Geiler Bericht aus Berlin....

wie schön ist das denn geschrieben?
"Bayern-Bremen (2:5)
Abg’watscht is!
Erzrivale Werder demütigt Jürgen Klinsmann und die Bayern – und das auch noch zum Wiesn-Auftakt
S. LANGER


Zum Wiesn-Auftakt trägt ein echter Münchner Sepplhut, aber will nicht miterleben, dass sich der FC Bayern zum Seppl macht. Genau das aber passiert Jürgen Klinsmanns Truppe beim 2:5 gegen Bremen. Rechts das 0:2 durch Naldo.
Gettyimages/Bongarts
München - Echte Liebe, wahre, unverbrüchliche Liebe muss ab und zu eine Menge aushalten. Das neueste Beispiel: Bayern München und Trainer Jürgen Klinsmann, die in den vergangenen Tagen gekuschelt hatten, als wäre Valentins-Tag, haben plötzlich Feuer unterm Dach. Ausgerechnet zum Wiesn-Auftakt kam Erzrivale Werder Bremen in die Allianz-Arena und haute die Bayern mit 5:2 (2:0) weg. Abg’watscht is!


Solche Szenen hat der Fußball-Dom in Fröttmaning noch nie gesehen, so was mussten die Ohren der siegesverwöhnten Bayern-Fans noch nie erdulden: Fünf Böllerschüsse der Gäste zum 0:5 und danach sang der ganze Werder-Fanblock "Jürgen Klinsmann".

Häme ist das Salz, das Sieger in die Wunden der Verlierer reiben. Und Verlierer waren die Bayern auf der ganzen Linie.

Angefangen bei Jürgen Klinsmann, der neben seinem Lieblings-Manager Uli Hoeneß ("Er soll ewig bleiben, es gibt keinen Besseren.") den Gala-Auftritt von Bremens Özil durchleiden musste. Der 19-Jährige bereitete die Treffer von Rosenberg (30.) und Naldo (45.) vor, knallte das 3:0 selber in Rensings Kasten (54.).

Und alle Bayern-Fans fragten sich beim Blick auf die Anzeigetafel, warum sie schon vor der ersten Wiesn-Maß offenbar besoffen waren. Dabei war es doch die Wahrheit. Noch zwei Mal wurde eingeschenkt, durch Ex-Bayer Pizarro (59.) und nochmal Rosenberg (67.). 0:5. Nullzufünf – unfassbar.

Wie süß, dass wenigstens Hizya Ribery ihren Spaß hatte. Mit drei Jahren kapiert der kleine Augenstern des verletzten Bayern-Stars Franck Ribery nicht, dass da unten zwei Teams gegeneinander kicken. Hyzia klatschte bei jedem neuen Tor vor Freude in die Hände.

Wie süß, dass ausgerechnet Ex-Werderaner Tim Borowski die beiden Ehrentreffer – Achtung, Bayern-Fans: So nennt man Tore für eine Mannschaft, die hoffnungslos hinten liegt – erzielte. Das wird für unzählige Schenkelklatscher in den Oktoberfest-Bierzelten sorgen. "Sieben Tore für Werder." Lach-brüll-kreisch!

Wie supersüß, dass Kaiser Franz Beckenbauer den Klinsi aufmunterte. Und Klinsi die Mannschaft. Nur einer wollte gar nichts sagen: Der beste Manager aller Zeiten, der Klinsi nach München geholt hat, verschwand wortlos.

Uli Hoeneß weiß genau: Wenn sein FC Bayern zur Lachnummer der Liga wird, findet er das: Überhaupt! Nicht! Witzig! Nicht mal als frisch Verliebter.

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Berliner Kurier, 21.09.2008