Was für ein erfolgreicher Frühling für Werders Schachabteilung! Neben dem 5. Platz in der Schachbundesliga und der Bronzemedaille bei der Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft gibt es auch noch drei deutsche Einzelmeisterschaften zu feiern: Nach Reiner Franke (Senioren Fernschachmeister) und Collin Colbow (U18 Meister) - wir berichteten - konnte Oliver Müller die deutsche Meisterschaft des Blinden- und Sehbehindertenschachbundes gewinnen. Herzlichen Glückwunsch, Oliver!
Oliver Müller berichtet:
Nachdem ich zuletzt im Jahr 2020 an den Deutschen Meisterschaften des DBSB (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenschachbund) teilgenommen und diese ganz knapp gewonnen hatte, wollte ich mal wieder mitspielen und begab mich ins Hotel „Stadt Baunatal“, um in der Zeit vom 28. Mai bis zum 5. Juni 2023 mein Glück erneut zu versuchen. Baunatal liegt in der Mitte von Deutschland nahe Kassel.
Die Partien begannen um 10 Uhr morgens, wodurch am Nachmittag reichlich Freizeit zur Verfügung stand, die man für kleine Ausflüge ins Stadtzentrum oder das nahegelegene Spaßbad nutzen konnte.
Das Turnier war mit zwölf Teilnehmern leidlich gut besucht, es fehlten vor allen Dingen die drei Spitzenspieler, die mit mir in der erfolgreichen Pokalmannschaft dieses Jahr gespielt hatten, somit war ich wieder mal an Nummer 1 gesetzt, und der Spielstärkeabstand zum nächstplatzierten Spieler betrug mehr als 200 Punkte. Auch wenn es in der Tabelle vielleicht so aussehen mag, ein Spaziergang war das überhaupt nicht. Neben vier halbwegs ordentlichen Partien stand ich zweimal glatt auf Verlust und konnte nur durch grobe Fehler meiner Gegner in Zeitnot die Partien nicht nur retten, sondern sogar noch gewinnen. So ein Glück kann man natürlich nicht ewig strapazieren, und so musste ich in der sechsten Runde auch mal hinter mich greifen. Mangelnde Turnierpraxis eben. Da sich die anderen annähernd gleich starken Spieler aber gegenseitig die Punkte wegnahmen, konnte ich dann doch recht klar mit einem Punkt Vorsprung das Turnier gewinnen und darf mich nun wieder deutscher Meister des DBSB nennen.
Das Hotel bot gute Spielbedingungen, und das Personal konnte sich auf die blinden und sehbehinderten Gäste sehr gut einstellen und war stets hilfsbereit. Nachmittags konnte man im angrenzenden Biergarten gemütlich die Partien analysieren, während man sich abends am besten in der rustikalen Kellerbar zum Plaudern traf. Es waren sogar eine Kegelbahn und ein Billardtisch vorhanden.
Nicht ganz so schön war die eingeschränkte Barrierefreiheit des Hotelgebäudes, auf die ich als Rollatorbenutzer neuerdings auch gerne achte. Das war mir allerdings vorher bekannt, ich bin trotzdem hingefahren und letztendlich auch zurechtgekommen. Das Hotel stammt eben aus den achtziger Jahren, und da wurde über so etwas kaum nachgedacht. Auf der anderen Seite war das Hotel relativ preisgünstig, man darf nicht vergessen, dass die Teilnahme an einem über einwöchigen Schachturnier auch mit Kosten verbunden ist, sowohl privat als auch vom Verband. Natürlich wäre ein moderneres Hotel besser, aber eben auch teurer. Man kann halt nicht alles haben...
Eine Besonderheit bei der Siegerehrung war die kleine Tombola, die ihre Preise aus dem Fundus einiger Schachspielerinnen und Schachspieler bezogen hatte. Der Erlös wurde dann an das Servicepersonal des Hotels übergeben, als kleines Dankeschön für dessen besondere Aufmerksamkeit.
Die Teilnehmer der Deutschen Einzelmeisterschaft, von rechts die Erstplatzierten
Oliver Müller, Olaf Dobierzin, Frank Schellmann, Thorsten Mueller und Anton Lindenmair (vorn) Foto: Jana Eichstaedt
