NdsBrPkMMschiV: Dreieinhalb!
16.06.24 von Olaf Steffens

Heimat des niedersächsischen Schachs
Schach
Sonntag, 16.06.2024 / 08:58 Uhr
Olaf Steffens
Drei Tage Pokalturnier! Und drei Tage Verden an der Aller!
Bei den Niedersächsisch-Bremischen Pokalmannschaftsmeisterschaften in Verden (NdsBrPkMMschiV) 2024 hatten wir wackeren weiß-grünen Werderaner es einigermaßen schwer, ordnungsgemäß mit den Besten der Besten aus unserem Nachbarland Schritt zu halten.

Die Werdertigers in Verden – hatten sie Heimweh?
Zu gewieft die niedersächsischen Kombinierer, zu ausgewogen die niedersächsischen Mannschaftsaufstellungen. Die Welt zu Gast bei Verden, und – neben vielen anderen – mit Hannover, Oldenburg, Nordhorn und Uelzen waren alle Bullen und Bären des Bundeslandes da, einer stärker als der andere.
Kein Wunder also, wir qualifizierten uns nicht für die nächste Runde des DFB Mannschaftspokals auf Bundesebene.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass all unsere Gegner stets Heimspiele hatten. Da spielt man natürlich mit Selbstvertrauen! Alle Niedersachsen traten an in ihrem heimatlich vertrauten Bundesland, während wir Hanseaten uns Tag für Tag aushäusig und auf fremdem, ja schier unbremischem Terrain bewegten. Außerhalb der Stadtmauern zu sein – das macht was mit Einem, da fühlt man sich weich.
Jedenfalls lässt sich dieser Umstand hier erstmal als genügend plausibler Grund vorschieben für unsere Endplatzierung im mittleren Mittelfeld.
Team Werder war dabei eigentlich ganz manierlich aufgestellt:
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– an Brett 1 mit Max Weidenhöfer, gerade hervorragender Dritter bei der deutschen U18-Meisterschaft in Willingen
– Stephan Buchal, gerade Spieler mit der Bronzemedaille für Brett 3 bei der Europäischen Seniorenmannschaftsmeisterschaft
– Olaf Steffensen, ganz ohne einen aktuellen dritten Platz mit ins Team gerutscht
– Und Alexander Lattreuter, Nachwuchsmann des SVW, der zusammen mit
– Henry Engelhaupt, noch jüngerer Nachwuchsmann des SVW, die Bretter 3 und 4 gegen das niedersächsische Umland behaupten sollte
Darüber hinaus hatten wir mit den beiden gewieften Junioren Jan-Finnian Halich und Noah Johann auf der Heide sowie dem Abteilungsleiter der Werder-Schachabteilung, **Dr.**Oliver Höpfner, drei weitere Trumpfkarten im Ärmel.
Doch es nützte alles nichts.

Grün-Weißes-Pokalteam: Olaf, Alexander, Max und Henry

1.Runde: Wir siegen gegen Läuferpaar Verden, das Team aus der Region! 3,5:0,5 zum Auftakt am Freitagabend, so beginnt man gerne ein Turnier. Ein mit schnellen Zügen herausgespielter Erfolg von Henry, eine hübsche Kombi von Alexander – für solche Züge spielt man Schach. Das kann man später mal den Enkeln zeigen!
Alexander Aljechin Lattreuter mit Weiß im 30. Zug – wie bricht er durch?
(alle Diagramme: Lichess, hier geht es zur Lösung)

2.Runde: Hannover Lister Turm demonstrierte am Samstag morgen seine geballte Bundesligaerfahrung und federte uns mit 3,5:0,5 von den Brettern. Damit hatten die vier Gesandten der Landeshauptstadt unser schönes Brettpunkte-Plus aus dem Match gegen Läuferpaar Verden gleich wieder neutralisiert – Niedersachsen halten eben zusammen.
Stockfish ist unfroh über Johannes von Mettenheims letzten Zug (Ta8-b8) – was kann Weiß hier Schönes spielen? (Nur um den Vorteil bald darauf rasch wieder zu verdaddeln) – Zur Lösung

Runde 3: Freundschaft! Hameln, unsere langjährigen und geschätzten Oberliga-Kollegen, sind zwar in der kommenden Spielzeit temporär nicht mehr mit dabei – knapp abgestiegen, so kann das gehen. Kommt vor.
In der dritten Runde der NdsBrPkMMschiV 2024 aber reichten wir uns nach 4 Stunden die Hände zu einem letztlich wohltemperierten 2:2. Hier kam auch Stephan zu seinem ersten Einsatz und startete mit einem überzeugenden Remis in den Wettbewerb.
Stephan mit modernem g6-Aufschlag gegen Matthias Tonndorf

Steffensen – Kai Renner: In dieser Orang-Utan-Partie kommt Weiß mit seinem 25. Zug in Vorteil ….?
Runde 4: Werder baut um? Am Sonntagmorgen sehr sehr früh schon meldete sich jemand krank, und zack, Mails verschickt, SMS-Dienste angeworfen – finden wir noch einen Ersatzmann so kurzfristig?
Wir fanden, und so saß gegen das geheimnisvolle Fortuna Logabirum Stephan Buchal für uns alle – und auch für ihn selbst – überraschend wieder mit am Tisch. Und dennoch verloren wir, ganz zu Recht, gegen bei jedem Zug energisch-nicklige und vor allem schon hellwache Ostfriesen. Mit welchem Ergebnis wohl?
Gut geraten, Ihr Lieben – für Werder gab es erneut den berüchtigten 0,5 : 3,5 Endstand. Nur Max an Brett 1 sicherte einen feinen Ehrenpunkt. Oder, wenn man es genau betrachtet, einen halben.

Präses Höpfner im Einsatz – da brennt nichts an
Runde 5: Die Bundes-Quali war somit außer Reichweite für uns – und umso besser, sollen doch Hannover, Nordhorn, Oldenburg und Uelzen die Bundesebene mitspielen! Wir dagegen konnten gegen Blau-Weiß Buchholz nun ganz entspannt die Figuren bewegen. Ohne Druck!
Dafür aber mit Chief President Oliver Höpfner, der am Nachmittag als versierter Ersatzmann wirkte und für uns am Präsidentenbrett ein Remis der Stärke einfuhr.
Klar schien der Ausgang an den anderen drei Brettern indes nicht, wenn man so herumschaute – lange Zeit sehr umkämpft, wir ackerten schwer für jeden (Buchholz-) Punkt. Am Ende wurden es jedoch noch drei Siege, und zum vierten Mal trugen wir unser Standard-Anwender-Ergebnis in den Verdener Spielberichtsbogen ein: 3,5:0,5! Unglaublich.

(Mathematiker werden ermessen können, wie hoch bzw. wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, vier von fünf Kämpfen in einem Wettbewerb genau mit 3,5:0,5 oder 0,5:3,5 zu beenden. Ich berechne da lieber nichts, aber die Chance scheint mir klein.)
In einer wie immer undurchsichtigen Sizilianischen Partie folgte hier 1…b5-b4?
War das ein guter Zug, und wie gewann nun Max? (Lösung)
50% der Mannschaftspunkte, damit konnten wir uns immerhin wieder blicken lassen. Wir waren das erfolgreichste Bremer Team und reisten erhobenen Hauptes in die Hansestadt zurück. Vielleicht kommen wir ja nächstes Jahr mit einer noch besseren Platzierung an die Weser zurück? In diesem Jahr jedenfalls gingen die schmucken Pokale komplett außerbremisch an
1. Hannover Lister Turm
2. Post SV Uelzen
3. Schachklub Lehrte
Das Turnier war ein wunderbares Fest des Schachs, und wurde vom NSV im charmant waldnah gelegenen Niedersachsenhof exzellent, zügig, freundschaftlich-familiär und mit Live-Übertragungen für jede einzelne Partie organisiert. Chapeau, C.h.a.p.e.a.u.!
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