Werder gewinnt umkÀmpftes Match gegen den HSK
14.02.25 von Jari Reuker
Schach-Bundesliga

Spartak Grigorian: Unser Bundesligamanager holt den entscheidenden Punkt gegen den HSK
Schach
Freitag, 14.02.2025 / 10:33 Uhr
Jari Reuker
Anfang Februar stand fÃŒr unsere Bundesligamannschaft ein ungewohnt kurzes Wochenende an: Wegen des Kieler RÃŒckzugs aus der Liga reisten wir fÃŒr nur einen Kampf am Samstag nach Hamburg. Durch einen 5:3-Erfolg zog Werder in der Tabelle mit dem HSK gleich, bei einem Spiel weniger.
Aufgrund von Ãberschneidungen mit dem Nordwest-Cup und insbesondere Wijk aan Zee hatten beide Teams AusfÀlle zu beklagen, doch letztlich bekamen wir noch genug Spieler zusammen. Auf dem Papier war die Mannschaft, die der Hamburger SK ins Feld schickte, vor allem an den hinteren Brettern leicht favorisiert, aber es war abzusehen, dass sich ein enger Kampf entwickeln wÃŒrde.
An Brett 1 und 3 holten Laurent und Zahar mit Weià keinerlei Vorteil aus der Eröffnung heraus und einigten sich frÌh mit ihren Gegnern auf Remis. An den Brettern 6 und 8 wiederum mussten sowohl Nikolas als auch ich Stellungen mit luftigen Königen verteidigen, doch es gelang uns, dem Druck standzuhalten und sicher ins Remis zu navigieren.
Alexander musste sich am zweiten Brett in einer scharfen Najdorf Bauernraubvariante gegen die etwas tiefere Vorbereitung von Niklas Huschenbeth zur Wehr setzen. Er erreichte jedoch ein haltbares Endspiel, in dem Weià sich an einem Punkt mit Remis hÀtte zufrieden geben sollen. Stattdessen erlaubte er Alexander, die Initiative zu ÃŒbernehmen und einen Bauern zu gewinnen. Ausgerechnet im 41. Zug verpasste er jedoch die Chance auf einen groÃen, möglicherweise sogar entscheidenden Vorteil, und Weià konnte die Stellung im Anschluss trotz Minusbauer ohne groÃe Probleme verteidigen.
Einen Àhnlichen Verlauf nahm die Partie von Bobby gegen Luis Engel an Brett 4: Nach einer scharfen Eröffnungsphase begaben sich die Kontrahenten schnell ins Endspiel, in welchem Bobby sich leichte Vorteile erarbeitete. Leider verwaltete er seine Zeit schlecht, und musste die letzten zehn (!) ZÌge vor der Zeitkontrolle auf Inkrement absolvieren. So kam es auch, dass er im 38. Zug die genaueste Fortsetzung verpasste, die ihm gute Gewinnchancen versprochen hÀtte. Er versuchte danach zwar noch weiterhin, Druck zu machen, doch der objektive Vorteil hatte sich verflÌchtigt und Weià lieà nichts mehr anbrennen.
Damit kommen wir zu den entscheidenden Partien des Tages. Sowohl Vlastimil als auch Spartak hatten die weiÃen Steine, doch wÀhrend unser Bundesligamanager mit all seiner positionellen Klasse Nikolas Lubbe, der vor noch nicht allzu langer Zeit seinen lange angestrebten GM-Titel erlangt hat, massierte, hatte Vlastimil von Anfang an Probleme. Er geriet gegen Gabor Papps Nimzoinder schnell in leichten Nachteil, und verlor letztlich in den Komplikationen einen Bauern. Als er dann auch noch in den Damentausch einwilligte, schien seine Stellung endgÃŒltig verloren zu sein. Man darf Vlastimil jedoch auch in schwierigen Stellungen nie abschreiben, wie er bereits am entscheidenden letzten Spieltag der letzten Saison zeigte, wo er ein Endspiel mit Minusbauern sogar noch gewann. Auch dieses Mal blieb er zÀh, bis sich ihm eine unverhoffte taktische Chance eröffnete:

Schwarz hatte soeben mit 46...h4?? fehlgegriffen. Vlastimil lieà sich nicht zweimal bitten und erwiderte
47.Lxg3 hxg3 48.Tb4!
Plötzlich hat Schwarz ernsthafte taktische Probleme: Der Springer ist angegriffen, kann aber wegen der Gabel Sc3+ nicht ziehen. Ebenso wenig kann Schwarz ihn decken, da nach 48...Ta2 49.Txa4! Txa4 50.Sc3+ folgt. Verzweifelt lieà Papp seine Zeit herunterticken, bis er schlieÃlich die kritische Fortsetzung spielte:
48...Td2 49.Se3+ Kc5 50.Txa4 Tf2+

Weià ist wiederum mit einer wichtigen Entscheidung konfrontiert. Nach dem korrekten 51.Ke1! Te2+ 52.Kd1 Txe3 53.Kd2 Te2+ 54.Kxd3 Txg2 hat Weià zwar einen Bauern weniger, kann jedoch problemlos halten, etwa mit 55.Tg4 g5 56.Ke3 nebst 57.f4. Stattdessen wÀhlte er 51.Kg1??
wonach Schwarz zwar nur einen einzigen Zug hat, der nicht verliert, doch dieser gewinnt sogar:
52...Te2! 53.Sf1 Te1 54.Ta2 Kd4 und Weià kann nichts gegen den Plan Kc3 nebst d2 Txd2 Txf1+! mit gewonnenem Bauernendspiel unternehmen.
Unter Zeitdruck spiele Schwarz jedoch 51...d2?? und Ìbersah dabei den fatalen Zwischenzug 52.Tc4+! und plötzlich verliert Schwarz sogar!
52...Kb5 53.Td4 Kc5 54.Td3 Te2 55.Sf1! und Schwarz gab auf.
Eine tragische Wendung fÌr den Hamburger, die den Matchverlauf natÌrlich komplett auf den Kopf stellte. Plötzlich wÌrde uns am siebten Brett gar ein Remis zum Mannschaftssieg genÌgen! Doch Spartak war nicht angereist, um mit seinem alten Bekannten die Friedenspfeife zu rauchen. Nach und nach drehte er an den richtigen Stellschrauben, um seinen riesigen positionellen Vorteil auszubauen.

Nach langem, geduldigen Manövrieren brach Spartak hier mit
45.d5! durch. Es folgte
45...exd5Â 46.cxd5 Dd6 47.Dc3 Kh7 48.Sa7!? Se4? 49.Dd4 Sc5Â 50.Tde1
und die schwarze Lage ist so verzweifelt, dass er sich bald genötigt sah, auf e5 zu nehmen und Weià ein massives Zentrum zu geben.
Eine weitere Kostprobe ist der folgende Ausschnitt:

Spartak unterband jegliches Gegenspiel mit 55.g4!
Eine so dominante Stellung gegen einen so starken Gegner sieht man selten. Schon bald begann Weià einen entscheidenden Angriff am KönigsflÌgel und verwertete seinen Vorteil souverÀn.
Damit setzte er den Schlusspunkt fÃŒr einen starken 5-3 Mannschaftssieg in Hamburg.
Als nÀchstes empfangen wir am 22./23. Februar den SK Kirchweyhe und den SV MÌlheim Nord an der Galopprennbahn in Bremen.
Die Partien vom Derby gegen den HSK:
)