"In Bremen habe ich immer das Gefühl, nach Hause zu kommen"

Was macht eigentlich... Felix Kroos?

Felix Kroos und Nils Petersen schlagen ein.
Felix Kroos freut sich immer, frühere Weggefährten wieder zu treffen (Foto: nordphoto).
Interview
Freitag, 26.05.2023 / 10:30 Uhr

Das Interview führte Fiona John

Felix Kroos hat zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Ein Grünes und ein Rotes. Das wird ihm wieder einmal klar, als er über seine beiden Vereine Werder Bremen und Union Berlin spricht. Im Interview mit WERDER.DE erklärt der frühere Fußballprofi, warum ihm die Leute vermutlich so gerne zuhören, welche Rolle Thomas Schaaf und Union-Coach Urs Fischer in seinem Leben gespielt haben und wem er am Samstag beim Aufeinandertreffen seiner Herzensvereine die Daumen drückt.

WERDER.DE: Moin Felix, du hast deine Karriere 2021 im Alter von 30 Jahren beendet. Auch, weil der Profifußball bei dir körperliche und mentale Spuren hinterlassen hatte. Wie glücklich macht dich das Leben nach deiner Karriere?

Felix Kroos: Ich habe in den zwei Jahren nach meinem letzten Spiel diese Entscheidung nicht einen Tag bereut. Ich bin relativ gesund aus meiner Karriere rausgegangen und bin froh, dass ich mich auch jetzt danach gut bewegen kann. Wenn wir über den mentalen Aspekt sprechen, tut es gut, nicht ständig gegen den Abstieg oder den öffentlichen Druck ankämpfen zu müssen. Da fühle ich eine gewisse Ruhe in mir, die ich vorher nicht hatte. Deswegen bin ich weiterhin sehr glücklich mit der Entscheidung. 

WERDER.DE: Also vermisst du den Fußball auch nicht? 

Felix Kroos: Ich vermisse es nicht, Fußball aktiv zu spielen. Ich vermisse natürlich den Umgang mit den Teamkollegen und den Leuten drum herum. Das war für mich immer eine tolle Nebenerscheinung im Fußball: Die Leute, die man kennen und lieben gelernt hat, die einem täglich Spaß bereitet haben. Dieser Umgang ist das, was mir fehlt. Aber aktiv jeden Tag zu trainieren und an den Wochenenden bei Spielen unterwegs zu sein - das muss ich ehrlich sagen - das fehlt mir nicht. 

WERDER.DE: Du warst schon früh aktiv auf Twitter, den Podcast „Einfach mal Luppen“ hast du ebenfalls als aktiver Profi begonnen. Wie wohl fühlst Du Dich in der Medienwelt? 

Felix Kroos: Ich fühle mich sehr wohl und bin froh, dass wir mit dem Podcast schon während meiner aktiven Karriere angefangen haben. Wenn die Karriere Richtung Ende geht, würde ich jedem empfehlen, sich damit auseinanderzusetzen, was danach kommt. Ich bin glücklich, dass ich mit dem Podcast und meinen verschiedenen Rollen im Fernsehen etwas gefunden habe, wo ich Lust habe meine Zeit zu investieren. Etwas, das mir wieder die gleiche Begeisterung gibt, die ich im Fußball hatte.

WERDER.DE: Mit dem Podcast und dem Job als TV-Experte ist deine Meinung viel gefragt. Warum glaubst du, hören dir die Leute so gerne zu?

Felix Kroos: Ich würde jetzt nie von mir behaupten, dass mir die Leute gerne zuhören. Aber ich glaube, dass ich noch sehr nah am aktiven Geschehen bin und viele direkt Beteiligte sehr gut kenne. Ich glaube, ich habe ein Gefühl für die Leute und das moderne Spiel. Ich kann Personen gut einschätzen und Sachen gut erkennen. Dann ist es natürlich noch die Aufgabe, dass auch gut rüberzubringen. Ich befinde mich ja trotzdem noch relativ am Anfang dieser Karriere und weiß, dass man sich, ähnlich wie im Fußball, immer noch weiterentwickeln kann. Ich bin auf einem guten Weg und habe das Gefühl, dass es Anklang findet. 

WERDER.DE: Als TV-Experte und Podcaster bist du vielschichtig aufgestellt. Wo siehst Du in der Zukunft Deinen Fokus? 

Felix Kroos: Ich habe gemerkt, dass sich viele Sachen aus Dingen heraus entwickeln, womit man selbst gar nicht gerechnet hat. Wenn ich mal etwas auf lange Sicht geplant habe, ist es immer anders gekommen. Ich möchte Dinge auf mich zukommen lassen und mich selbst weiterentwickeln und gleichzeitig sehen, wo sich neue Felder auftun, woran ich Freude habe. Ich werde aber sicher in den nächsten Jahren weiter auf diesem Feld der Medien mein Unwesen treiben, weil es mir einfach Spaß macht. 

WERDER.DE: Offensichtlich mehr Spaß als an der Seitenlinie zu stehen. Warum hast du dich in der Trainerrolle nicht wohl gefühlt? 

Felix Kroos: Ich habe es in der Jugend von Union Berlin ausprobiert Trainer zu sein. Das war eine wichtige Erfahrung, um rauszufinden, wo ich keine Begeisterung für habe und keine Zeit investieren möchte. Auch das war von Anfang an darauf ausgelegt, es auszuprobieren. Da habe ich relativ schnell gemerkt, dass das kurz- und mittelfristig nichts für mich ist. Ich will das jetzt langfristig gar nicht ausschließen, ich lasse auch das auf mich zukommen. Vielleicht habe ich in zehn Jahren nochmal die Idee, das doch machen zu wollen. Aber in nächster Zeit kann ich ausschließen, dass ich irgendwo an der Seitenlinie rumturne. 

Die sechs Jahre in Bremen waren eine großartige Zeit. Es sind dort sehr wichtige Sachen in meinem Leben passiert, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.
Felix Kroos

WERDER.DE: Kommen wir auf deine Karriere als Spieler zurück. Du hast mal gesagt, die Zeit in Bremen und Berlin hat Dich zu dem gemacht, der du heute bist. Inwiefern hat Werder den Menschen Felix Kroos geprägt? 

Felix Kroos: Bremen und Berlin haben mich extrem geprägt. Wenn du mit 19 das erste Mal dein Zuhause verlässt und in meinem Fall nach Bremen kommst, ist es ein riesiger Schritt Richtung Selbstständigkeit. Da habe ich gelernt, mich um mich selbst zu kümmern und mich anderen Leuten zu öffnen. Die sechs Jahre in Bremen waren eine großartige Zeit. Ich habe viele Freunde und meine Frau dort kennengelernt. Es sind in Bremen also sehr wichtige Sachen in meinem Leben passiert, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.  

WERDER.DE: Und dann ging es zu Union. 

Felix Kroos: Dann kommst du nach Berlin, in die Großstadt und hast hier nochmal ein ganz anderes Leben, ganz andere Leute. Hier habe ich mich relativ schnell zurechtgefunden und nochmal weiterentwickelt. Genauso wie meine Frau und ich das als Paar getan haben. Wir haben hier unsere Familie gegründet, unsere zwei Kinder sind in Berlin geboren. Da spielen so wichtige Ereignisse eine Rolle. Deswegen sind es diese zwei Phasen in meinem Leben und diese beiden Städte, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.

WERDER.DE: Bei Union hast du unter Urs Fischer gespielt, in deiner Karriere wurdest du unter anderem von Thomas Schaaf aber auch von deinem Vater Roland trainiert. Von welchem Trainer konntest du am meisten lernen? 

Felix Kroos: Wenn man da einen rausnimmt, wird man den anderen nicht gerecht. Von jedem Trainer nimmst du etwas mit. Ich habe in Rostock schon ein paar Profi-Spiele gemacht, aber unter Thomas Schaaf war es natürlich nochmal eine andere Welt. So einen Trainer zu haben, mit der Vita, die er zu dem Zeitpunkt schon hatte – da hatte ich das Gefühl in der Profi-Welt angekommen zu sein. Ich habe sehr viel von ihm gelernt, was es bedeutet Profi zu sein. Auch wenn ich unter ihm teilweise schwierige Zeiten hatte, wusste ich immer, dass er ein sehr guter Trainer ist. Wenn man sich jetzt trifft, haben wir immer ein sehr gutes Gespräch und ich freue mich immer ihn wieder zu sehen.  

WERDER.DE: Und Urs Fischer? 

Felix Kroos: Natürlich muss ich auch Urs herausheben. Mit ihm habe ich den größten Erfolg meiner Karriere gefeiert: den Aufstieg mit Union. Er schafft es, sowohl die Spieler als auch das Team hinter dem Team mitzunehmen, als Gruppe zu führen und jedem das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. Das hat mich bei ihm sehr beeindruckt und das ist auch ein großer Grund, warum er diesen Erfolg hat. Mein Vater hat meine Jugend natürlich geprägt und mir alles mitgegeben, um Profi zu werden. Von daher sind es die drei Namen, die herausstechen. 

WERDER.DE: Deine Verbindung nach Bremen betonst Du immer wieder: Wie ist Dein Kontakt hierher und was zeichnet ihn aus?  

Felix Kroos: Ich bin jetzt seit 2016 weg, deshalb sind natürlich viele neue Gesichter da. Aber es gibt immer noch Leute, die im Verein aktiv sind. Ich habe noch guten Kontakt zu Philipp Bargfrede, Felix Wiedwald, Tim Barten, Clemens Fritz und Frank Baumann. Das sind Leute, bei denen man direkt ein gutes Gefühl hat und da startet, wo man aufgehört hat. Deswegen habe ich, wenn ich in Bremen bin, immer das Gefühl, nach Hause zu kommen.

WERDER.DE: Inwiefern verfolgst Du die Werder-Spiele? 

Felix Kroos: Ins Stadion gehe ich nicht wirklich, aber das mache ich auch in Berlin selten. Zum einen ist man natürlich gerade an den Wochenenden ein bisschen ausgelastet mit den Kindern. Zum andern bin ich nicht der Typ, der sich als ehemaliger Spieler ständig irgendwo im Stadion präsentieren muss. Als Spieler habe ich sehr viele Spiele im Stadion erlebt und gesehen. Danach habe ich gemerkt, dass ich diesen Abstand brauche, nicht alle zwei Wochen im Stadion zu sein. Meine Vereine Werder und Union verfolge ich aber natürlich sehr intensiv. Auch wenn ich nicht jedes Spiel im Fernsehen schaue, ist es für mich immer wichtig, direkt das Ergebnis zu haben. 

WERDER.DE: Am Samstag treffen deine beiden Vereine aufeinander. Während Werder am letzten Wochenende den Klassenerhalt gesichert hat, bewirbt sich Union noch um ein Champions League-Ticket. Wie hast Du die beiden Vereine in dieser Spielzeit erlebt? 

Felix Kroos: Es ist der Wahnsinn, was nicht nur diese Saison, sondern auch die letzten Jahre bei Union abgeht. Da immer noch eine Schippe draufzulegen und es jetzt mit dem letzten Spiel in der eigenen Hand zu haben, in die Champions League zu kommen – das kann man kaum mit Worten beschreiben. Werders Saison bewerte ich absolut positiv, wenn du ein Saisonziel hast und das erreichst. Am Ende war es relativ souverän, Werder war nie wirklich unten drin. Das ist eine Spielzeit, auf die man stolz sein kann. Die Art und Weise, wie diese Saison gespielt wurde, stimmt mich positiv für die Zukunft. 

WERDER.DE: Ein paar Tipps kannst du uns aber auch mit an die Hand geben: Union verteidigt kompakt, aber auch aggressiv nach vorne, ist stark nach Standards und hat mit Becker einen pfeilschnellen Angreifer. Wie würde Coach Kroos versuchen die Eisernen zu schlagen? 

Felix Kroos: Ich bin immer ein Freund davon, die eigene Spielweise durchzubringen, egal wie der Gegner heißt. Das muss Werder wieder machen, dann haben sie Chancen. Dabei müssen erstmal die Basics auf den Platz gebracht werden, spielerisch kann Werder auf jeden Fall mithalten und ist vielleicht sogar einen Tick besser. Aber das ist nicht immer das Entscheidende: Gerade gegen Union muss man läuferisch und kämpferisch gegenhalten. Gerade am 34. Spieltag ist es immer eine besondere Situation. Von daher kann da alles passieren. 

Natürlich schlagen da zwei Herzen in meiner Brust.
Felix Kroos

WERDER.DE: Sportlich gesehen sind Union und Werder die Vereine, für die zwei Herzen in Deiner Brust schlagen. Was tippst du für das Saisonfinale zwischen deinen beiden Ex-Clubs? 

Felix Kroos: Natürlich schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Unter den Voraussetzungen muss ich schon zugeben, dass mir ein Sieg von Union dann doch lieber ist, weil sie damit die Königsklasse sicher machen. Werder könnte es verkraften, das Spiel zu verlieren, weil es im Endeffekt um nichts mehr geht in der Tabelle. Andersrum kann ich auch damit leben, wenn Werder gewinnt, Freiburg verliert und Union trotzdem in der Champions League steht. Wenn ich ein Ergebnis tippen muss, sage ich aber 3:2 für Union. 

WERDER.DE: Dann hoffen wir mal, dass du ausnahmsweise daneben liegst. Vielen Dank für das Gespräch, Felix!

 

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