Wer wird Galopper des Jahres 2024?

Bremer Silvester Open

Schach
Samstag, 28.12.2024 / 21:31 Uhr

Stephan Buchal

Die Pferdchen sind gut gestartet, die ersten zwei Tage des Bremer Silvester Open sind erfolgreich über die attraktive Bühne gegangen. Nach 4 Runden führt im A-Open Nikolas Wachinger (Werder) mit 4 Punkten vor Julian Kramer (Hamburger SK) und Fred Hedke (Delmenhorster SK) je 3,5. Im B-Open haben 3 Spieler 3,5 Punkte: Andree Spies (Bremer SG), Peter Supplieth (Blau-Weiß Geldern Veert) und Alexander Lattreuter (Werder).

Ich betrete den Turniersaal und bin begeistert! Wieder einmal haben David und Jens Kardoeus als Organisatoren des Silvester Open ein sehr schönes Turnier auf die Beine gestellt. Ein großzügiger Turniersaal mit Blick auf die in dicken Nebel getauchte Galopprennbahn, alle Spieler haben einen separaten Tisch mit weißen Tischtüchern und schönen Namensschildern, die Spitzenpaarungen der A- und B-Gruppe sind sorgfältig abgetrennt und erlauben den Zuschauern dennoch einen guten Blick auf die Kämpfer. Wem das nicht reicht, der kann die 8 Livepartien der A- und B-Gruppe in Ruhe auf der großen Leinwand verfolgen.

Es ist erstaunlich (und auch ein bisschen schade), dass nur knapp 100 Spielerinnen und Spieler den Weg in dieses großartige Turnier gefunden haben. Gibt es eine bessere Beschäftigung „zwischen den Jahren“? 7 Runden Schach in dem großzügigen Ambiente des Atlantik Hotel Galopprennbahn: Einen Tag nach Weihnachten geht‘s los – einen Tag vor Silvester stehen die Sieger fest!

Wie beim Schweizer System üblich setzen sich in der 1. Runde meistens die Favoriten durch: In der A-Gruppe müssen nur bei beiden Pahl-Zwillinge einträchtig einen halben Punkt gegen den lebenslangen Werder-Fan Fritz Fegebank und den Darmstädter Leander Merz abgeben. Auch ihr Delmenhorster Vereinskollege Fred Hedke begnügt sich in ausgeglichener Stellung mit einem halben Zähler.

In der B-Gruppe erwischt es gleich den Top-gesetzten Christian Maeder vom TV Eiche-Horn. Mit einem kräftigen Figurenopfer erarbeitet er sich eine klare Gewinnstellung gegen den Pakistani Jehangeer Menghawar - aber dann verpasst er die richtige Fortsetzung und landet in einem schlechteren Endspiel, dass er nach langem Kampf verliert.

Schon am Nachmittag geht‘s mit der 2. Runde weiter. Die drei IMs in der A-Gruppe (Kramer, Wachinger, Reuker) geben sich weiterhin keine Blöße. Am spektakulärsten gewinnt Nikolas Wachinger einen „reversed Benoni“ mit den schwarzen Steinen gegen Klaus-Rust-Lux. Mit 14… g5 setzt er seine Königsflügelbauern in Bewegung, nach 25 Zügen ist das nebenstehende Diagramm erreicht: Weiß gibt auf.
(Alle Partien kann man unten nachspielen.)

Neben den drei IMs können auch Olaf Steffens und Moritz Greßmann nach 2 Runden mit 100% überzeugen.

 

In der B-Gruppe haben sich mit Jablonski, Hattenhauer, Klose, Wildt, Pass und Spies sogar 6 Spieler mit 2 aus 2 etabliert. Am 2. Tag muss sich also langsam die „Spreu vom Weizen trennen“

Die 3. Runde sieht am Samstagvormittag in der A-Gruppe die Spitzenpaarungen Olaf Steffens gegen Julian Kramer und das Werder-IM-Duell Nikolas Wachinger gegen Jari Reuker.

Olaf verpasst es, sich rechtzeitig von seinem schwarzfeldrigen Läufer zu trennen (7.Lg5), bekommt eine passive Stellung und hat große Schwierigkeiten, seine Eröffnung vernünftig abzuschließen. Als Julian energisch die Stellung öffnet (15... c5, siehe Diagramm) und Olafs Gegenangriff keine Kraft entfaltet bricht die weiße Stellung bald zusammen.

Am anderen Spitzenbrett bekommt Nikolas mit einem schönen Läuferpaar klaren positionellen Vorteil, auch der Damentausch bringt Jari keine Entlastung. Nikolas gewinnt einen Bauern und verwertet seinen Vorteil sicher. Im Verfolgerduell steht der Kieler Mats Beeck gegen Moritz Greßmann lange Zeit überlegen, aber in der Zeitnotphase verliert er den Faden und die Partie. Moritz Gressmann bleibt bei 100%.

In der B-Gruppe kann von dem Sixpack lediglich Alexander Wildt von den SF Leherheide seine Partie gegen Eli Klose sicher gewinnen und mit 3 aus 3 die alleinige Führung übernehmen, gefolgt von 9 Spielern mit 2,5 Punkten.

Am Samstagnachmittag steht schon die 4. Partie innerhalb von 30 Stunden an – Schwerstarbeit! Aber wer jetzt mit vielen kräftesparenden Remispartien rechnet (das wäre jedenfalls meine Präferenz, wenn ich denn dieses Mammutprogramm in Angriff genommen hätte ...), sieht sich getäuscht. Es wird richtig gut gekämpft!

Am Spitzenbrett der A-Gruppe spielt Moritz Grossmann gegen Nikolas Wachinger, kommt gut aus der Eröffnung und will mit dem „schlauen“ 11.Sb5 (siehe Diagramm) seine Stellung konsolidieren. Es „droht“ Damentausch und das gierige 11… Dxa2 wird mit der Springergabel auf c7 bestraft. Nikolas schaut sich das 5 Minuten lang an – und nimmt den Bauern weg! Was passiert nach 12.Sc7+?? Das möge der Leser (oder auch die Leserin!) selbst erkunden. Jedenfalls spielt Moritz vorsichtig 12.Df4 und muss fortan mit einem Bauern weniger und knapper Kompensation auskommen. Es gelingt ihm, mit einem weiteren Bauernopfer (b2-b4!) die Stellung zu öffnen, aber in den folgenden Komplikationen behält Nikolas den Überblick und gewinnt souverän.

Wesentlich schwerer tut sich am 2. Brett der ELO-Favorit Julian Kramer, der gegen Theis Pahl die weißen Steine führt. Der Delmenhorster spielt eine blitzsaubere Partie, hält lange Zeit das Gleichgewicht aufrecht, kommt immer mehr in Vorteil und bekommt realistische Gewinnchancen. Schließlich gelingt es Julian die Partie doch noch zu halten und die Kontrahenten schließen Frieden.

Fred Hedke stellt seinem Gegner Mark Loechner solange Probleme bis dieser schließlich in ausgeglichener Stellung daneben greift (28... Td8? statt z.B. 28...Sd7) und dafür streng bestraft wird.

Jari Reuker muss hart arbeiten, um den 12-jährigen Edward Bundan in 60 Zügen niederzuringen und Olaf Steffens gewinnt (wieder einmal) eine aufregende Partie gegen den Darmstädter Leander Merz und setzt ihn mitten auf dem Feld Matt (Diagramm!).

Im B-Open liefern sich an Brett 1 der Spitzenreiter Alexander Wildt und Peter Supplieth eine sehr spannende Partie mit dem besseren Ende für Peter, der damit seinerseits die Führung übernimmt. Allerdings muss er diese mit Andree Spies teilen, der ein "eigentlich" totremises Turmendspiel gegen Christian Ewers gewinnen kann.

Dritter im Bunde ist Alexander Lattreuter, der im Duell der grün-weißen Youngster gegen Ture Jablonski im Stil der Alten Meister ein dänisches Gambit spielt, 2 Bauern opfert, starken Angriff bekommt und schließlich mit einem großartigen Löuferpaar den schwarzen König zur Strecke bringt!

Hinter dem Führungstrio mit 3,5 Punkten lauern nicht weniger als 11 Verfolger mit einem halben Punkt weniger. Für reichlich Spannung in den letzten drei Runden wird garantiert!

Am Sonntagmorgen kommt es unter anderem zum Duell der beiden ELO-Riesen Julian Kramer und Nikolas Wachinger. Ein Besuch in diesem tollen Turnier lohnt sich, versprochen!

Alle Live-Partien der Runden 1 - 4

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