergebnistechnischer Sicht war es so, dass wir uns auf jeden Fall für die Hauptrunde qualifizieren wollten. Dass wir am Ende sogar Erster in unserer Vorrundengruppe geworden sind, hat schon auch ein bisschen die Erwartungen übertroffen. Es war ja auch bis zum letzten Spieltag richtig eng.

WERDER.DE: Mit Hannover, Kiel und Bielefeld habt ihr euch ein spannendes Rennen geliefert. Wie hat das zur Entwicklung der Spieler und letztlich auch der Mannschaft beigetragen?

Björn Dreyer: Die Jungs mussten jede Woche, egal gegen welchen Gegner, komplett konzentriert sein. Es war sehr schön zu sehen, dass diese Herausforderung angenommen wurde. Ansonsten waren unsere Entwicklungsziele recht einfach gestrickt. In erster Linie wollten wir den Jungs eine gewisse Siegermentalität beibringen, außerdem Leidenschaft und Widerstandsfähigkeit implementieren. Gerade in so einem Modus, wie wir ihn jetzt spielen in den Nachwuchsligen, werden immer wieder Widerstände kommen gegen gute Gegner. Und da muss ich sagen: Wie die Jungs das gemacht haben, war sensationell!

Spieler der Werder-Junioren in einer Jubeltraube.
Die U17 drehte mehrere Spiele noch in einen Sieg (Foto: Martin Rospek).

WERDER.DE: Gab es in der Vorrunde eine Schlüsselszene oder ein besonderes Spiel, dass den Verlauf der bisherigen Saison geprägt hat?

Björn Dreyer: Einer der größten Knackpunkte war das Spiel in Kiel, wo wir eigentlich 90 Minuten in Unterzahl gespielt und am Ende 3:2 gewonnen haben. Da gab es zwei Szenen, wo Max Garstka, der zu diesem Zeitpunkt noch kein Stammspieler war, kurz vor Schluss zweimal auf der Linie gerettet und uns den Sieg geholt hat. Das war genau das, was wir sehen wollen. Er hat alles reingeworfen, was er hatte. Es zeigt auch diesen Geist, den wir in die Mannschaft reinbringen wollen: Erstens wird jeder gebraucht und zweitens müssen diese Szenen mindestens genauso gefeiert werden, wie ein geschossenes Tor. Ab dem Punkt entwickelte sich eine Selbstverständlichkeit, die sich durch die ganze Rückserie gezogen hat. Wir liegen 0:1 hinten? Okay, wir spielen unseren Stil trotzdem weiter.

WERDER.DE: Was waren deine persönlichen Highlights in der Vorrunde?

Björn Dreyer: Neben den Rettungsaktionen von Max Garstka waren das die beiden Spiele gegen Hannover 96, weil sie auf einem richtig, richtig hohen Jugendniveau waren. Diese Art von Spielen erwartet uns auch im nächsten halben Jahr und da haben wir eine riesige Vorfreude drauf. Achso, in der 97. Minute gegen Bielefeld zu gewinnen, war auch gar nicht so schlecht (schmunzelt).

WERDER.DE: Du hast Max Garstka schon genannt, gibt es darüber hinaus Spieler, die besonders große Sprünge gemacht haben?

Björn Dreyer: Ben Stripling hat nach seiner Kreuzbandverletzung am Anfang nicht so viel gespielt hat und ist dann richtig gut zurückgekommen. Er sich immer mehr Spielzeit erarbeitet und gerade in den letzten Spiele auf der Sechs eine hohe Präsenz gezeigt, auf einmal auch eine gewisse Torgefahr entwickelt. Andreas Poulopoulos kam vor der Saison aus Griechenland, einem fremden Land. Den haben wir eine Woche vor Transferschluss verpflichtet und er kam hier mit ein bisschen Schuldeutsch an. Trotzdem war er direkt eine absolute Verstärkung für uns. Dazu sind Jungs wie Tomas Collevecchio und Elias Frey zu nennen, die schon seit dem Saisonbeginn viel Spielzeit in der U19 sammeln durften und konnten. Ähnliches gilt für unseren Torwart Calvin Seidler, Joshua Joel oder Julian Luft. Viele Jungs haben eine richtig gute Entwicklung genommen und sich den Aufstieg in die nächsten Stufe verdient.

Spieler der U17 stehen im Kreis und umarmen sich.
Der Zusammenhalt ist Björn Dreyer besonders wichtig (Foto: Martin Rospek)

WERDER.DE: Was sind deine Ziele für das neue Jahr?

Björn Dreyer: Erstmal so viele Jungs wie möglich im Sommer in die U19 schicken und möglichst viele Jungs davon überzeugen, dass dieser Weg, den wir jetzt in der U17 gegangen sind mit Werder Bremen, dass der für sie in der U19 und dann am liebsten auch in der U23 oder im besten Fall bei den Profis der richtige ist. Dass sie sich dazu entschließen, bei uns zu bleiben und wir sie guten Gewissens für die U19 empfehlen können. Das zweite Thema ist die individuelle Entwicklung. Was ist für welchen Spieler am besten? Wo sind die Spielminuten am wichtigsten? Wo sind die Trainingsminuten am wichtigsten? Das sind die grundlegenden Ziele. Ergebnistechnisch wollen wir uns natürlich für das Achtelfinale in der DFB-Nachwuchsliga qualifizieren, um zu den besten 16 Mannschaften in Deutschland zu gehören. Das sollte das Ziel von uns sein, das sollte das Ziel von Werder Bremen sein und dafür werden wir alles tun.

WERDER.DE: Kommt euch durch den ersten Platz in eurer Vorrundengruppe in der Hauptrunde eine gewisse Favoritenrolle zu?

Björn Dreyer: Alle vier Gruppen sind sehr ausgeglichen. Da entscheiden am Ende Kleinigkeiten. Diese Kleinigkeiten müssen wir am Anfang des Spiels versuchen in unsere Richtung zu lenken und dürfen sie nicht in die gegnerische Richtung kippen lassen. Ich denke, dass es bis zum Ende sehr spannend sein wird und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine Mannschaft schon nach vier, fünf, sechs Spieltagen absetzt.

WERDER.DE: Wie werdet ihr euch im Winter darauf vorbereiten diese Kleinigkeiten in den Spielen auf eure Seite zu ziehen?

Björn Dreyer: Erstmal wollen wir ein gutes Gefühl reinkriegen, mit guten und spannenden Vorbereitungsspielen. Wir haben von Beginn an bewusst Duell rausgesucht, die die Jungs an Sachen ranbringen, an denen wir arbeiten müssen. Dazu gehört die A-Jugend von Union 60 Bremen, die wir im Sommer nicht schlagen konnten. Danach ein Hallenturnier bei Fortuna Düsseldorf, wo Mainz 05, Rapid Wien, Slavia Prag, Darmstadt und Heidenheim dabei sind. Im Anschluss ein Blitzturnier mit Borussia Mönchengladbach und dem FC Thun aus der Schweiz und am Ende zwei Abschlusstests gegen Blumenthal und gegen Magdeburg, die sich auch für die Hauptrunde der Liga A qualifiziert haben.

WERDER.DE: Was wäre im Sommer, wenn die Saison durch ist, dein Traumszenario für die Mannschaft?

Björn Dreyer: Es geht mir in erster Linie um die individuelle Entwicklung. Ich möchte von den Jungs sehen, dass sie diese guten Spiele, wie gegen Hannover, Kiel oder Bielefeld in der Vorrunde, noch häufiger zeigen und dass sie wirklich bereit sind zu leiden, gegen alles anzugehen, auch wenn schwierige Entscheidungen anstehen, dass sie füreinander da sind. Denn dann glaube ich, werden wir eine sehr gute Mannschaft sein, die eine sehr gute Leistung zeigen wird. Das haben wir bei den 2007ern in der U17 geschafft und mit denen wurden wir am Ende auch nur Dritter, aber wir haben so viele gute Spiele absolviert.

WERDER.DE: Dabei wünschen wir euch viel Erfolg. Die Daumen sind gedrückt!

Weitere News