Nachlese: Sparkassen Chess Meeting 2017
30.08.17 von Andreas Burblies, Gerald Jung, Horst Rauer
Abschied von Matthias Blübaum

GM Matthias Blübaum
Schach
Mittwoch, 30.08.2017 / 10:45 Uhr
Andreas Burblies, Gerald Jung, Horst Rauer
Auch in diesem Jahr fuhr eine Delegation des SV Werder nach Dortmund zum berühmten Sparkassen Chess Meeting. Diesmal mussten die Werderaner leider unser Jungtalent und Großmeister Matthias Blübaum verabschieden, der in der nächsten Saison den Verein wechselt.
Werders GM Matthias Blübaum spielte ein sehr gutes Turnier und belegte am Ende einen hervorragenden 5. Platz. Cheftrainer Matthias Krallmann: "In der nächsten Saison wird Matthias Blübaum für die Schachfreunde Deizisau in der Schachbundesliga spielen. Werder Bremen bedauert den Abgang seines jungen Nationalspielers und Hoffnungsträgers sehr. Matthias Blübaum war das Aushängeschild der Schachabteilung. Er hinterlässt bei Werder eine große Lücke."
Endstand (Quelle: www.sparkassen-chess-meeting.de/turnier-2017/tabelle.html)
No. | Title | Name | Fed. | FIDE | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | Total | Black | Wins | S.B. |
1 | GM | Wojtaszek, Radoslaw | POL | 2736 | = | = | = | = | = | 1 | 1 | 4,5 | 4 | 2 | 14.75 | |
2 | GM | Fedoseev, Vladimir | RUS | 2726 | = | = | 1 | 0 | = | 1 | = | 4,0 | 4 | 2 | 13.75 | |
3 | GM | Vachier-Lagrave Maxime | FRA | 2791 | = | = | = | = | 1 | = | = | 4,0 | 3 | 1 | 13.50 | |
4 | GM | Kramnik Vladimir | RUS | 2812 | = | 0 | = | 1 | = | = | = | 3,5 | 3 | 1 | 11.75 | |
5 | GM | Bluebaum, Matthias | GER | 2642 | = | 1 | = | 0 | = | 0 | = | 3,0 | 4 | 1 | 11.25 | |
6 | GM | Andreikin, Dmitry | RUS | 2712 | = | = | 0 | = | = | = | = | 3,0 | 4 | 0 | 10.50 | |
7 | GM | Wang, Yue | CHN | 2699 | 0 | 0 | = | = | 1 | = | = | 3,0 | 3 | 1 | 9.75 | |
8 | GM | Nisipeanu, Liviu-Dieter | GER | 2683 | 0 | = | = | = | = | = | = | 3,0 | 3 | 0 | 10.25 | |
Ra=2725 XIX cat. FIDE | ||||||||||||||||
Auch in diesem Jahr brach in guter Tradition eine interaktive Delegation unter der fachkundigen Leitung eines sehr beliebten Bremer Schachtrainers (Claus Dieter Meyer) nach Dortmund auf, die 4. Runde des Großmeisterturniers hautnah mitzuerleben. In Runde 3 schienen die Meister Kräfte zu sparen und boten leider sehr wenig. Hingegen war CDs Planung, Runde 4 , die mittlere Runde des 7-rundigen Wettstreites, anzusteuern, eine weise Entscheidung. Unsere Anreise bei allerbestem Wetter kulminierte in Dortmund zunächst bei einer gefälligen Lokalität (wo wir auch die zügige Nachreise eines irrtümlich bereits in Münster ausgestiegenen Schachfreundes abwarteten bevor wir uns den wohltemperierten  Räumlichkeiten des Orchesterzentrums näherten.  Die Partien starteten um 15 Uhr, wurden auf eine Großleinwand übertragen und über Kopfhörer konnte sich der geneigte Zuschauer einem unterhaltsamen und zugleich instruktiven Kommentatoren-Dialog der Großmeister Bischoff und Siebrecht öffnen.  Während es dann ca. 17 Uhr draußen heftigst gewitterte genoss die Werder-Abordnung wirklich großes Schach in allen Begegnungen.

v.l.n.r.: Oliver, Martin, Gerald, Till, Horst, Claus Dieter, Stefan, Fred
Hier noch ein Kommentar unseres Nalimov-Anwenders Horst Rauer zur Blübaum-Partie:
Schaut man sich die Nalimov-Tablebases zu der Stellung Bluebaum – Andrejkin an, in der erstmals nur noch sechs Steine auf dem Brett standen, also nach 77. Th5:+ Kg4,
und setzt die Partie auf dem Nalimov-Brett nur um einige Züge fort, erkennt man die schier übermenschliche Aufgabe, vor der unser Junggroßmeister trotz Mehrturm stand. Betrachtet man nur die einigermaßen plausiblen Züge, so wechselt das Endergebnis ständig zwischen Gewinn und Remis, wobei die Remisalternativen oft überwiegen und die Gewinnvarianten erst nach 20 bis 30 Zügen zum Erfolg führen. Wie soll man da den richtigen Weg bei beschränkter Bedenkzeit finden? Auch der russische Gegner hat mit seinen Zügen keineswegs immer die beste Auswahl getroffen, aber für ihn gilt ja dasselbe: die Stellung ist zu kompliziert für das menschliche Hirn, um korrekt ausgespielt werden zu können.  Sein wir also zufrieden mit dem Ausgang und stellen mit Erstaunen fest, dass es in der Turnierpraxis tatsächlich Stellungen gibt, bei denen eine Partei am Ende (nach 122 Zügen!) über zwei Mehrtürme verfügt, der gegnerische König nur noch allein auf dem Brett ist und das Ergebnis trotzdem „unentschieden“ lautet. Ein wunderbares Spiel dieses Schach.
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