"Ich bin ehrlich: In der Funktion war das was Besonderes"

Was macht eigentlich…Tim Borowski?

Tim Borowski in einem Sessel, er erklärt gerade.
Borowski gibt seine Expertise derzeit an ein breites Publikum weiter (Foto: W.DE).
Profis
Samstag, 03.06.2023 / 11:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Tim Borowski hat einen großen Teil seines Lebens mit dem SV Werder Bremen verbracht. Als Jugendspieler schaffte er den Sprung zu den Profis, gewann später das Double 2004. Nach seiner aktiven Laufbahn probierte sich der 43-Jährige in vielen verschiedenen Bereichen aus und begann diesen Weg beim SVW, für den er zuletzt 2021 als Co-Trainer der Lizenzmannschaft tätig war. Im Interview mit WERDER.DE spricht Borowski u.a. über seinen Job bei DAZN, seinen Weg nach der Karriere und seine eigene Trainerlaufbahn.

WERDER.DE: Moin Boro, als TV-Experte für DAZN hast Du die Innen- und die Außensicht auf den Fußballsport kennengelernt. Welche Perspektive gefällt Dir besser?

Tim Borowski: Ich liebe beide Seiten. Bei der Innenansicht die Kabine, den Rasen, das Stadion und die Emotionen. Auf der anderen Seite ist der Fokus mehr auf der Analyse und die Aussichten der Teams. Aber du bist genauso eng am Spielgeschehen dran und die Passion Fußball ist immer noch vorhanden.

WERDER.DE: Und der Teamgedanke, den Du vom Fußballplatz kennst, der wird beim TV-Sender auch gelebt.

Tim Borowski: Es gibt einen klaren Teamgedanken, weil man dem Zuschauer bestmöglich vermitteln möchte, wie es für die jeweilige Mannschaft verläuft oder was aufgefallen ist. Ein Unterschied ist, dass du nicht mehr Woche für Woche so krass erfolgsabhängig bist wie in der aktiven Karriere. Ein zweiter Aspekt, dass du nicht vis-a-vis in der Kabine sitzt, sondern dich per Zoom-Meetings oder dann beim Treffen am Spieltag professionell vorbereitest.

WERDER.DE: Du bist in der Szene sehr gut vernetzt: Verraten Dir die ehemaligen Kollegen durch Dein Expertenjob noch genauso viel wie früher?

Tim Borowski: Ich verstehe ja die Situation. Diejenigen, die mich gut kennen, wissen, was ich für mich behalten kann oder vielleicht nur inhaltlich mitnehme, aber nicht Eins zu Eins ausspreche. Außerdem brauchst du in dem Geschäft sowieso eine gewisse Vorsicht, von daher hat sich da nicht viel verändert.

WERDER.DE: Im August 2022 standst Du dann wieder ausgerechnet im wohninvest WESERSTADION am Seitenrand. Dieses Mal nicht als Teil des Trainerteams, sondern zum ersten Mal als TV-Experte.

Tim Borowski: Ich bin ehrlich – in der Funktion war das für mich was Besonderes. Gleichzeitig war es aber auch schön, weil du in deinem Wohnzimmer eine andere Wohlfühlstrategie hast. Mit Laura Wontorra war eine weitere Bremerin an meiner Seite, die ein absoluter Profi ist und mit der es viel Spaß macht. Grundsätzlich war es schon komisch, aber das Spiel hat viel geboten, worüber wir philosophieren und analysieren konnten.

Als Spieler kannst du das Ende absehen, dann musst du dich Schritt für Schritt gedanklich darauf vorbereiten.
Tim Borowski über das Karriereende

WERDER.DE: Nach Deiner aktiven Laufbahn war der Übergang in das „Leben danach“ nahtlos. Das Trainee-Programm bei Werder, die Trainerjobs und nun Dein Job bei DAZN. Ab wann plant ein Fußballprofi seine Karriere danach?

Tim Borowski: Im besten Case ist das ein laufender Prozess. Als Spieler kannst du absehen, wann das Ende näherkommt und dann musst du dich Schritt für Schritt gedanklich darauf vorbereiten. Ich bin sehr dankbar, dass wir damals einen fließenden Übergang organisiert bekommen haben.

WERDER.DE: Das angesprochene Trainee-Programm hat nach Dir auch Clemens Fritz absolviert, seit diesem Jahr hat Felix Wiedwald begonnen. Wie ist Deine Erinnerung an die Zeit?

Tim Borowski: Ich war damals quasi das Pilotprojekt. Es war eine großartige Zeit. Die Mitarbeiter wissen, dass ich ihnen für ihre Offenheit bis heute sehr dankbar bin, dass ich in den verschiedenen Abteilungen Teil des Teams war. Für mich persönlich war es wichtig, auch Teil der Einheit bei der sozialen Verantwortung zu sein, die sich Werder auf die Fahne geschrieben hat. Aber auch zu sehen, was alles passieren muss, damit am Spieltag alles funktioniert.

WERDER.DE: Später hast Du dann eine Trainerlaufbahn eingeschlagen. Seit Deinem Co-Trainer-Posten bei Werder ruht diese erstmal oder bleibst Du bewusst dabei, Deine Expertise an das breite TV-Publikum weiterzugeben?

Tim Borowski: Letzteres macht mir aktuell richtig Spaß. Daher liegt der Fokus voll und ganz auf dieser Aufgabe. Was ich aber nicht kategorisch ausschließen würde ist, dass ich nicht doch irgendwann in den Club-Fußball zurückkehren werde in leitender respektive begleitender Position. 

WERDER.DE: Aktuell aber nicht.  

Tim Borowski: Für mich persönlich war es wichtig, mich nach der Karriere so breit wie möglich auf dem höchstmöglichen Niveau aufzustellen. Deswegen habe ich das Trainee-Programm und später den Fußball-Lehrer gemacht, was ich auch mit anständigen Abschlüssen geschafft habe. Was in der Zukunft noch alles passieren wird, wird sich zeigen.

Ole passt mit seiner intelligenten, charmanten und manchmal ironischen Art perfekt hierher.
Tim Borowski über Ole Werner

WERDER.DE: Apropos Fußball-Lehrer – den hast Du 2020 zusammen mit Ole Werner gemacht. Was war Dein erster Gedanke, als er Cheftrainer bei Werder Bremen wurde?

Tim Borowski: Ich habe ihn beim Fußball-Lehrer kennen und schätzen gelernt. Nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch. Ich habe ihn zum Lehrgang ein paar Mal mitgenommen, wir hatten einen guten Draht zueinander und auch Gespräche über den Tellerrand hinausgeführt. Deswegen war ich nicht überrascht, dass Werder ihn verpflichtet hat. Ole passt mit seiner intelligenten, charmanten und manchmal ironischen Art perfekt hierher.

WERDER.DE: Als Spieler hast Du Johan Micoud als Deinen sportlichen Mentor bezeichnet. Welcher aktuelle Fußballprofi überzeugt den Fußball-Lehrer und TV-Experten Tim Borowski heutzutage am meisten?

Tim Borowski: Nach wie vor Toni Kroos. Er ist einer der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten und kommt aus meiner Heimat. Er ist als Mensch bodenständig und sozial engagiert, als Spieler spielintelligent mit einer hohen Passgenauigkeit und Entscheidungsgeschwindigkeit. Sein Gesamtpaket gefällt mir total.

WERDER.DE: Auch Du hast in Deiner Karriere Deine Erfolge gefeiert. Du warst als Spieler Protagonist des Sommermärchen 2006.

Tim Borowski: Das war eine spannende Zeit. Das Halbfinale hat uns damals so keiner zugetraut, weil wir vorher schlechte Testspielergebnisse hatten und nicht richtig auf dem Zenit waren. Dann wurde aber diese Euphorie entfacht, das Wetter war gefühlt fünf Wochen Hochsommer. Daran habe ich viele positive Erinnerungen.

WERDER.DE: Kannst Du Dir einen solchen Sommermärchen-Spirit bei der Euro 2024 in Deutschland vorstellen?

 

Tim Borowski: Die Vorzeichen dafür sind sogar besser als 2006. Auch wenn die Phase aktuell eher schwächer ist, sind viele erfahrene Spieler im Kader, die sich schon international bewiesen haben und noch besser werden. Deswegen bin ich durchweg optimistisch, dass Deutschland eine gute Rolle spielen kann. Die Mentalität, die die Mannschaft mitbringt, kann für eine Überraschung sorgen.

WERDER.DE: Und Dich sehen wir dann auch als TV-Experte?

Tim Borowski: Ich denke, dass man mich da bestimmt irgendwo sehen wird.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, lieber Boro! 

 

Das Neuste rund um die Bundesliga-Profis:

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.