"Jeder sollte seine Plattform nutzen"

Jean-Manuel Mbom im Klare-Kante-Interview

Klare Meinung, Klare Botschaft, Klare Kante: Jean-Manuel Mbom spricht im Interview über die internationalen Anti-Rassismus-Wochen (Foto: WERDER.DE).
Interview
Donnerstag, 18.03.2021 / 18:55 Uhr

Das Interview führte Christoph Pieper

"Du willst diesen Idioten ja nicht in die Karten spielen", sagt Werder-Mittelfeldspieler Jean-Manuel Mbom über seine Erfahrungen und seinen Umgang mit Rassismus.

Innerhalb der internationalen Anti-Rassismus-Wochen berichtet der Juniorennationalspieler im Interview mit WERDER.DE über seine Teilnahme an einem Filmprojekt über Schwarze Fußballer in der deutschen Nationalmannschaft und weshalb er sich eher im Team Lebron James als im Team Zlatan Ibrahimovic sieht.

Fokus immer wieder auf dieses Thema legen

WERDER.DE: Moin Manu! Wir sprechen uns heute innerhalb der internationalen Wochen gegen Rassismus. Findest du es wichtig, dass es diese Wochen und den internationalen Fokus gibt oder sagst du, es ist schade, dass es extra Themenwochen braucht?

Mbom: „Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, den Fokus immer wieder auf dieses Thema zu legen, weil es einfach nicht abgeschlossen ist und uns immer wieder begegnet. Gerade Sportler sind da auch immer wieder betroffen. Es sind zwar aktuell keine Zuschauer in den Stadien, aber uns begegnet das Thema immer wieder und deshalb ist es mir auch wichtig, dass der Fokus immer wieder auf dieses Thema gelegt wird.“

WERDER.DE: Bist du also eher Team Zlatan oder Team Lebron?

Mbom (schmunzelt): „Eher Team Lebron, auch wenn ich rein fußballerisch natürlich den höchsten Respekt vor Zlatan Ibrahimovic habe.“

WERDER.DE: In der Diskussion der beiden ging es ja darum, ob sich Sportler grundsätzlich zu gesellschaftlichen Themen äußern sollten. Zlatan meint „Nein“, Lebron James sagt ganz klar „Ja!“

Mbom: „Ich kann verstehen, woher die Meinung von Zlatan kommt, aber ich finde, in der heutigen Zeit sollte jeder seine Plattform nutzen, weil man ein Vorbild für viele Menschen ist. Und wenn man eine Meinung hat, sollte man sie nicht verstecken sondern für sie einstehen und das auch öffentlich sagen.“

Du willst keinesfalls diesen Idioten in die Karten spielen.
Jean-Manuel Mbom

WERDER.DE: Du selbst bist Gesprächspartner in einer gemeinsamen Dokumentation von Amazon und dem ZDF, die ab dem 15. April bei Amazon Prime und im Juni im ZDF zu sehen sein wird. Der Titel lautet „Schwarze Adler“ und es geht um die persönlichen Geschichten Schwarzer Nationalspieler, die in der Vergangenheit und Gegenwart für Deutschland gespielt haben. Was hast du gedacht, als du diese Anfrage bekommen hast?

Mbom: „Ich dachte mir, dass es eine gute Gelegenheit ist, noch einmal mehr Licht auf das Thema Rassismus zu werfen. Alle Protagonisten haben über ihr Leben gesprochen und ich finde, der Film veranschaulicht sehr gut, wie beispielsweise das Leben und die Karriere von Erwin Kostedde verlaufen ist und wie es heute bei mir ist. Dazwischen liegen Welten.“

WERDER.DE: Hast du selbst etwas aus diesem Projekt mitgenommen?

Mbom: „Der Film ist sehr hart, aber eben auch sehr ehrlich. Er zeigt die Wahrheiten von früher und auch von heute und ich war teilweise schon geschockt. Ich würde mich niemals mit Erwin Kostedde und seinen Erfahrungen auf und neben dem Platz vergleichen, aber es wird deutlich, dass in der Zwischenzeit schon viel Arbeit geleistet wurde. Zum Glück. Allerdings ist heute auch noch nicht alles perfekt und es gibt immer wieder Vorfälle, wie zuletzt bei Jordan Torunarigha, der ja auch in dem Film dabei ist.“

WERDER.DE: Spiegelst du deine Gedanken und Gefühle zu dieser Thematik?

Mbom: „Ich spreche mit meiner Familie und meinen Freunden darüber. Wir überlegen schon, wie wir am besten und am schlausten mit solchen Vorfällen umgehen, weil du ja keinesfalls diesen Idioten in die Karten spielen willst. Ich finde es deshalb wichtig, jemanden zu haben, mit dem die Themen besprochen werden können, bevor man sie in sich hineinfrisst.“

Ein weltoffener Verein

WERDER.DE: Werder beteiligt sich aktuell mit Aktionsspieltagen bei den Bundesligateams der Frauen und Männer und zahlreichen weiteren Aktionen und Inhalten an den Anti-Rassismus-Wochen. Wie siehst du das als Spieler?

Mbom: „Als junger Spieler bin ich natürlich auch in den Sozialen Netzwerken unterwegs und bekomme viel mit. Ich finde es stark, dass ein Club wie Werder Bremen sich dauerhaft engagiert und wach ist. Das supporte ich natürlich und merke auch im direkten Umgang mit den Leuten, die hier im Club arbeiten, dass Werder ein sehr weltoffener Verein ist.“

WERDER.DE: Abschließend gefragt: Was kann die Gesellschaft von einer Fußballkabine lernen?

Mbom: „Die Fußballkabine zeigt, dass es egal ist, wo man herkommt, wie man aussieht, welche Sprache man spricht oder Religion man hat. Jeder ist individuell, aber wir sind alle Menschen und so sollten wir uns auch gegenseitig sehen.“

 

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