Werder-Almanach 2009 - L bis O: Adieu des stillen Lotsen

Auf Händen getragen: Die Mannschaft huldigt ihrem langjährigen Kapitän nach dessen Abschied im Berliner Olympiastadion.
Profis
Dienstag, 29.12.2009 / 00:00 Uhr

Zwölf Monate sind wie im Flug vergangen. Höhen und Tiefen, Jubel und Enttäuschung, Abschiede und Rückkehrer. 2009 – kein Jahr wie jedes Andere. Nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten. Deswegen bietet WERDER.DE zum Jahresende einmal mehr den grün-weißen Almanach an. Werder 2009 von A bis Z, zum Erinnern und Schmunzeln. Heute: Teil 4 - L bis O:

 

 

L - stille Lotse, der: Einzelne Augenblicke eines Pokalfinals vor über 74.000 Zuschauern hervorzuheben, scheint dem großen Anlass eigentlich nicht gebührend. Doch jemand, der sich 2009 dieses Privileg wie kein Zweiter verdiente,verließ unter orkanartigen Beifall in der 60. Minute ein letztes Mal das Profi-Fußballfeld: Frank Baumann. Dieser geballte Fokus war atypisch, aber gleichwohl „ein bewegender Moment“, für ihn, den stillen Lotsen. Zeit seiner Karriere kam Werders jüngster Ehrenspielführer ohne Allüren, ohne große Klappe aus. Er benötigte sie gar nicht, sondern wurde auch so gehört. Zehn Jahre bei Werder, neun davon im hierarchisch höchsten Amt – dem des Mannschaftskapitäns. An einer Meisterschaft, zwei DFB-Pokalsiegen, fünf Jahren Champions League und einem UEFA-Cup-Finale war der Franke aktivst mitbeteiligt. Hinzu kommt die Vize-Weltmeisterschaft 2002. Klaus Allofs bringt es auf den Punkt: „Frank hat mit seiner ruhigen, sachlichen und sehr zuverlässigen Art auch die Außenwirkung von Werder mitgeprägt und Anteil daran, wie sympathisch wir wahrgenommen werden. Vor allem aber hat er über einen sehr langen Zeitraum sehr erfolgreich Fußball gespielt.“ Ab Januar 2010 steigt der 34-Jährige zum Assistenten der Geschäftsführung auf, „als Lehrling, der sehr davon profitieren wird, von so einem erfahrenen Mann wie Klaus zu lernen.“ Drei Anläufe brauchte es Ende der Neunziger, um Baumann vom 1. FC Nürnberg loszueisen. Seine erste Absage begründete er noch per persönlichem Brief. Beinah wäre es sogar zur dritten gekommen. „Ich hatte eine enge Bindung zum FCN und außerdem ein schlechtes Gewissen wegen der ominösen Torszene“, sagte er Werder.de kurz vor seinem Karriereende. Am letzten Spieltag 1998/99 vergab er in der 90. Minute eine Riesenchance gegen Freiburg, der Club hätte ansonsten die Klasse gehalten. Thomas Schaaf überzeugte den aufstrebenden Jüngling schlussendlich doch zum nächsten Karrierreschritt. Sein Glück, Werders Glück.

 

M - Mainz 05: Lefteris Matsoukas hatte Werders U 19 mit seinem 1:0-Siegtor im Halbfinal-Hinspiel um die deutsche A-Junioren-Meisterschaft am Mainzer Bruchweg die Tür weit aufgeschoben. 90 konzentrierte Minuten standen noch aus, gut 2.000 Werder-Fans fieberten im Rückspiel dem ersten Finale mit Bremer Beteiligung seit 2000 entgegen. Letztmalig 1999 hieß der deutsche A-Junioren-Meister Werder Bremen. Doch Borowskis Erben hielten dem starken FSV Mainz nicht stand, die Gäste gewannen 3:0 auf „Platz 11“. Dennoch überwog schlussendlich verdientermaßen die Freude über das zuvor in einem Herzschlag-Finale Errungene, den Gewinn der Bundesliga Nord/Ost-Staffel.

Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer hob hervor: "Wir brauchen nicht unzufrieden sein. Wir sind Norddeutscher Meister geworden und haben die Teams vieler großer Clubs hinter uns gelassen. Wir haben unter Beweis gestellt, welch gute Jugendarbeit wir hier leisten." Gleiches galt für Nachwuchsmanager Uwe Harttgen: „Wir sind stolz auf diesen Erfolg, er ist eine beachtliche Leistung. Das ist wirklich eine schöne Geschichte." Und Mirko Votavas Jungs waren nicht an irgendjemandem gescheitert. Eine Woche nach dem Weiterkommen in Bremen holte sich der FSV erstmals die deutsche Junioren-Meisterschaft. An der Seitenlinie wurden sie übrigens von einem gewissen Thomas Tuchel angeleitet. Der kehrte kaum drei Monate später zurück – diesmal ins Weser-Stadion als Trainer der Mainzer Bundesliga-Profis.

 

N - Nobody, sein Name war: Er schoss und schoss und schoss, ganze fünf Mal in den 30 Minuten nach seiner Einwechslung; schier ohne nachzuladen, fast wie im Western. Doch entweder fehlten Philipp Bargfrede Zentimeter oder Unions Keeper Jan Glinker schmiss sich in den Weg. Werder gewann zum DFB-Pokal-Auftakt 5:0 bei Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin und eine bis dahin bei vielen Außenstehenden nahezu unbekannte „Alternative“ (Klaus Allofs) für weitere Aufgaben hinzu. „Wer ist dieser selbstbewusste Nobody und von wo kommt der her?“, werden sich die Fans in der Berliner Wuhlheide gefragt haben. „Auf dem Sportplatz in Heeslingen quasi groß geworden“, gibt der Jung-Profi Auskunft, mit 16 fest in Werders Nachwuchs, zuletzt U 23 und abgeschlossene Einzelhandelskaufmann-Ausbildung im Sportgeschäft von Vater und Ex-Werderaner Hans-Jürgen. Beim Tag der Fans kurz vor Saisonbeginn „schmerzt das Handgelenk“ vom vielen Signieren. Bargfrede trifft „viele Menschen aus meiner Heimatregion. Einige davon habe ich noch vor ein paar Monaten im Laden bedient und heute schreibe ich ihnen Autogramme.“ Die Karriere hat Tempo aufgenommen. Keine vier Wochen nach dem Union-Ausrufezeichen: Wieder in Berlin, diesmal im Olympiastadion, Bargfrede erstmals in der Bundesliga-Startelf. Er rackert, stopft Löcher, gewinnt Bälle, spielt kluge Pässe, ein überaus ansprechener Arbeitstag endet in Minute 69. „Der Einstand ist mir einigermaßen gelungen“, sagte der 20-Jährige danach zurückhaltend. „Es macht Freude, wie er das angeht“, berichtet Klaus Allofs. Tim Wiese sieht „viel Potential nach oben“. Bis zum 14. Spieltag wird der Mittelfeldspieler die Anfangsformation nicht mehr verlassen. Nur auf das erste Tor muss Bargfrede noch warten – es kommt bestimmt.

 

O - „Oceana“, die: Wochenende für Wochenende strömen Hunderttausende Fußball-Anhänger in die Bundesliga-Stadien der Repuplik. Sie reisen mit dem Auto, dem Bus, der Straßenbahn, dem Zug, dem Fahrrad, wenige von ihnen vielleicht sogar per Flugzeug an oder bewegen sich zu Fuß fort. Dass Fans jedoch direkt vor die Stadiontore geschippert werden, dürfte ein weltweiter Nimbus sein. In Bremen ist das seit Anfang November möglich, denn am Fuße des Weser-Stadions ist vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund ein eigens errichteter Schiffsanleger eingeweiht worden. Bis zu 4.000 Stadiongängern ist es seitdem möglich, ohne jegliche Stau-Barrieren zu ihren grün-weißen Lieblingen zu gelangen, 700 Passagiere kann allein der größte Dampfer der Hal-Oever-Flotte – die „Oceana“ – befördern. Drei Monate dauerte die Planphase, nur fünf Wochen die bauliche Realisierung. „Damit geht ein Traum in Erfüllung. Wir haben oft am Fenster gestanden, auf die Weser geschaut und darüber gesprochen, dass man diese Möglichkeit viel besser nutzen müsste. Jetzt ist es soweit und es ist richtig schön“, sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs im Zuge der Eröffnung. Wenn Träume schwimmen lernen.

 

 

Die weiteren Buchstaben des WERDER-Almanachs 2009 folgen in den kommenden Tagen

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