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Schach-Bundesliga

Jari und Lara: Zwei "big points" gegen Remagen
Schach
Dienstag, 13.02.2024 / 21:02 Uhr

Jari Reuker

Am vergangenen Wochenende war unser Bundesligateam bereits zum zweiten Mal diese Saison in Kirchweyhe zu Gast. Mit dem SC Heimbach-Weis-Neuwied und dem SC Remagen Sinzig trafen wir dabei auf zwei abstiegsbedrohte, aber keineswegs zu unterschätzende Mannschaften. Dennoch wollten wir die Gelegenheit nutzen, um uns weiter von den Abstiegsrängen zu distanzieren, schließlich stehen für die letzten sieben Runden noch sämtliche Topteams der Liga auf dem Programm!

Am Samstag eröffnete unser Match gegen Heimbach-Weis-Neuwied das Wochenende. Auf dem Papier waren wir allenfalls leichter Favorit gegen die Rheinländer mit dem schwierigen Namen, die uns einen ebenso schwierigen Kampf lieferten. Zahar wurde in der Eröffnung überrascht, neutralisierte den Vorteil seines Gegners jedoch souverän und einigte sich in dann schon leicht angenehmerer Stellung auf Remis. Auch Lucas kam nicht über eine Punkteteilung hinaus: Sein Gegner hatte keine große Sorgen, seine leicht schlechtere Stellung zu behaupten, und verpasste sogar zwischendurch eine gute taktische Möglichkeit auf mehr. Auch Roeland musste sich alsbald in einer von beiden Seiten einwandfrei geführten Partie mit Remis zufrieden geben.

Ansonsten hatten wir zunächst leichte Feldvorteile in den Partien von Luke, Bobby und Lara, andererseits ich und vor allem Velimir aber auch gewisse Probleme. Während Lara nun etwas verfrüht taktische Verwicklungen einleitete, die letztendlich nur zu vielen Abtäuschen und einem weiteren Remis führten, überspielte Bobby seinen Gegner mit Schwarz in einer Karlsbader Struktur nach allen Regeln der Kunst. Instruktiv bestrafte er die etwas zu kreative Stellungsbehandlung seines Gegners und sicherte uns somit, wie schon so oft in dieser Saison, die Führung. Dieser Sieg markierte bereits den vierten aus fünf Partien für unseren australischen Neuzugang, der wahrlich keine lange Eingewöhnungszeit gebraucht hat!

Es galt nun also in den verbliebenen Partien, die Führung über die Ziellinie zu bringen. Luke konnte zwar ohne jegliches Risiko im Endspiel Druck machen, und tat dies in typischer McShane-Manier auch noch über 7 Stunden lang, doch zu keiner Zeit sah es wirklich nach mehr als dem halben Punkt aus, der letzten Endes heraussprang. Gewisse Sorgen gab es bezüglich meiner Partie, in welcher ich ein objektiv unproblematisches, aber durchaus unangenehmes Endspiel zu verteidigen hatte. Ich investierte viel Zeit, um den besten Ausweg aus meiner passiven Lage zu finden, und es gelang mir, fehlerfrei den Remishafen anzusteuern. Somit verblieb, neben Dauerbrenner Luke, nur noch Velimirs Partie am Spitzenbrett.

Dieser hatte seine Probleme in der Eröffnung inzwischen bereits gut gelöst, als seinem kroatischen Kontrahenten GM Leon Livaic ein ebenso unscheinbarer wie kapitaler Fehler unterlief, nach welchem er plötzlich kein Mittel mehr hatte, die schwarzen taktischen Ideen zu kontrollieren. Velimir schlug eiskalt zu:

29...Te1! 30.Txe1 Dxf2+ 31.Kh1 Dxe1+ 32.Kg2 Dxa5

und plötzlich hatte Schwarz zwei Bauern mehr, welche er bald zum Sieg führte.

Damit konnten wir den Kampf letztlich also mit 5 - 3 für uns entscheiden.

Am Sonntag wartete mit Remagen Sinzig nun eine Truppe, die am Vortag unserem Reisepartner aus Kirchweyhe seine erste Saisonniederlage zugefügt hatte. In der Tat waren wir auf dem Papier diesmal sogar leichter Außenseiter, denn an den hinteren Brettern bekamen Lara und ich es mit einem IM und einem GM zu tun. Dass unsere Gegner vom Mittelrhein trotz dieser schlagkräftigen Aufstellung auf einem Abstiegsplatz rangieren, liegt zwar daran, dass sie es bereits mit allen Schwergewichten der Liga aufnehmen mussten, zeigt aber nichtsdestotrotz, wie die Liga von Jahr zu Jahr stärker wird.

Nun also zum Kampf, der nicht weniger spannend als der vorige werden sollte. Bereits in der Eröffnung wurde in den Partien von Lucas und Roeland klar, dass ihre Gegner mit den weißen Figuren keine großen Ambitionen hegten, und beide Partien endeten früh im Remis. Während Luke von Anfang an in einer Berliner Mauer unter Druck stand, sah es an allen anderen Brettern zunächst vielversprechend aus. Insbesondere Zahar am dritten Brett verstand die Eröffnung besser als sein Gegenüber, welcher nie wirklich in die Partie kam, und sorgte recht früh mit einem überzeugenden Weißsieg für die Führung. Bobby schien zwar besser vorbereitet als sein Gegner, fand jedoch anschließend nicht die stärkste Fortsetzung und musste sich ausnahmsweise mal mit einem halben Punkt zufriedengeben.

An Brett 8 spielte indessen Lara sicherlich die Partie des Tages. Sie spielte gegen den belgischen IM Steven Geirnaert, der sich einiges vorgenommen hatte und den scharfen f3-Nimzoinder auspackte. Doch Lara ist nicht dafür bekannt, einem Theorieduell aus dem Weg zu gehen, und kannte sich bestens aus. Es entwickelte sich eine spektakuläre Partie, schärfer als alles, was man im indischen Restaurant bestellen kann, und vollkommen undurchsichtig für den uneingeweihten Zuschauer. Die beiden Spieler jedoch wussten, was sie taten, und lange Zeit führten sie die Partie mit beeindruckender Genauigkeit. Gefühlt jeder zweite Zug der Partie wäre diagrammwürdig, und zum Glück findet sich eine detaillierte Analyse von Lara auf Youtube unter https://m.youtube.com/watch?v=BqoKrZmkdnA&t=52s. Ich beschränke mich an dieser Stelle auf die partieentscheidende Stelle, an der Weiß fehlgriff:

Hier wählte er die natürliche Fortsetzung 25.d7?

Wohl zum Remis hätte stattdessen 25.Lxh3! geführt:

Nach 25...Dxh3 26.d7 Td8 27.Dxa7 h4 28.Dxa5 hxg3+ 29.Kg1 Txd7 30.Txd7 Dxd7 habe ich persönlich zwar keine Ahnung, was los ist, doch wenn der Computer Ausgleich reklamiert, will ich ihm einfach mal glauben.

25...Td8 26.Dxa7 und hier entkorkte Lara das vernichtende 26...Txd7!

Der Turm ist wegen 27.Txd7 Dxf1+ 28.Ke3 Lxd7 tabu, und nach 27.Lxh3 folgte nun 27...Txd1 und der weiße König überlebte nicht mehr lange.

Mit diesem Glanzsieg war unsere Führung also auf zwei Punkte ausgebaut. Allerdings stand Luke am zweiten Brett nach wie vor gegen GM Antonios Pavlidis unter Druck und musste bald die Segel streichen, sodass es nochmal spannend wurde. Denn Velimir hatte seine zwischenzeitliche Gewinnstellung inzwischen verspielt und lief auf einmal noch Gefahr, seine Partie zu verlieren. Sein Gegner, der rumänische GM Mircea Parligras, wartete auf den Ausgang meinerPartie, um gegebenenfalls noch eine längere Massage zu beginnen.

Ich hatte indes in meiner nach der Eröffnung überwältigenden Stellung etwas den Faden verloren und meinen Gegner in die Partie zurückkommen lassen. In der folgenden Stellung hätte er sich noch verteidigen können, doch er griff fehl:

42...Sh7? 42...Se8! war die einzige Verteidigung, wonach Weiß nicht viel nachweisen kann. Sowohl 42...Sd5? 43.Se4! Tc7 44.fxe6 c3 45.Dg5 als auch 42...Lxg2? 43.exf6! wären hingegen hoffnungslos gewesen.
Was nun folgt, kann auch gut als kleine Rechenübung verwendet werden:
43.Lxb7 Dxb7 44.Dd8+ Sf8 45.fxe6! Df3
Hierauf hatte sich mein Gegner in Erwartung eines Dauerschachs zweifellos verlassen.
46.Se4! Der beste Freund des Königs kommt zuhilfe, um dem luftigen König Deckung zu bieten. Schwarz hat keine Verteidigung.
46...Txe5 47.e7 Df7 48.exf8D+ und der Rest war Formsache.

Mit diesem Ergebnis stand also unser Sieg fest, weshalb sich auch am Spitzenbrett auf Remis verständigt wurde. So konnten wir auch diesen Kampf mit 5 – 3 für uns entscheiden und satte 4 Mannschaftspunkte (in der ganzen Saison sogar 8!) aus Kirchweyhe mitnehmen. Damit konnten wir den sehr komfortablen sechsten Platz festigen und sollten trotz des harten Restprogramms nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Auf der anderen Seite trennt uns in der Tabelle nur ein Punkt vom Tabellenfünften SC Ötigheim, gegen den es auch noch im direkten Duell gehen wird. Es wäre natürlich fantastisch, an unsere starke Vorjahresplatzierung anknüpfen zu können.

Weiter mit geballter Bundesliga-Action geht es Ende Februar mit drei zentralen Runden in Viernheim, wo wir es mit Kirchweyhe, MSA Zugzwang und Bayern München zu tun bekommen.

Die Partien vom Wochenende:

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