Happy Birthday, Till zum 75. Geburtstag
11.01.25 von Lars Milde / Bilder: Kurt Borbely und Andreas Burblies

Till bei den gerade beendeten Bremer Senioren-Meisterschaften
Schach
Samstag, 11.01.2025 / 19:09 Uhr
Lars Milde / Bilder: Kurt Borbely und Andreas Burblies
Am 15.11.2024 feierte unser Vereinsmitglied, ehemaliger Vorstandsvorsitzender und Spieler der fünften Mannschaft Dr. Till Schelz-Brandenburg heimlich still und leise seinen 75. Geburtstag und wir gratulieren herzlich, nachträglich und viel zu spät zu diesem schönen Ehrentag!
Till war so nett mir ein paar Fragen zu seinem spannenden Leben zu beantworten:
Lars Milde:
Hallo Till, erst einmal herzlichen Glückwünsch nachträglich zum 75. Geburtstag! Anlässlich dieses schönen Termins und Deiner Verdienste um die Schachabteilung des SV Werder Bremen habe ich fünf Frage an Dich, die mich schon immer interessiert haben.
Frage1: Aus aktuellem Anlass, wie und wo hast du Deinen 75. Geburtstag gefeiert?
Dr. Till-Schelz-Brandenburg:
In meiner zweiten Heimat, an der Südküste von Kreta, wo wir mit 12 Leuten in der Taverne Agamemnon köstlich gespeist haben.
Lars Milde:
Frage 2: Was waren die bewegendsten Momente Deiner Amtszeit als Vorsitzender der Schachabteilung und warum?
Dr. Till Schelz-Brandenburg:
Das war der Stichkampf gegen Porz am 9.5.2005, und zwar nicht in erster Linie wegen unseres 4,5:3,5-Sieges, sondern wegen der Menge an Zuschauern im Ostkurvensaal des Weserstadions. Selbstverständlich war der Eintritt für Werderaner gratis, ebenso für Kinder, auch hatten wir allen Bremer Schachvereinen zwei Gratiskarten geschickt, und trotzdem haben wir an diesem Tag rund 300 Karten verkauft, es war einfach großartig.
Lars Milde:
Frage 3: Klaus-Dieter Fischer hat einmal über dich gesagt: „Wir sind oft in Gesprächen aufeinandergeprallt, doch wir haben auch immer wieder einen gemeinsamen Weg gefunden.“ Gibt es zu dieser Aussage eine schöne Anekdote? Über was wurde gestritten und was war die Lösung?
Dr. Till Schelz-Brandenburg:
Also das ist für mich insofern eine heikle Frage, weil ich im Lichte der Tätigkeit der heutigen Vereinsführung, insbesondere des Präsidenten Hess-Grunewald, ein Stück weit Klaus-Dieter Fischer Abbitte tun muss. Denn was mir damals als selbstverständlich erschien, nämlich dass der Präsident des Vereins die Bedeutung der Amateurabteilungen gegenüber dem Profifußball hochhält und verteidigt, ist ja nach dem Abgang Fischers gründlich anders geworden. Eine Aktion wie das Rundschreiben der Vereinsführung für die Weihnachtsfeier 2023, dass die ehrenamtlichen Funktionäre nicht mehr ihre Lebenspartner bzw. -partnerinnen mitbringen dürfen, weil das zu teuer würde, denn man feierte nun in einem Hotel statt der Werder-Halle, hätte Klaus-Dieter Fischer niemals zugelassen.
Als Anekdote fällt mir nur ein, dass wir uns einmal nach heftigem Streit im Präsidium – Thema habe ich vergessen – im Jürgenshof zu einem Klärungsgespräch verabredet hatten. Klaus-Dieter Fischer hatte drei Aktenordner mit, ich nichts. Als er das sah, nahm er seine Papiere wieder an sich, gratulierte mir und sagte, über dem Papierkram sollten wir doch unsere Freundschaft nicht vergessen.
Lars Milde:
Frage 4: Du bist Autor zahlreicher Publikationen, wobei mich das Schachbuch „Die Jahrhundert-Meisterschaft im Schach - Die Deutsche Einzelmeisterschaft 1998 in Bremen und zur Schachgeschichte der Hansestadt“ besonders interessiert. In Zusammenarbeit mit Claus-Dieter Meyer ist ein Buch entstanden, was nicht nur das Turnier als solches sondern auch die Bremer Schachgeschichte aufarbeitet. Was war für dich das Besondere an diesem Meilenstein Bremer Schachgeschichte?
Dr. Till Schelz-Brandenburg:
Also zunächst einmal ist der Hauptautor des erwähnten Buchs natürlich C.D. Meyer, ich habe nur für jede Runde etwas Folklore beigesteuert. Für mich die Hauptsache war, dass das deutsche Spitzenschach endlich dank des Gesamtvereins finanziell einigermaßen den anderen Sportarten gleichgestellt wurde, auch wenn das Gesamtpreisgeld von damals 100.000 DM auch zu der Zeit schon peanuts war gegenüber dem Fußball. Aber es war ein Zeichen der Wertschätzung – und der Erfolg war insofern da, als es sich bei dieser Meisterschaft tatsächlich um das Turnier aller deutschen Spitzenspieler handelte, einschließlich des jüngst verstorbenen Robert Hübner.
Lars Milde:
Frage 5: Die finale Frage interessiert mich besonders: Du pendelst mit Deinem Lebensmittelpunkt mehrfach im Jahr zwischen Bremen und Kreta. Was machst du in Bremen und was ist der besondere Reiz für Dich an Kreta?
Dr. Till Schelz-Brandenburg:
Also wir versuchen inzwischen, nur noch einmal im Jahr unseren Wohnsitz zu wechseln. Das ganz besondere an Kreta, insbesondere des Dorfes an der Südküste, in dem wir unser Haus haben, sind eindeutig die unglaublich solidarischen, hilfsbereiten, gastfreundlichen Menschen, das entschleunigte Leben dort und die völlige Abwesenheit von allen Arten von Statussymbolik. Dazu kommt natürlich die einmalige Landschaft, die vom alpinen Hochgebirge bis zu traumhaften Stränden alles bietet, dazu ohne Ballermann-Massentourismus – aber ich will jetzt aufhören zu schwärmen, sonst ändert sich das noch!
Im Übrigen sitze ich noch an dem letzten Band der wissenschaftlichen Edition des Briefwechsels zweier deutscher Sozialisten, die noch mit Karl Marx und besonders mit Friedrich Engels verkehrten.

Till zweiter von links im Kreis seiner Mannschaftskameraden
Lars Milde:
Zum Abschluss noch eine Schnellfragerunde mit der Bitte um kurze Antworten:
Warum spielst Du nicht in einem anderen Verein?
In der kurzen Zeit meines Lehrerdaseins in Huchting haben einige Schüler dort einen Schachverein gegründet. Da habe ich vier Jahre mitgemacht, wir kriegten gerade eine Mannschaft zusammen, stiegen aber von der D- bis in die A-Klasse auf. Dann löste sich der Verein auf und ich dachte, wenn ich schon Fan von Werder bin, kann ich ja dort auch Schach spielen, und so kam ich 1988 zu den Grün-Weißen.Weißt Du, wie man mit Läufer und Springer mattsetzen kann? Falls ja: Musstest Du schon mal mit Läufer und Springer mattsetzen?
Ich erinnere mich dunkel an das W-Muster, kam aber nie in die Verlegenheit, das zu praktizieren.Was ist das Gute am Schach?
Dass es Dich während einer Partie voll und ganz ergreift.Ist das Schachspiel nur ein Vorwand, um mehr Kaffee trinken zu können?
Nein, ich trinke nur griechischen Mokka.Was war Deine weiteste Turnierreise?
Ich habe kaum Turniere gespielt, immer nur Mannschaftskämpfe, und weiter als bis Nordhorn bin ich nicht gekommen.Wann ist ein guter Zeitpunkt, um eine Partie aufzugeben?
Solche Zeitpunkte sind immer schlecht!Welches ist Dein Lieblingszug?
e4Welchen Fehler machst Du immer wieder?
Vor lauter Begeisterung für eine Kombi die Möglichkeiten des Gegners zu unterschätzen.Ist Schach wirklich nur ein Spiel?
Bitterer Ernst.Kann man erkennen, dass jemand ein Schachspieler ist?
Glaube ich nicht, außer er fängt an, über Könisindisch zu philosophieren.Denkst Du über eine Stellung nach, auch wenn Du nicht am Zug bist?
Leider nicht immer.Kann man fühlen, dass ein Zug stark ist?
Ja, das spürt man geradezu körperlich.Würden mehr Jugendliche spielen, wenn man während der Partie Whatsapp-Nachrichten verschicken dürfte?
Glaub ich nicht.Gibst Du immer auf, bevor Du mattgesetzt wirst?
Wenn ich es erkenne, ja.Wem zeigst Du Deine Partien?
Manchmal – früher – CD Meyer und Ingolf Meyer-Siebert.Eigentlich wäre ich ein guter Weltmeister: Ja/ Nein.
Nein.Eigentlich wäre Lars Milde ein guter Weltmeister: Ja/ Nein.
Dann wäre er nicht mehr Lars Milde.Wie viele Deiner Partien kennst Du auswendig?
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Till beim Mannschaftskampf in der ersten Runde hinten
Till, bitte zeig uns noch eine gute Partie von Dir!
Bei meiner bescheidenen Spielstärke gibt es eine objektiv gute Partie von mir wohl nicht. Ich habe aber in der Steinzeit der käuflichen Computerschachprogramme eine Partie gefunden, die zeigt, wie komplett materialorientiert diese noch waren.
Es ist eine Partie gegen Rybka 4 Dynamic vom 19.9.2012, ich habe Weiß:
VIELEN DANK FÜR DAS INTERVIEW UND DEINE ZEIT!
Quellen der Schnellfragerunde: https://veganeschachkatzen.de/dreiunddreissig-fragen/
und
Zeitlose Fragen! Zuerst erschienen am 12.Juni 2016 bei www.Schachwelt.de
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