Bissig, defensivstark, erfolgreich: der "erstaunliche" KSC

Der Herr links im Bild ist Jeff Kornetzky, die neue Nummer 1 im Tor des KSC − er soll am Samstag im Mittelpunkt stehen. Der Herr rechts im Bild ist Willi Wildpark, das Maskottchen der Karlsruher, er wird nicht zum Einsatz kommen.
Profis
Donnerstag, 08.11.2007 / 17:51 Uhr

Wer "erstaunt" ist, der ist überrascht, der wundert sich, der kann auch mal zum Bewunderer werden. "Wir treffen auf einen guten, selbstbewussten Gegner, der in der Tabelle sicher Erstaunliches geleistet hat", sagt Werders Cheftrainer . . .

Wer "erstaunt" ist, der ist überrascht, der wundert sich, der kann auch mal zum Bewunderer werden. "Wir treffen auf einen guten, selbstbewussten Gegner, der in der Tabelle sicher Erstaunliches geleistet hat", sagt Werders Cheftrainer Thomas Schaaf vor dem Gastspiel des Karlsruher SC am Samstag, 10.11.2007, ab 15.30 Uhr im Weser-Stadion. Tatsächlich macht es schon stutzig, dass der KSC sich auf Platz 4 der Bundesliga-Tabelle ausgebreitet hat, denn immerhin ist dies die Comeback-Saison der Badener nach neun Jahren Zweit- und Drittklassigkeit. Der Aufsteiger hat dem ersten Drittel der Spielzeit seinen Stempel aufgedrückt – da staunt man nicht nur in Bremen.

 

6 Spiele, 14 Punkte, 0 Niederlagen, 1 Gegentor

 

Nach einer famosen Zweitligasaison, die die Karlsruher nie schlechter als Platz 2 sah, haben sie auch in der Bundesliga sofort wieder ihren Rhythmus gefunden. Sieben Siege stehen nach dem 12. Spieltag zu Buche, nur Hannover, Leverkusen und die Bayern konnten dem Team von Edmund Becker alle Punkte abnehmen. Das 1:4 gegen den Tabellenführer aus

München ist sechs Spiele her, seitdem hat der KSC nicht mehr verloren. "Das ist eine tolle Situation für sie", sagt Thomas Schaaf. "Dass man so weit vorn steht, hätte man in Karlsruhe sicher auch nicht gedacht."

 

Noch mehr frappierende Einzelheiten gefällig? Bitteschön: Karlsruhe ist auch seit vier Auswärtsspielen ungeschlagen, hat bisher nur in der BayArena verloren. Und, fast noch imponierender: In den sechs letzten Ligaspielen, in denen eindrucksvolle 14 Punkte generiert wurden, kassierte das Team nur ein mickriges Gegentor. Christian Wörns nutzte die einzige Chance für Dortmund beim hochverdienten 1:3 im Wildparkstadion zum kuriosen Ehrentreffer.

 

Zumindest diese starke Statistik verwundert Thomas Schaaf nicht: "In ihrer Spielanlage sind sie auch defensiv ausgerichtet, aber sie haben eine sehr laufstarke Mannschaft. Ihre Offensivkräfte arbeiten defensiv sehr gut mit und können dann sehr schnell umschalten." Alles eine Frage der Taktik also und die hat Ede Becker mit seinen Mannen offenbar perfektioniert. "Mit Timm und Carnell haben sie zwei Spieler, die sehr schnell rausrücken und zielstrebig den Abschluss suchen", hat Schaaf noch beobachtet. "Dabei werden sie immer wieder von den Außenverteidigern unterstützt."

 

Blick zurück und auf die "Baustellen"

 

Vor knapp zehn Jahren war das noch anders, da trat der KSC mit einem siebenköpfigen Defensivverbund zum letzten Mal in Bremen an. Stürmer Markus Schroth und sein Zulieferer Icke Häßler machten ein nicht nur erstaunliches, sondern geradezu sensationelles Spiel und überraschten

ihren betonanrührenden Trainer Winni Schäfer mit einem 4:2-Sieg. Schroth traf dreimal, Häßler bereitete alle vier Tore für seine Farben vor. Insgesamt kommt Werder mit dem Gast aus Baden-Württemberg aber gut zurecht, in Bundesliga und Pokal konnten die Grün-Weißen 16 von 22 Heimspielen für sich entscheiden.

 

Obwohl der KSC mit breiter Brust an die Weser reist, gibt es auch in seiner Mannschaft einige "Baustellen". Da steht beispielsweise nach der schweren Verletzung von Stammtorhüter Markus Miller mit dem Franzosen Jean-François Kornetzky ein sehr unerfahrener Mann zwischen den Pfosten, der gerade einmal vier Zweitligaspiele und ein Bundesligaspiel für den KSC bestritten hat. Am anderen Ende der Aufstellung konnten die Stürmer noch keine tragende Rolle einnehmen. Die Herren Freis, Iashvili, Kapllani, Orahovac und Timm bringen es zusammen erst auf drei Tore, vor allem der Albaner Kapllani läuft verzweifelt seinem Glück hinterher. In Liga 2 war er mit 17 Treffern noch ein Aufstiegsgarant, gegen Duisburg am vergangen Wochenende scheiterte er selbst per Elfmeter daran, sein erstes Saisontor zu erzielen.

 

Für die erstaunliche KSC-Effektivität sind also andere verantwortlich: die Abwehr (mit schon sechs Toren, drei davon durch den bisher überragenden Kapitän Mario Eggimann) und das emsige Mittelfeld um Neuzugang Tamas Hajnal. Der vorherige Lauterer hat den besten Zweitligafußballer der letzten Saison Giovanni Federico (ging nach 19 Toren und 14 Vorlagen nach Dortmund) vergessen gemacht, selbst schon dreimal getroffen und sechs von 14 Karlsruher Toren vorbereitet. Betrachtet man das Verhältnis von "Baustellen" und erfolgreichen Mannschaftsteilen und bezieht man die bis hierhin vorgelegten Ergebnisse in diese Rechnung mit ein, ergibt das laut Thomas Schaaf in der Summe Folgendes: "Im Moment passt alles für die Karlsruher." Weshalb Werders Cheftrainer ein bemerkenswertes Fazit zieht: "Wir müssen sehen, dass wir am Samstag noch stärker sind als sie." Um die bisher so Erstaunlichen ihrerseits zum Staunen zu bringen.

 

von Enrico Bach

 

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