"Thomas Schaaf war ein Papa"

Was macht eigentlich...Naldo?

Naldo lacht, er schaut dabei von links nach rechts. Er trägt ein schwarzes Tshirt, im Hintergrund eine grüne Wand.
Hat das Lachen nicht verlernt und freut sich immer in Bremen zu sein: Naldo (Foto: WERDER.DE).
Interview
Freitag, 23.06.2023 / 11:00 Uhr

Das Interview führte Bent Holzmann

Na, na, naaa: Naldo! Als 22-Jähriger aus Brasilien an die Weser gekommen, etablierte sich Naldo unter Trainer Thomas Schaaf in der Innenverteidigung, trug von 2005 bis 2012 das Werder-Trikot und wurde zum Publikumsliebling. Er spielte in der Champions League, gewann den DFB-Pokal 2009 und absolvierte insgesamt 254 Pflichtspiele für den SVW. Im Interview mit WERDER.DE blickt der Brasilianer auf die Zeit in Bremen, erzählt, welchen Job er nach der Karriere gefunden hat und warum die Werder-Fans für ihn so besonders sind.

WERDER.DE: Moin Naldo, schön, dass du da bist! Wie geht es dir?

Naldo: Mir geht’s sehr gut, die Familie ist gesund – das ist das Wichtigste.

WERDER.DE: War die Familie denn traurig, dass sie dich nach dem Karriereende nicht mehr im Stadion anfeuern konnten? Oder in erster Linie froh, dass du wieder mehr Zeit hast?

Naldo: Manchmal vermissen sie es, das ist klar. Es war ja eine lange Zeit, über 18 Jahre. Aber sie freuen sich auch, dass ich mehr zu Hause bin. Jetzt kann ich noch mehr mit meinen Kindern spielen und Sachen machen, die als Profi eher schwierig waren.

Papa Thomas und Schnaps zum Einstieg

WERDER.DE: Bevor wir auf die Zeit nach deiner aktiven Karriere blicken, springen wir noch einmal in die Vergangenheit, ins Jahr 2005, da bist du aus Brasilien zu Werder gewechselt. Du hast schon oft erwähnt, dass Thomas Schaaf nach der Ankunft sehr wichtig für dich war, warum genau?

Naldo: Thomas Schaaf war ein Papa – nicht nur für mich, auch für die ganze Mannschaft. Er war ein sehr intelligenter Trainer und sehr menschlich. Als ich aus Brasilien kam, war meine Frau im sechsten Monat schwanger. Gerade für Südamerikaner ist es sehr wichtig, dass sie sich wohlfühlen und sich um sie gekümmert wird. Thomas hat mir alles gezeigt auf dem Platz, hat mir im Privaten geholfen und ich hatte so von Beginn an das Gefühl, zu Hause zu sein. Auch Klaus Allofs hatte daran einen Anteil.

WERDER.DE: Zum Einstand gab es einen Mannschaftsabend inklusive ordentlich Schnaps, haben wir gehört…

Naldo: Ja, das war schlimm (lacht). Es war sehr gut zum Integrieren. Aber es gab viel Schnaps, sodass ich ein paar Tage noch Kopfschmerzen hatte. Hat aber trotzdem sehr Spaß gemacht.

WERDER.DE: In Deutschland hat es dir und euch dann so gut gefallen, dass ihr 2014 in Wolfsburg den Deutschen Pass beantragt habt. Also liegt eure Zukunft in Deutschland?

Naldo: Aktuell leben wir in Monaco und machen uns keinen Stress, aber wir planen zurückzukehren. Deutschland ist wie unsere Heimat, wir haben da ein paar Optionen.

Nicht nur ein Herzensverein

WERDER.DE: Also geht es irgendwann zurück nach Bremen, Wolfsburg oder Gelsenkirchen?

Naldo: Ja, einer von den drei Orten wird es auf jeden Fall.

WERDER.DE: Auf einen Lieblingsclub willst du dich wahrscheinlich nicht festlegen. 

Naldo: Ich war ein Spieler und ein Mensch, der immer alles gegeben hat für den Verein. Ich bin dankbar, dass meine erste Saison bei Werder war. Es waren sieben tolle Jahre hier. Danach bin ich nach Wolfsburg gewechselt und habe mich auch sehr wohl gefühlt in den vier Jahren. Bei Schalke ebenfalls. Deshalb bleiben die drei Vereine immer in meinem Herzen.

WERDER.DE: Verfolgst du denn aktuell noch alle drei Vereine?

Naldo: Ich verfolge alle drei noch vor dem Fernseher und drücke die Daumen. Werder hatte in dieser Saison einen sehr guten Start gehabt und danach nicht mehr so gut abgeliefert, aber trotzdem noch souverän in der Liga geblieben. Ich hoffe natürlich, dass Werder auch irgendwann wieder international spielt.

Klarer Plan nach der Karriere

WERDER.DE: Deine letzte Station war dann die AS Monaco.

Naldo: Genau, das war dann ganz anders als Deutschland. Die Fans waren nicht so wie hier, wo alle Stadien immer ausverkauft waren. Nach meinem Vertrag habe ich viele Angebote bekommen aus Brasilien und auch aus Deutschland. Das war 2020 während der Pandemie und dann habe ich mit meiner Familie überlegt und entschieden, dass ich meine Karriere beende.

Ich denke da zuerst an meine Familie.
Naldo

WERDER.DE: Und danach hattest du direkt einen Plan, was du machen willst?

Naldo: Nach der Karriere war immer mein Plan, dass ich als Spielerberater tätig werde. Erst habe ich ein halbes Jahr Pause gemacht und mit meiner Familie verbracht. Dann kam das Angebot von Schalke als Co-Trainer, da war ich sechs Monate. Sie haben mir angeboten, auch weiter- und die Trainerausbildung bei ihnen zu machen. Ich habe mich aber dagegen entschieden, da es nicht das Richtige für mich ist. Ich denke da zuerst an meine Familie und als Trainer hätte ich wieder nur sehr eingeschränkt Zeit für sie.

WERDER.DE: Als Spielerberater ist das aber anders?

Naldo: "Ja, das macht mir richtig Spaß. Mit Familie und Arbeit passt das perfekt und ich bin sehr happy. Ich bin viel am Telefon, aber du machst deine eigenen Termine, das ist ein Vorteil. Meine Agentur liegt in Brasilien und wir haben mittlerweile einige gute Jungs dabei. Zum Beispiel zwei Spieler in der U16 von Real Madrid.

Wohlgefühlt seit dem ersten Tag

WERDER.DE: Jetzt haben wir dir so viele Fragen gestellt, möchtest du den Werder-Fans noch etwas sagen?

Naldo: Ich habe mich seit dem ersten Tag in Bremen wohlgefühlt, auch wenn ich am Anfang noch kein Wort Deutsch gesprochen habe. Ich danke den Werder-Fans vielmals für alles, ich liebe die Werder-Fans! Ich habe hier viele Freunde gefunden und noch immer viel Kontakt zu ihnen. Ich bin immer froh, hier zu sein. Und ich wünsche mir für den Verein, dass er wieder erfolgreicher wird, denn die Fans haben sich das verdient.

Ich liebe die Werder-Fans!
Naldo

WERDER.DE: Und für den Sommer schon Pläne, geht es an den Strand nach Brasilien oder doch lieber eine Runde Golf mit Claudio Pizarro?

Naldo: Ich bin kein großer Golf-Fan, besser an den Strand (lacht). Ein paar Wochen Heimaturlaub in Brasilien sind auf jeden Fall noch geplant.

WERDER.DE: Dann dabei dir viel Spaß, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für deine Zukunft, Naldo!

 

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