Auch Carlos' Partie war mittlerweile beendet. Mit den schwarzen Steinen hatte er die Angriffsversuche seines Gegners gut pariert, seinerseits einen Bauern gewonnen und langfristig sicherlich eine Gewinnstellung. Aber sein Gegner ging "all-in", opferte eine Figur und bekam erneut Angriff. Carlos ging kein Risiko ein und gestattete seinem Gegner ein Dauerschach - objektiv gab es sicherlich gute Gründe, dem auszuweichen und weiter auf Gewinn zu spielen, aber vielleicht hatte auch hier die knappe Zeit eine entscheidende Bedeutung.
Die Wende leitete Max ein! Sein ebenfalls junger Gegner, beide Jahrgang 2006, schien mit den weißen Steinen durchaus mit einem Remis zufrieden, aber Max übernahm langsam die Initiative und nach einem kurzen taktischen Geplänkel (21.c4? f6!) bekam er ein besseres Turmendspiel, was er sicher zum Sieg führte. Ausgleich! Kurz nach der Zeitkontrolle war auch meine Partie beendet. Mein Gegner war denkbar schecht aus der Eröffnung gekommen, typischer Fall von: "Er hat einen Bauern weniger und ich habe dafür die Kompensation". Ich tat mich schwer, aber ließ nichts anbrennen und konnte unser Team in Führung bringen.
Es blieben noch 4 Bretter übrig, an denen hart gekämpft wurde - mit sehr wechselvollem Verlauf. Zunächst schaffte Hellern wieder den Ausgleich: David musste am Spitzenbrett aufgeben. Schließlich war ihm doch die Zeitnot zum Verhängnis geworden. Er stand die ganze Partie über schlechter, aber konnte sich trotz knapper Zeit bravourös verteidigen, bekam etwas Gegenspiel und die Stellung war plötzlich völlig im Gleichgewicht. Aber dann passierte es kurz vor der Zeitkontrolle doch noch: Ein Fehler in komplizierter Stelung und die vierstündige Schwerstarbeit war wieder mal vergebens. Sein Gegner kam entscheidend in Vorteil und ließ sich den auch nicht mehr nehmen ...
Geradezu umgekehrt war der Partieverlauf bei Daniel. Erst kommt er gut aus der Eröffnung, dann überzieht er eine ausgeglichene Stellung und gerät in Nachteil, aber sein Gegner kommt in Zeitnot, versucht die Stellung "übersichtlich" zu halten, begeht dabei einige Ungenauigkeiten und landet schließlich in einem schwierigen Turm-Springer-Endspiel. Das behandelt Daniel ganz vorzüglich und bringt uns erneut in Führung. 3,5:2,5 - noch 1 Punkt fehlt zum Mannschaftssieg.
Am 4. Brett liefern sich Detlev Diederichsen und Jörg Stock eine ziemlich abenteuerliche Partie! Die Stellung ist total kompliziert, keiner weiß wirklich, wie das Geschehen objektiv zu bewerten ist. Die Engine klärt auf: mal steht Weiß auf Gewinn, etwas später wieder Schwarz, dann ist es ausgeglichen und dann geht das hin und her von vorne los ... Als nach 6 Stunden genug Holz abgetauscht ist, bleibt nicht mehr viel übrig und die Partie endet gerechterweise unentschieden!
4:3 für Werder und bei Olaf kann nicht mehr viel schiefgehen! Diesmal erspart uns Olaf größere Aufregungen, spielt eine gute und solide Partie, kommt mit den schwarzen Steinen etwas gedrückt aus der Eröffnung, überspielt seinen Gegner im Mittelspiel und knetet ein vorteilhaftes Endspiel auf den vollen Punkt. Das war allerdings nicht einfach, es gab wohl Möglichkeiten, aber sein Gegner verteidigt sich zäh und einfallsreich und zum Schluss bleiben nur die beiden nackten Könige übrig - Remis nach 71 Zügen.
Fazit:
Das war ein guter Abschluss einer wechselvollen Saison. Nach einem guten Start mit 5:1 Punkten holten wir gegen die 3 Spitzenmannschaften aus Kirchweyhe, Nordhorn und Uelzen keinen einzigen Zähler und gegen Oldenburg ein 4:4. Plötzlich in Abstiegsgefahr geraten konnten wir zum Schluss noch zweimal gegen Delmenhorst und Hellern gewinnen und uns mit 10:8 Punkten auf Patz 5 behaupten.
Insgesamt hatten wir eine sehr ausgeglichene Mannschaft, alle holten so um die 50%, insgesamt konnten wir 38:34 Brettpunkte erzielen. Ein besonderes Lob gebührt unseren "Ersatzspielern", die in 10 Partien ungeschlagen blieben, dabei 4 Siege und 6 Remis beisteuern konnten.